LEBENDIGES WASSER

In diesem Beitrag betrachten wir einen Tag von tiefer prophetischer Bedeutung: Schemini ha Azeret, der achte Tag nach Sukkot, dem Laubhüttenfest. In der Tora wird dieser Tag als eigenständige, heilige Versammlung beschrieben, die über die sieben Tage von Sukkot hinausgeht:

Und der JHWH redete zu Mosche und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sprich: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats soll JHWH das Laubhüttenfest gefeiert werden, sieben Tage lang. Am ersten Tag ist eine heilige Versammlung; da sollt ihr keine Werktagsarbeit verrichten. Sieben Tage lang sollt ihr JHWH ein Feueropfer darbringen; und am achten Tag sollt ihr eine heilige Versammlung halten und JHWH ein Feueropfer darbringen; es ist eine Festversammlung; da sollt ihr keine Werktagsarbeit verrichten.

3.Mose 23:33-36

Während die sieben Tage von Sukkot Freude, Gemeinschaft und Erinnerung an die Wanderung Israels in der Wüste darstellen, ist der achte Tag ein Moment der Intimität, der Sammlung und prophetischen Perspektive auf die Ewigkeit. Der jüdische Midrasch Bamidbar Rabba 21:24 sagt dazu, dass JHWH den achten Tag einsetzte, um noch mehr Gemeinschaft und Nähe zu pflegen. Zwar sind Schriften aus rabbanitischer Tradition nicht Maßgebend, doch letztendlich stimmt diese Aussage.

Versuchen wir, die Bedeutung des achten Tages zu ergründen, sollten wir uns auch mit der Tageszahl beschäftigen. Die Zahl acht symbolisiert Neubeginn, die Auferstehung und das kommende Reich Gottes. Es ist kein weiterer „normaler“ Tag, sondern ein Tag, der prophetisch auf neue Schöpfung hinweist.

Wir finden die Zahl acht in der Bibel viele Male. So wurden acht Menschen auf der Arche gerettet (1.Mose 7:7), aber auch die Praxis der Beschneidung ist zum achten Tag geboten (vgl. 1.Mose 17:12) und die Beschneidung Jeschuas (Lukas 2,21) zeigt, dass Gottes Bund untrennbar mit dem Evangelium verbunden ist. Schemini haʿAzeret verweist auf die bleibende Gegenwart JHWHs, die letztlich in Jeschua vollkommen wird.

Um mehr vom achten Tag zu verstehen, müssen wir das gesamte Fest verstehen. Sukkot ist das Fest des „Wohnens in Hütten“ – ein Symbol für JHWHs Gegenwart in unserer Vergänglichkeit:

Sieben Tage lang sollt ihr in Laubhütten wohnen; alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen, damit eure Nachkommen wissen, dass ich die Kinder Israels in Laubhütten wohnen ließ, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte; ich, JHWH, bin euer Gott.

3.Mose 23:42-43

Die Hütten (Sukkot) erinnern uns daran, dass das Leben vergänglich ist, aber Gott bei uns wohnt. Es ist ein Fest der Freude (Simchatenu), in dem Gottes Gegenwart sichtbar wird. Der Prophet Sacharja verbindet Sukkot prophetisch mit dem messianischen Reich:

Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von all den Heidenvölkern, die gegen Jerusalem gezogen sind, Jahr für Jahr heraufkommen werden, um den König, JHWH der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Und es wird geschehen: Dasjenige von den Geschlechtern der Erde, das nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, JHWH der Heerscharen, anzubeten, über dieses wird kein Regen fallen. Und wenn das Geschlecht der Ägypter nicht heraufzieht und nicht kommt, dann wird er auch über sie nicht fallen. Das wird die Plage sein, mit welcher JHWH die Heidenvölker schlagen wird, die nicht heraufkommen wollen, um das Laubhüttenfest zu feiern. Das wird die Strafe für die Ägypter und die Strafe für alle Heidenvölker sein, die nicht hinaufziehen wollen, um das Laubhüttenfest zu feiern. An jenem Tag wird auf den Schellen der Pferde stehen: »Heilig JHWH«, und die Kochtöpfe im Haus JHWHs werden sein wie die Opferschalen vor dem Altar. Es wird auch jeder Kochtopf in Jerusalem und in Juda JHWH der Heerscharen heilig sein, sodass alle, die opfern wollen, kommen werden und davon nehmen und darin kochen. Und es wird keinen Kanaaniter mehr im Haus JHWHs der Heerscharen geben an jenem Tag. 

Sacharja 14:16-21

Schon hier kündigt sich die universelle Bedeutung von Sukkot an: Das Fest ist nicht nur historisch, sondern prophetisch, ein Bild für die Versammlung aller Völker unter der Herrschaft JHWHs und Jeschuas. Schauen wir uns also Jeschuas Rolle hier etwas näher an.

Der Höhepunkt von Sukkot ist der letzte, große Tag, auch bekannt als Hoschana Rabba. Am Tempel fand an diesem Tag die große Wasserlibation statt, auf Hebräisch „Nisuch ha Majim“ genannt. Priester schöpften dazu Wasser aus dem Teich Schiloach und gossen es mit Wein auf den Altar. Es war ein Symbol für Regen, Segen und den Geist Gottes. In diesem Kontext erhob sich Jeschua.

