Ganz oft finde ich mich in Diskussionen wieder, in denen es darum geht, wer nun Israel ist oder nicht. Sind die Juden nun Israel, sind die Christen nun Israel oder ganz wer anders? Die meisten Christen kennen in diesem Kontext vermutlich den Begriff „Ersatztheologie“. Jahrhundertelang lehrte die Kirche, dass ausschließlich die Christen, die zur entsprechenden Kirche gehören, auch die wahre Israeliten sind. Das ist sehr pauschal und deshalb kann ich das auch nur pauschal ablehnen. Israelit zu sein, hängt nicht von der Kirchenzugehörigkeit ab. Selbst die Tatsache, sich Christ zu nennen, reicht nicht automatisch aus, um ein Israelit zu sein. Paulus hat sich vor etwa 2.000 Jahren auch schon mit dem Thema auseinandergesetzt.
Ich frage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Samen Awrahams, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor ersehen hat! Oder wisst ihr nicht, was die Schrift bei Elija sagt, wie er vor Gott gegen Israel auftritt und spricht: »JHWH, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre zerstört, und ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten mir nach dem Leben!« Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? »Ich habe mir 7.000 Männer übrig bleiben lassen, die ihr Knie nicht gebeugt haben vor Baal.« So ist nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest vorhanden aufgrund der Gnadenwahl.
Römer 11:1-5
Paulus berichtet hier in Römer 11 von Elija und den 7.000 Israeliten, die einzig JHWH die Ehre und Anbetung gaben, während alle anderen Israeliten sich vor dem Baal beugten. Natürlich waren sowohl die gottesfürchtigen, als auch die gottlosen Israeliten genetisch betrachtet Israeliten. Doch nur die 7.000 gottesfürchtigen Israeliten waren wahrhatig Israeliten auch von ihrem Herzen her. Ebenso sind auch heute alle Juden genetisch definitiv Juden und somit Israeliten. Aber sind sie vom Herzen auch Israeliten?
Israelit zu sein hat aber nicht nur mit Genetik, sondern auch und sogar primär mit Verheißung zu tun. Manche Denominationen trennen deshalb zwischen dem physischen und dem geistlichen Israel. Doch auch das ist pauschal so nicht korrekt, da hier zwei Israels gegenüber gestellt werden, was irreführend ist. Laut Bibel gibt es nur ein einziges Israel. Dies bedeutet, dass das physische und geistliche Israel miteinander korrelieren müssen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, einzelne Verse oder Aussagen stets kontextuell zu prüfen. Um den gesamten biblischen Rahmen zu prüfen, fehlt an dieser Stelle leider aber die Zeit. Dennoch möchte ich darauf teilweise eingehen. Paulus schreibt dazu einige Kapitel vorher an die Römer folgendes:
Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und seine Beschneidung geschieht am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach. Seine Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.
Römer 2:28-29
In diesen Versen macht Paulus klar, dass sich ein wahrer Israelit nicht durch eine äußerliche Beschneidung definiert. Es reicht nicht, als Baby beschnitten worden zu sein und sich nun einfach auf seine Herkunft zu berufen. Solche Juden gab es damals und gibt es auch heute, die tatsächlich glauben, einzig wegen ihrer Herkunft errettet zu sein. Paulus erklärt aber, dass es bei der Nachfolge um die innere Beschneidung geht. In der gesamten Beschneidungsdebatte ging es genau um dieses Problem. Nicht zuerst die Beschneidung am Körper und dann die Beschneidung am Herzen, ist was Awraham vorgelebt hat, sondern zuerst muss immer erst die Beschneidung am Herzen kommen, die durch unserem Glauben geschieht und woraus dann selbstverständlich auch die Beschneidung am Körper resultierte. Und hiermit kommen wir wieder zu Römer 11, wo einerseits Zweige erwähnt werden, die aus dem Ölbaum ausgebrochen wurden und andererseits welche erwähnt werden, die sich nicht erheben sollen.
