DAS GESETZ – TEIL 7: PAULUS UND DAS GESETZ

In Römer 9:1-29 spricht Paulus von seiner Sorge um das jüdische Volk, das Jeschua noch nicht als Messias kennengelernt hat. Er spricht davon, dass die Verheißungen Gottes immer noch gültig sind, obwohl viele Juden Jeschua ablehnen, und dass das Heil aber nicht durch die jüdischen Gene, sondern durch den Glauben kommt. In Römer 9:30-33 macht Paulus noch einmal deutlich, dass das Befolgen des Gesetzes Gottes uns nicht errettet.

Was wollen wir nun sagen? Dass Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, und zwar die Gerechtigkeit aus Glauben, dass aber Israel, das nach dem Gesetz der Gerechtigkeit strebte, das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht hat. Warum? Weil es nicht aus Glauben geschah, sondern aus Werken des Gesetzes. Denn sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, wie geschrieben steht: »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden!«

Römer 9:30-33

Gerade Abschnitte wie dieser sind die Verse, die leider von vielen Christen aus dem Kontext gerissen werden. Im Endeffekt lässt sich hier der Abschnitt aber sehr einfach durch das zusätzliche Lesen von Jakobus 2:14-26 ergänzen und auslegen.

Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube retten? Wenn nun ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und es ihnen an der täglichen Nahrung fehlt, und jemand von euch würde zu ihnen sagen: Geht hin in Frieden, wärmt und sättigt euch!, aber ihr würdet ihnen nicht geben, was zur Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse erforderlich ist, was würde das helfen? So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot. Da wird dann einer sagen: »Du hast Glauben, und ich habe Werke. Beweise mir doch deinen Glauben aus deinen Werken, und ich werde dir aus meinen Werken meinen Glauben beweisen!« Du glaubst, dass es nur einen Gott gibt? Du tust wohl daran! Auch die Dämonen glauben es — und zittern! Willst du aber erkennen, du nichtiger Mensch, dass der Glaube ohne die Werke tot ist? Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar darbrachte? Siehst du, dass der Glaube zusammen mit seinen Werken wirksam war und dass der Glaube durch die Werke vollkommen wurde? Und so erfüllte sich die Schrift, die spricht: »Abraham aber glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet«, und er wurde ein Freund Gottes genannt. So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein. Ist nicht ebenso auch die Hure Rahab durch Werke gerechtfertigt worden, da sie die Boten aufnahm und auf einem anderen Weg entließ? Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne die Werke tot.

Jakobus 2:14-26

Das Fazit aus dem Abschnitt von Paulus und dem anderen Abschnitt von Jakobus ist, dass man durch Glauben errettet wird und dass Glauben ohne Werke tot ist. Dies bedeutet also, dass wir tatsächlich nur aus Glauben errettet werden und weil wir glauben, auch Gottes Gebote befolgen. Man könnte noch viel mehr über dieses Kapitel sagen, aber da es nicht direkt mit der Gültigkeit von Gottes Gesetzen für Gläubige heute zu tun hat, werden wir auch schon direkt zu Römer 10 weitergehen.

Im Verlauf von Kapitel 10 werden wir mehrere Verse finden, die dazu dienen, ein Verständnis dafür zu vermitteln, dass das Gesetz Gottes aufgehoben wurde, beginnend mit den ersten Versen.

Brüder, der Wunsch meines Herzens und mein Flehen zu Gott für Israel ist, dass sie gerettet werden. Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach der rechten Erkenntnis. Denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkennen und ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten trachten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.

Römer 10:1-3

Paulus beginnt Kapitel 10 mit der Aussage, dass er für das jüdische Volk betet, dass es den Messias kennenlernt und gerettet wird. Er sagt, dass sie ein Zeugnis für Gott haben, aber die Gerechtigkeit Gottes nicht kennen.

Was bedeutet das? Es bedeutet, dass sie die Botschaft der Erlösung nicht kennen. Durch ihre von Menschen gemachte Tradition sind sie zu dem Glauben gelangt, dass Gottes Gerechtigkeit etwas ist, das durch ihren Status und die Einhaltung der Tora erlangt werden kann.

Paulus sagt, dass dieser Versuch, ihre Gerechtigkeit unabhängig vom Messias zu erlangen, in Wirklichkeit eine Weigerung ist, sich Gottes Gerechtigkeit zu unterwerfen. Auch hier geht es um das grundlegende Argument, das Paulus in seinen Briefen immer wieder vorbringt: Die Erlösung ist ein Geschenk Gottes, das aus Gnade durch den Glauben an Jeschua empfangen wird. Wir gehorchen Gottes Gesetz als Folge der Erlösung, nicht um sie zu verdienen.

Denn der Gesalbte ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.

Römer 10:4

Diese Aussage folgt auf die vorherige Aussage des Paulus über die Unwissenheit und Weigerung des jüdischen Volkes, sich Gottes Gerechtigkeit zu unterwerfen. Wiederum bedeutet dies, wie Gott in diesem Zusammenhang einen Sünder als gerecht ansieht.

In dem sie versuchen, ihren gerechten Status vor Gott durch die Tora zu erlangen, haben sie den gesamten Fokus der Tora verfehlt, der darin besteht, uns auf den Messias hinzuweisen. Doch genau dieser Vers dient einer Aussage, die viele Christen heute treffen: Unser Messias hat das Gesetz Gottes beendet, Paulus schreibt das ganz klar.

Nun, Paulus mag für einige im Deutschen sehr klar sein, aber er ist hier im Griechischen noch klarer und das Ergebnis ist ein anderes. Das deutsche Wort „Ende“ im biblischen Text wird von dem griechischen Wort „telos“ (Strong‘s G5056) übersetzt, was wörtlich „Ziel“ im Sinne von „auf einen bestimmtes Ziel zusteuern“ bedeutet. Unser Messias ist unser endgültiges Ziel, wie wir das Gesetz Gottes in Gerechtigkeit praktizieren können. Beachte, was Johannes in ähnlicher Weise schrieb:

Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennt auch, dass jeder, der die Gerechtigkeit tut, aus ihm geboren ist.

1.Johannes 2:29

Auch in anderen Versen wird es dem Sinn gemäß als „Ziel“ übersetzt, wie bspw. bei Petrus:

wenn ihr das Endziel [telos] eures Glaubens davontragt, die Errettung der Seelen!

1.Petrus 1:9

Wird nun unser Glaube „enden“ oder ist das Heil unserer Seele das Ziel unseres Glaubens?

Jetzt aber, da ihr von der Sünde frei und Gott dienstbar geworden seid, habt ihr als eure Frucht die Heiligung, als Ende [telos] aber das ewige Leben.

Römer 6:22

Wird die „Heiligung“ enden, oder ist das ewige Leben das Ziel der Heiligung? Nachdem wir nun einige andere Beispiele aus der Schrift gesehen haben, wie einige Verwendungen des griechischen Wortes „telos“ zu interpretieren sind, sollten wir noch einmal zu Römer 10 zurückkehren und uns die gleichen Fragen stellen.

Wenn in Römer 10:4 steht, dass Jeschua das „telos“ des Gesetzes ist, ist dann das Gesetz zu Ende, oder ist unser Messias unser Beispiel dafür, wie man das Gesetz Gottes in Rechtschaffenheit auslebt? Ist er das Ziel?

Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. Und daran erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: »Ich habe ihn erkannt«, und hält doch seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in einem solchen ist die Wahrheit nicht; wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollkommen geworden. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.

1.Johannes 2:1-6

Das ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs, denn wir haben noch nicht einmal den gesamten Kontext von Römer 10 behandelt. Paulus lehrt nichts Neues, er erzählt einfach, wie die Tora in 5.Mose 28-30 zum Ausdruck kommt. Dies war und ist immer die Art und Weise, wie wir im Glauben leben sollten, und deshalb kam unser Messias, um uns dies in zu lehren und vorzuleben. Sein Lebensstil ist uns ein Ziel zur Gerechtigkeit. Wenn es also hilft, den Vers besser zu verstehen, ist es leider notwendig, die wahre Bedeutung des Wortes „telos“ kennenzulernen und den Übersetzern nicht blind zu vertrauen.

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