Es war aber das Laubhüttenfest der Juden nahe.

Johannes 7:2

Aber am letzten, dem großen Tag des Festes stand Jeschua auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, welche an ihn glauben; denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. 

Johannes 7:37-39

Hier wird Jeschua explizit zur Quelle des lebendigen Wassers. Das lebendige Wasser steht für den Heiligen Geist, der den Gläubigen erneuert, reinigt und zum Leben befähigt. Die Mischna kommentiert im Gegensatz dazu:

Wer die Wasserlibation nicht gesehen hat, hat nie Freude gesehen.

Talmud bavli, Sukkah 51a–b

Hat die jüdische Tradition recht? Haben wir keine wahre Freude, wenn wir dieses unbiblische Ritual nicht erlebt haben? Die Bibel sagt uns, dass wir wahre Freude nicht durch derlei äußere Einflüsse erhalten. Wahrhaftige Freude empfangen wir einzig durch JHWH! Jeschua sagt im Grunde: Ich bin diese Quelle! – Er ist nicht nur ein Symbol, sondern die wahre Quelle des ewigen Lebens, die den Durst nach Gott stillt. Jeschua offenbart sich mehrfach als Quelle des lebendigen Wassers, bspw. bei der Begegnung mit der Samariterin.

Jeschua antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Das Weib spricht zu ihm: Herr, du hast ja keinen Eimer, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser? Bist du größer als unser Vater Jaakow, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, samt seinen Söhnen und seinem Vieh? Jeschua antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt.

Johannes 4:10–14

Jeschua zeigt, dass er nicht nur physischen Durt, sondern den geistlichen Durst nach Gott stillt.

Jeschua aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird niemals dürsten.

Johannes 6:35

Die Verbindung zwischen Brot und Wasser symbolisiert ganze Lebensversorgung durch Jeschua – Leib und Geist, Nahrung und Wasser, beides lebensnotwendig.

Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!

Offenbarung 22:17

Die Einladung gilt allen, die bereit sind, den Durst nach Gott zu stillen und die Gabe des Geistes anzunehmen!

Auf prophetischer Ebene symbolisiert das lebendige Wasser mehrere Ebenen in der geistlichen Realität:

1.) Erneuerung des Herzens: Der Heilige Geist transformiert innerlich – Schemini haʿAzeret zeigt prophetisch diesen Übergang zur neuen Schöpfung.

Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut.

Hesekiel 36:26-27

2.) Reinigung und Geist: Jeschua erfüllt diese Verheißung – der Durst nach Gott wird gestillt, der Geist ausgegossen.

Denn ich werde Wasser auf das Durstige gießen und Ströme auf das Dürre; ich werde meinen Geist auf deinen Samen ausgießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge, und sie sollen hervorsprossen zwischen dem Gras wie Weiden an den Wasserbächen. Dieser wird sagen: »Ich gehöre JHWH!«, und jener wird sich nach dem Namen Jaakows nennen; ein anderer wird sich mit seiner Hand JHWH verschreiben und sich den Ehrennamen »Israel« geben.

Jesaja 44:3-5

3.) Gemeinschaft mit Gott: Das endgültige Schemini haʿAzeret ist die bleibende Gegenwart Gottes unter uns.

Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Offenbarung 21:3-4

4.) Ewiges Leben: Das ewige Leben findet am letzten Schemini Azeret statt. Der achte Tag des letzten Sukkot ist der Beginn der Ewigkeit.

Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt.

Johannes 4:14

Im apokryphen Buch Sirach wird zudem die Weisheit als Quelle des Lebens und Erquickung für Suchende bezeichnet.

So ging auch ich aus einem Strom hervor wie ein Wassergraben, wie eine Wasserleitung zu einem Lustgarten. Ich sprach: Ich will meinen Garten wässern und meine Beete tränken. Und siehe, mein Wassergraben führt wieder zum Strom und mein Strom zum Meer.

Sirach 24:30-31

Bemessen an Sprüche 8, erkennen wir also, dass auch dies bestätigt, dass Jeschua diese Quelle ist, da er die personifizierte Weisheit ist. Auch in 4.Esra (bzw. 2.Esdras), einer apokalyptischen Pseudoepigraphie jüdischer Herkunft, wird Wasser als Symbol göttlicher Gnade und Reinigung gedeutet. Diese Deutung von Wasser ist damals, wie heute, im Judentum anerkannt. Diese Gnade und Reinigung erleben wir heute durch Jeschua.