Wenn aber etliche der Zweige ausgebrochen wurden und du als ein wilder Ölzweig unter sie eingepfropft bist und mit Anteil bekommen hast an der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums, so überhebe dich nicht gegen die Zweige! Überhebst du dich aber, so bedenke: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!
Römer 11:17-18
Die ausgebrochenen Zweige sind Israeliten, die genetisch zwar Israeliten sind, die aber dem Herzen nach, nicht israelitisch leben. Sie missachten Gottes Weisung und wurden also zur Strafe ausgebrochen. Diejenigen, die sich nicht überheben sollen, sind Personen, die augenscheinlich keine Israeliten sind. Doch schauen wir uns zunächst den Baum etwas genauer an.
Wenn aber die Erstlingsgabe heilig ist, so ist es auch der Teig, und wenn die Wurzel heilig ist, so sind es auch die Zweige.
Römer 11:16
Wer oder was sind die Erstlingsgabe und der Teig bzw. die Wurzel und die Zweige? Paulus beantwortet dies im ersten Korintherbrief:
Nun aber ist der Gesalbte aus den Toten auferweckt; er ist der Erstling der Entschlafenen geworden.
1.Korinther 15:20
Die Erstlingsgabe ist hier mit der Wurzel gleichzusetzen und beide Bilder stehen für Jeschua. Der Teig wiederum ist mit den Zweigen gleichzusetzen und beides steht symbolisch für die Israeliten. Jeschua ist heilig und durch ihn werden auch wir geheiligt. Die ursprüngliche Frage ist nun aber noch nicht beantwortet. Wer ist Israel?
In Römer 11:17 lesen wir vom wilden Zweig, der eingepfropft wird. Es handelt sich nicht um einen Zweig eines anderen Baumes, sondern auch um einen Ölzweig. Dies bedeutet, dass dies nicht irgendwelche Leute sind, die hier eingepfropft werden. Wenn der edle Zweig für Israel steht, steht der wilde Zweig für wilde Israelliten, sinnbildlich also für Israeliten, die nicht mehr Teil ihres Volkes sind. Aber wo kommen die denn nun plötzlich her?
Es sind die Israeliten, von denen wir auch in Römer 9 lesen können, worüber wir aber vorher bei der Betrachtung des Kapitels noch nicht gesprochen hatten. So heißt es dort:
Als solche hat er auch uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden; wie er auch durch Hosea spricht: »Ich will das mein Volk nennen, was nicht mein Volk war, und die ›Geliebte‹, die nicht Geliebte war. Und es soll geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk!, da sollen sie ›Söhne des lebendigen Gottes‹ genannt werden.« Jesaja aber ruft über Israel aus: »Wenn die Zahl der Kinder Israels wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur der Überrest gerettet werden; denn eine abschließende und beschleunigte Abrechnung in Gerechtigkeit wird der Herr durchführen, ja, eine summarische Abrechnung über das Land!« Und, wie Jesaja vorhergesagt hat: »Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Samen übrig bleiben lassen, so wären wir wie Sodom geworden und Gomorra gleichgemacht!« Was wollen wir nun sagen? Dass Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, und zwar die Gerechtigkeit aus Glauben, dass aber Israel, das nach dem Gesetz der Gerechtigkeit strebte, das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht hat. Warum? Weil es nicht aus Glauben geschah, sondern aus Werken des Gesetzes. Denn sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, wie geschrieben steht: »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden!«
Römer 9:24-32
Paulus zitiert in diesen Versen einerseits aus Hosea und wenn wir uns die Verse im Original ansehen, stellen wir fest, dass es hierbei nicht um irgendwelche Heiden geht.
Und doch wird die Zahl der Kinder Israels werden wie der Sand am Meer, den man nicht messen noch zählen kann; und es soll geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: »Ihr seid nicht mein Volk«, da sollen sie »Söhne des lebendigen Gottes« genannt werden. Dann werden die Söhne Judas und die Söhne Israels sich einmütig versammeln und über sich ein einziges Oberhaupt setzen und werden aus dem Land heraufziehen; denn der Tag von Jesreel wird groß sein. Nennt eure Brüder »Mein Volk«, und eure Schwestern: »Begnadigte«!
Hosea 2:1-3
Und ich will sie mir im Land ansäen und mich über die »Unbegnadigte« erbarmen und zu »Nicht-mein-Volk« sagen: »Du bist mein Volk!«, und es wird sagen: »Du bist mein Gott!«
Hosea 2:25
Der Prophet spricht hier von Israel und Juda. Er spricht insbesondere von den Israeliten, die zwischenzeitlich verstoßen wurden. Um den Kontext bis ins kleine Detail zu kennen, empfehle ich jedem, Hosea 2 komplett zu lesen. Andererseits zitiert Paulus aus Jesaja.
Und es wird geschehen: An jenem Tag wird der Überrest Israels und das, was vom Haus Jakobs entkommen ist, sich nicht mehr auf den stützen, der ihn schlägt, sondern er wird sich in Wahrheit auf JHWH verlassen, auf den Heiligen Israels. Ein Überrest wird sich bekehren, der Überrest Jakobs zu dem starken Gott. Denn wenn dein Volk, o Israel, wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Überrest von ihm sich bekehren; denn Vertilgung ist beschlossen, die einherflutet in Gerechtigkeit. Denn ein Vertilgen, und zwar ein fest beschlossenes, wird der Herrscher, JHWH der Heerscharen, inmitten der ganzen Erde ausführen.
Jesaja 10:20-23
Der Prophet ist hier eindeutig. Es geht erneut nicht um irgendwelche Heiden, sondern um den Überrest Israels, der sich bekehren wird.
Es geht um Israeliten unter den Heiden, die durch Assimilation selber wie Heiden wurden. Um im Sinnbild zu bleiben: Es sind herausgerissene, verwilderte Zweige, die nach langer Zeit wieder in den ursprünglichen, wahrhaftigen Ölbaum eingepfropft werden. Diese Einpfropfung geschieht nicht alleine durch akkurate Gesetzestreue, sondern durch Jeschuas Opfer, dem daraus resultierenden Glauben, der daraus resultierenden Gerechtigkeit und den daraus resultierenden Werken der Liebe. Paulus ist hier also klar und deutlich, wenn wir den Text im Kontext und nicht isoliert lesen.
Nun lesen wir aber, dass auch Zweige des edlen Ölbaumes ausgerissen werden und vor allem, dass diese wieder eingepfropft werden können. Genau davon spricht ja auch Jesaja, wenn er sagt, dass der Überrest sich bekehren wird. Es sind also Hopfen und Malz noch nicht verloren, wenn ein Jude heute noch nicht an Jeschua glaubt.
Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel eher können diese, die natürlichen Zweige, wieder in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden! Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibt, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: »Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden, und das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde«. Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um euretwillen, hinsichtlich der Auserwählung aber Geliebte um der Väter willen.
Römer 11:24-28
Während die wilden Zweige durch den Glauben an Jeschua zur Tora kommen, lesen wir hier, dass die Juden, die Jeschua nicht kennen, aber der Tora folgen, Jeschua durch die Tora kennenlernen werden.
Die Juden sind nach wie vor genetische Israeliten und selbstverständlich dürfen wir jüdische Irrlehren aufdecken. Aber wir dürfen uns nicht über Juden erheben, nur weil sie Jeschua noch nicht kennen. Wichtig: „Noch nicht kennen“ bedeutet, dass sie die Chance haben, Jeschua kennenzulernen.
Genetisch sind Juden also ganz klar Israeliten und ich persönlich bin der Überzeugung, dass die absolute Mehrheit derer, die an Jeschua glauben, auch genetische Israeliten sind und dies aufgrund einer 2.700 Jahre währenden Diaspora und Assimilation nicht mehr wissen. Paulus beantwortet also abschließend für uns, wer das wahre Israel der Verheißung ist.
Er beruft sich, wie bereits erwähnt, auf das Geschehen von Elija und den Baals-Priestern. Alle anwesenden waren genetische Israeliten, doch nur 7.000 gottesfürchtige Israeliten, waren gemäß der Verheißung tatsächlich, wahre Israeliten.
Bedeutet für uns heute, dass nur diejenigen geistlich auch Israeliten der Verheißung nach sind, die trotz oder wegen ihrer Herkunft, Jeschua als Messias angenommen haben und ihrem König bedingungslos nachfolgen.
An dieser Stelle möchte ich das Thema noch einmal tiefer betrachten und dafür anders aufrollen. Wie bereits beschrieben, gibt es immer wieder Diskussionen darüber, wer Israel ist oder auch darüber, wer die Gemeinde Gottes ist. Was wäre, wenn ich nun sagen würde, dass es ein und dasselbe ist? Das mag für viele zunächst schwer zu verstehen sein, aber lass uns das etwas genauer untersuchen.
Was sind also die exakten Definitionen der Worte „Israel“ und „Kirche“?
Israel wird offensichtlich zuerst als Volk im alten Testament genannt.
Der Pharao antwortete: Wer ist der Herr, dass ich auf seine Stimme hören sollte, um Israel ziehen zu lassen? Ich kenne den Herrn nicht, und ich will Israel auch nicht ziehen lassen!
2.Mose 5:2
Gott machte einen Unterschied zwischen seinem Volk Israel und den Heiden:
Und der Herr wird einen Unterschied machen zwischen dem Vieh Israels und dem Vieh der Ägypter, sodass von allem, was den Kindern Israels gehört, kein einziges sterben wird!
2.Mose 9:4
So zogen die Kinder Israels aus von Ramses nach Sukkot, etwa 600.000 Mann Fußvolk, ungerechnet die Frauen und Kinder. Es zog aber auch viel Mischvolk mit ihnen, und Schafe und Rinder und sehr viel Vieh.
2.Mose 12:37-38
Offensichtlich gingen also auch andere Personen mit ihnen. Was geschah mit diesen Menschen? Nun, wir stellen fest, dass sie schließlich dann als Teil Israels betrachtet wurden. Beacht, was zu dem Zeitpunkt gesagt wird, als der Pharao all diejenigen verfolgt, die kurz nach ihrer Freilassung gegangen sind.
Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und trat hinter sie; und die Wolkensäule vor ihnen machte sich auf und trat hinter sie. So kam sie zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels; und sie war für die einen Wolke und Finsternis, und für die anderen erleuchtete sie die Nacht, sodass diese und jene die ganze Nacht nicht zusammenkamen.
2.Mose 14:19-20
Sie wurden als ein Teil Israels betrachtet. Sie waren wirklich die ersten, die eingepfropft wurden. Denk daran, dass das Land, in das Israel einzog, um es zu erobern, unter den zwölf Stämmen aufgeteilt wurde. Nicht die zwölf Stämme und diejenigen, die sich ihnen anschlossen bekamen Land, sondern nur die zwölf Stämme. Außerdem werden wir darüber informiert, dass sie nicht als anders gelten oder ihre eigenen Gesetze befolgen sollen, sondern angewiesen werden, dieselben Gesetze zu befolgen wie diejenigen, die von Geburt an zum Volk gehörten.
In der ganzen Gemeinde soll ein und dieselbe Satzung gelten, für euch und für den Fremdling; eine ewige Satzung soll das sein für eure künftigen Geschlechter; wie ihr, so soll auch der Fremdling sein vor dem Herrn. Ein Gesetz und ein Recht gilt für euch und für den Fremdling, der sich bei euch aufhält.
4.Mose 15:15-16
Da haben wir es also: Wie Israel, so soll auch der Fremdling sein vor JHWH! Sie sind identisch und wurden wirklich eingepfropft in Israel. Was sagt uns das also? Israel ist jeder, der sich entscheidet, Gott JHWH zu folgen. Das sollten wir nicht vergessen.
Was ist nun mit der Kirche? Die Kirche wird natürlich zuerst im neuen Testament erwähnt. Und zwar von Jeschua selbst.
Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde [ekklesia1] bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.
Matthäus 16:18
Er erwähnt sie auch in Matthäus 18:
Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde [ekklesia]. Hört er aber auch auf die Gemeinde [ekklesia] nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner.
Matthäus 18:17
Das griechische Wort „ekklesia“ bezeichnet wörtlich eine Versammlung von Bürgern, die aus ihren Häusern an einen öffentlichen Ort gerufen werden und kann sinngemäß vereinfacht mit „Versammlung“ übersetzt werden. Hätten die Übersetzer das Wort „Versammlung“ anstelle des Wortes „Kirche“ verwendet, gäbe es keine Verwirrung in dieser Frage. Wir ermutigen dich, das Wort „Versammlung“ im Alten Testament nachzuschlagen. Du wirst feststellen, dass es sich auf die „Kirche“ des Alten Testaments bezieht. Vergleiche bitte die Bezugnahme von Stephanus auf Mose in der Apostelgeschichte.
Das ist der, welcher in der Gemeinde [ekklesia] in der Wüste war zwischen dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete, und unseren Vätern; der lebendige Worte empfing, um sie uns zu geben;
Apostelgeschichte 7:38
Das Wort für Versammlung ist hier „ekklesia“, und ist somit genau das gleiche Wort, das für „Kirche“ bzw. „Gemeinde“ im gesamten Neuen Testament verwendet wird.
Warum haben die Übersetzer aus dieser „ekklesia“ nicht „Kirche“ übersetzt, wie sie es bei vielen anderen Versen im Neuen Testament machen? Weil das Mose in die „Kirche“ einreihen würde und die meisten wollen die Kirche von Israel trennen. Dabei könnte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein. Wenn „Versammlung“ so verwendet werden würde, wie es für die „ekklesia“ im Rest des Neuen Testaments hätte verwendet werden sollen, wäre der Übergang zwischen dem Alten und dem Neuen Testament nahtlos. Denn würden wir sehen, dass die „Kirche“ einfach nur die Fortführung der israelitischen Volksversammlung im Alten Testaments ist und nicht eine vermeintlich neue Schöpfung oder Erfindung von Jeschua oder Paulus.
Übrigens gibt es zudem die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testament, die bis zu 300 Jahre vor Jeschuas Ankunft geschrieben wurde. In dieser Übersetzung lesen wir, dass dort, wo es um die „Gemeinde Israel“ geht, das Wort „ekklesia“ verwendet wurde23.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass „ekklesia“ im ersten Jahrhundert von allen Juden als die Versammlung Israels bekannt war. Das kann man wirklich nicht mehr übersehen. Um diesen Punkt zu vertiefen, sehen wir im neuen Jerusalem, dass es zwölf Tore für die zwölf Stämme Israel gibt.
Und sie hat eine große und hohe Mauer und zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen angeschrieben, nämlich die der zwölf Stämme der Söhne Israels.
Offenbarung 21:12
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es kein Tor für die nicht-israelische bzw. heidnische „Kirche“ gibt.
Was bedeutet das? Wir sind eingepfropft in Israel und Israel ist die „Kirche“. Biblisch gesehen können wir Israel und die Kirche nicht voneinander trennen!
Erinnere dich daran, wie in den Tagen des Auszug aus Ägypten – dem ersten Exodus -, jeder, der sich entschied, JHWH zu folgen zu Israel zählte und so ist es auch heute. Israel ist die „Kirche“ und die „Kirche“ ist Israel. Niemand wird das neue Jerusalem durch eines der Tore der zwölf Stämme betreten, der nicht zu Israel gehören möchte.
1https://biblehub.com/greek/1577.htm
2LXX: vgl. 5.Mose 4:10, 9:10; 18:16, 23:2-8, 31:30; Josua 8:35 (/LXX: 9:2f); Richter 20:2, 21:5
3https://olsenpark.com/Sermons07/CongregationOfTheLord.html