DIE DREI WOCHEN – ZWISCHEN DEN BEDRÄNGNISSEN

Vom 17.Tammus (hebr.: „Schiwa Assar be Tammus“) bis zum 9.Aw (hebr.: „Tischa be Aw“) findet laut der rabbanitischen Tradition die Zeit „Zwischen den Bedrängnissen“ (hebr. „Bein ha Mezarim“), auch „Die drei Wochen“ (hebr.: „Schloschet ha Schawuot“) genannt, statt. Diese drei Wochen sind eine jährliche Trauerzeit, die in den Sommer fällt, zu der die Zerstörung des Tempels und der Eintritt in ein immer noch andauerndes Exil betrauert wird. Die Zeit beginnt am 17.Tammus, der den Tag markiert, an dem die Mauern Jerusalems im Jahr 69 n.u.Z. von den Römern durchbrochen wurden. Sie erreicht ihren Höhepunkt und endet mit dem 9.Aw, dem Tag, an dem die beiden heiligen Tempel in Brand gesetzt wurden. Dies ist der traurigste Tag des jüdischen Kalenders, und es ist auch das Datum, an dem viele andere Tragödien über unser Volk hereinbrachen.


Während der gesamten drei Wochen werden traditionell verschiedene mit der Trauer verbundene Bräuche und Rituale befolgt. So schneiden rabbanitische Juden nicht die Haare, kaufen keine neue Kleidung, hören keine Musik und feiern keine Hochzeiten. Der 17.Tammus ist ein Fastentag, an dem von der Morgendämmerung bis zum Einbruch der Nacht nichts gegessen und getrunken wird. Das Fasten erinnert an fünf tragische Ereignisse, die sich teilweise traditionell, teilweise historisch erwiesen an diesem Tag ereigneten. Laut Mischna Taanit 4:6 ereilten das Volk an diesem Tag fünf Unglücke:

  1. Mosche zerbrach die beiden Steintafeln auf dem Berg Sinai, als er das Goldene Kalb sah.
  2. Ein Götzenbild wurde im Tempel durch König Menasche errichtet.
  3. Während der babylonischen Belagerung Jerusalems wurde das tägliche Tamid-Opfer nicht mehr dargebracht, weil keine Schafe zur Verfügung standen.
  4. Während der römischen Belagerung Jerusalems wurden die Stadtmauern durchbrochen, was zur Zerstörung des zweiten Tempels an Tischa be Aw führte.
  5. Vor dem Aufstand von Bar Kochba verbrannte der römische Militärführer Apostomus eine Torarolle.

Wenigstens der Mauerdurchbruch Jerusalems lässt sich historisch bezeugen!

Die letzten neun Tage der drei Wochen sind eine Zeit der verstärkten Trauer. Ab dem 1.Aw essen rabbanitische Juden kein Fleisch, trinken keinen Wein und tragen keine frisch gewaschene Kleidung.

Zum 9.Aw findet ein strengeres Fasten statt als am 17.Tammus. Es beginnt mit dem Sonnenuntergang des Vorabends, um dann das Buch der Klagelieder zu lesen. Neben dem Fasten verzichten rabbanitische Juden auf weitere Aktivitäten, z.B. Waschen, Auftragen von Lotionen oder Cremes, Tragen von Lederschuhen und ehelichen Geschlechtsverkehr. Bis zum Mittag sitzen rabbanitische Juden auf dem Boden oder auf niedrigen Hockern. Laut Mischna Taanit 4:6 haben sich fünf Unglücke am neunten Aw ereignet, die das Fasten rechtfertigen:

  1. Dem Volk Israel wurde in der Wüste angekündigt, dass es noch 40 Jahre zu wandern habe.
  2. Der erste Tempel und das Königreich Juda wurden 586 v.u.Z. von den Babyloniern unter König Nebukadnezar zerstört, und die Juden wurden gefangen ins Exil nach Babylon verbannt.
  3. Der zweite Tempel wurde 70 n.u.Z. durch die Römer zerstört.
  4. Der Bar-Kochba-Aufstand gegen Rom schlug fehl, Schimon bar Kochba wurde 135 n.u.Z. umgebracht und die Stadt Betar wurde erobert.
  5. Die Stadt Jerusalem wurde 136 n.u.Z. dem Erdboden gleichgemacht.

Wenigstens die Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes, die Eroberung Betars und die restlose Zerstörung Jerusalems lassen sich historisch bezeugen! Außerdem sind folgende Dinge laut historischer Nachweise auch tatsächlich passiert:

  1. Papst Urban II. deklarierte den Ersten Kreuzzug. Der Kreuzzug brachte 1099 n.u.Z. im Rheinland, in Frankreich und in Jerusalem tausenden von Juden Tod und Zerstörung, bis zur totale Auslöschung.
  2. Juden aus England wurden, begleitet durch Pogrome und Beschlagnahme von Büchern und Besitz, 1290 n.u.Z. aus England ausgewiesen.
  3. Die Inquisition in Spanien und Portugal endete in der Ausweisung der Juden von der Iberischen Halbinsel mit dem Alhambra-Edikt in 1492 n.u.Z., Familien wurden getrennt, viele starben durch Ertränken und verloren Grund und Boden. Damit begann das Exil der Sephardim unter anderem nach Nordafrika. Am 3.August am Morgen nach dem Ablauf der Ausweisung, verlängert vom 31.Juli, segelte Kolumbus nach Amerika.
  4. Österreich-Ungarn erklärt Serbien 1914 n.u.Z. den Krieg. Der Erste Weltkrieg begann und über 120.000 Gefallene in der Deutschen Armee waren Juden. Über 400 Pogrome fanden unmittelbar nach dem Krieg in Ungarn, Ukraine, Polen und Russland statt.
  5. Die Deportationen vom Warschauer Ghetto in das Vernichtungslager Treblinka begannen 1942 n.u.Z.
  6. Das Bombenattentat auf das Gebäude des Jüdischen Gemeindezentrum in Buenos Aires, Argentinien fand 1994 n.u.Z. statt, wobei 86 Menschen starben und mehr als 300 verletzt wurden.


Hinter den drei Wochen steckt mehr als Fasten und Klagen. Die rabbanitischen Weisen sagen, dass diejenigen, die um die Zerstörung Jerusalems trauern, die Ehre haben werden, die Stadt mit dem Kommen des Gesalbten wieder aufgebaut zu sehen. Tatsächlich lesen wir vom Fasten im Monat Tammus und im Monat Aw auch in der Bibel und stehen tatsächlich auch im Kontext zur Widerherstellung Israels durch Jeschua:

Und das Wort JHWHs der Heerscharen erging an mich folgendermaßen: So spricht JHWH der Heerscharen: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften und das Fasten im siebten und das Fasten im zehnten Monat wird dem Haus Juda zur Freude und Wonne werden und zu fröhlichen Festtagen. Liebt ihr nur die Wahrheit und den Frieden! So spricht JHWH der Heerscharen: Es werden noch Völker und die Bewohner vieler Städte kommen; und die Bewohner einer Stadt werden zu denen einer anderen kommen und sagen: »Lasst uns hingehen, um JHWH anzuflehen und JHWH der Heerscharen zu suchen! Auch ich will gehen!« So werden große Völker und mächtige Nationen kommen, um JHWH der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und JHWH anzuflehen. So spricht JHWH der Heerscharen: In jenen Tagen wird es geschehen, dass zehn Männer aus allen Sprachen der Heidenvölker einen Juden beim Rockzipfel festhalten und zu ihm sagen werden: »Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist!«

Sacharja 8:18-23

Wie Sacharja schreibt, werden in jener Zeit, in denen die Fastentage des vierten und fünften Monat zu Festtagen werden, zehn Männer aus den heidenvölkern die Quasten eines Juden ergreifen. Diese zehn Heiden stehen für die Gläubigen an Jeschua und die verlorenen Stämme Israels, der Jude ist der gesalbte Gottessohn Jeschua. Durch ihn geschieht die Wiederherstellung aller Dinge, durch ihn kann der dritte Tempel errichtet werden und durch ihn werden somit diese Trauertage zur Freudentagen.

Fazit ist, dass wir an diesen Tagen auch fasten dürfen, sofern wir es auf dem Herzen haben – immerhin sind diese Tage biblisch als Fastentage belegt. Im Unterschied zu den Rabbaniten sollten wir uns aber bewusst sein, dass wir nicht aus der Tradition heraus fasten müssen und haben auch keine Notwendigkeit, die rabbanitischen Regeln dieser drei Wochen einzuhalten. Viel wichtiger ist die Vorausschau auf die Wiederkunft Jeschuas – er bringt Frieden, Wiederherstellung und Freude!

Denen, die zudem noch mehr zu Tischa be Aw erfahren wollen, empfehlen wir den Artikel über „Die Zerstörung des Tempel“!

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