Zu mir aber komme niemand; man soll mich vierzig Tage lang nicht suchen. So nahm ich die fünf Männer mit mir, wie er mir befohlen; wir gingen aufs Gefilde und blieben daselbst. Am folgenden Tag aber, horch, da rief mir eine Stimme zu also: Esra, tu den Mund auf und trinke, womit ich dich tränke! Da that ich den Mund auf, und sieh, ein voller Kelch ward mir gereicht; der war gefüllt wie von Wasser, dessen Farbe aber dem Feuer gleich war. Den nahm ich und trank; und als ich getrunken, entströmte meinem Herzen Einsicht, meine Brust schwoll von Weisheit, meine Seele bewahrte die Erinnerung. Da that sich mir der Mund auf und schloß sich nicht wieder zu. Der Höchste aber gab den fünf Männern Einsicht; so schrieben sie der Reihe nach das Diktierte in Zeichen aus, die sie nicht verstanden. So saßen sie vierzig Tage.

4.Esra (2.Esdras) 14:36-41

Die prophetische Bedeutung von Schemini haʿAzeret verweist auf die Endzeit. Hesekiel beschreibt Wasser aus dem Tempel, das alles Leben erneuert.

Und er führte mich zum Eingang des Hauses zurück, und siehe, da floss unter der Schwelle des Hauses Wasser heraus, nach Osten hin; denn die Vorderseite des Hauses lag gegen Osten. Und das Wasser floss hinab, unterhalb der südlichen Seite des Hauses, südlich vom Altar. Und er führte mich durch das nördliche Tor hinaus und brachte mich auf dem Weg außen herum zum äußeren Tor, das nach Osten gerichtet ist; und siehe, da floss von der rechten Seite des Tores das Wasser heraus! Während nun der Mann mit einer Messschnur in seiner Hand nach Osten hinausging, maß er 1.000 Ellen und führte mich durch das Wasser; und das Wasser ging mir bis an die Knöchel. Und er maß noch 1.000 Ellen und führte mich durch das Wasser; da ging mir das Wasser bis an die Knie. Und er maß noch 1.000 Ellen und führte mich hinüber, da ging mir das Wasser bis an die Lenden. Als er aber noch 1.000 Ellen maß, da war es ein Strom, den ich nicht durchschreiten konnte. Denn das Wasser war so tief, dass man darin schwimmen musste; ein Strom, der nicht zu durchschreiten war. Da sprach er zu mir: Hast du das gesehen, Menschensohn? Und er führte mich und brachte mich wieder an das Ufer des Stromes zurück. Als ich nun zurückkehrte, siehe, da standen auf dieser und jener Seite am Ufer des Stromes sehr viele Bäume. Und er sprach zu mir: Dieses Wasser fließt hinaus zum östlichen Kreis und ergießt sich über die Arawa und mündet ins Tote Meer, und wenn es ins Meer geflossen ist, dann wird das Wasser des Meeres gesund. Und es wird geschehen: Alle lebendigen Wesen, alles, was sich dort tummelt, wohin diese fließenden Wasser kommen, das wird leben. Es wird auch sehr viele Fische geben, weil dieses Wasser dorthin kommt; und es wird alles gesund werden und leben, wohin dieser Strom kommt. Und es wird geschehen, dass Fischer an ihm stehen werden; von En-Gedi bis En-Eglaim wird es Plätze zum Ausbreiten der Netze geben. Seine Fische werden sehr zahlreich sein, gleich den Fischen im großen Meer, nach ihrer Art. Seine Sümpfe aber und seine Lachen werden nicht gesund; sie bleiben dem Salz überlassen. Aber an diesem Strom, auf beiden Seiten seines Ufers, werden allerlei Bäume wachsen, von denen man isst, deren Blätter nicht verwelken und deren Früchte nicht aufhören werden. Alle Monate werden sie neue Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden als Speise dienen und ihre Blätter als Heilmittel. 

Hesekiel 47:1-12

Parallel dazu, fließt der Strom des Lebens laut der Offenbarung aus dem neuen Jerusalem.

Und er zeigte mir einen reinen Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der ausging vom Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte zwischen ihrer Straße und dem Strom, von dieser und von jener Seite aus, war der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt, jeweils eine; und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. Und es wird keinen Fluch mehr geben; und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen; und sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen sein.

Offenbarung 22:1-4

Schemini haʿAzeret ist ein Vorgeschmack der Ewigkeit – eine Einladung, bereits jetzt in der Gegenwart Gottes zu verweilen. Es schließt also auch direkt an das Gebot an, dass man sich laut Tora insbesondere an Sukkot, und laut Paulus, allezeit freuen soll. Doch welchen Anteil hat das lebendige Wasser heute in unserem praktischen Glaubensleben?

1.) Komme zu Jeschua, um den geistlichen Durst zu stillen.

2.) Lass den heiligen Geist in dir fließen, damit du Ströme des Lebens weitergeben kannst.

3.) Lebe prophetisch, in Erwartung des kommenden Reiches Gottes.

4.) Verweile in Gottes Gegenwart, wie am achten Tag von Sukkot – stille, innige Gemeinschaft.

Und so heißt es in der Schrift:

Aber am letzten, dem großen Tag des Festes stand Jesus auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke!

Johannes 7:37

Dies ist eine Einladung, die zeitlos ist und heute genauso gilt, wie damals in Jerusalem, denn:

Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!

Offenbarung 22:17


Marana tha – unser Herr kommt! Hallelujah – gelobt sei Jah!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert