DIE MÜNDLICHE TORA

Die Überlieferungen der Alten und die Sprüche der Väter auf dem Prüfstand!

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich selber jüdischer Herkunft bin, einige Zeit meines Lebens die rabbanitischen Traditionen als lebensnotwendig betrachtet habe und gemäß dem rabbanitischen Judentum ein tendenziell orthodoxen Lebensstil hatte. Mir geht es hier nicht darum kleinere Widersprüche und Auslegungsschwierigkeiten zu untersuchen, auch geht es mir nicht darum, antisemitische Ressentiments zu wiederholen, oder rabbanitische Juden willentlich und unrechtmäßig zu beleidigen, denn es geht hier um das Herz und die Seele des traditionellen, rabbanitischen Judentums – einer Religion, die mit ihren Traditionen steht und fällt. Die Frage, die sich jeder ehrliche, rabbanitische Jude oder Menschen, die sich dem rabbanitischen Judentum nahe fühlen, stellen muss, lautet: Was ist, wenn die Bibel das eine sagt und die rabbanitische Traditionen das andere? Folge ich dann Gott oder folge ich den Menschen?

Aber Petrus und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!

Apostelgeschichte 5:29

Das rabbanitische Judentum glaubt, dass Gott seinem Propheten Mosche (hebr.: Mose) nicht nur ein schriftliches Gesetz, die Tora in den fünf Büchern Mose, die „Tora schebichtaw“ genannt wird gegeben hat. Stattdessen glauben sie, dass Gott auch eine mündliche Tora gegeben hat, welche laut rabbanitischer Tradition „Tora schebal peh“ heißt. Laut Tradition sind die meisten Gebote im geschriebenen Gesetz zu kurz gefasste und allgemeine Aussagen, dass es sozusagen nur Überschriften der Gesetze sind. Sie bedürfen laut Tradition der Auslegung, müssen erweitert und erklärt werden. Nach traditioneller Auffassung gab Gott also Mosche auch ein mündliches Gesetz, dass das geschriebene Gesetz auslegte und Mosche gab es dann an Jehoschua (hebr.: Josua) weiter, der es an die führenden Ältesten seiner Generation weitergab, die es wiederum an die Propheten der nächsten Generationen weitergaben. Die nachweislich ursprünglichste Aussage dazu finden wir in den Sprüchen der Väter:

Moses1Zu den meisten Sätzen dieses Traktats befindet sich eine Erklärung und erweiterte Ausführung in dem allen Talmud-Editionen beigedruckten אבות דר׳ נתן,
das hier mit AN. zitiert wird. EM. bezeichnet meine Abhandlung: „Die erste Mischna“ (Berlin 1882).
hat die Tora2Hier vorzugsweise „die mündliche Lehre“ תורה שבעל פה, auch מסורת = παράδοσις (τῶν πατέρων) oder קבלה = διαδοχή genannt (vgl. Josephus Ant. XIII, 10, 6). Die Väter, welche die mündliche Lehre von Geschlecht zu Geschlecht überliefert haben, sind die אבות, nach denen dieser Traktat benannt ist, EM. 6 und 26. auf dem Sinai3מסיני eig. vom Sinai her, Edujot VIII, 7 empfangen und sie dem Josua überliefert4מסר aram. übergeben, davon מסורת, und Josua den Ältesten5Josua 24, 31., und die Ältesten den Propheten6Jerem. 7, 25. In AN. 1 werden noch die Richter (שופטים) zwischen זקנים und נביאים eingeschaltet. und die Propheten haben sie den Männern der großen Versammlung7Die aus 120 Männern zusammengesetzte oberste Gerichtsbehörde, die in den ersten Zeiten des zweiten Tempels eine ähnliche Stellung hatte, wie das spätere Synedrion, das ebenfalls כנסת = כנישתא genannt wurde (Megillat Taanit c. 10), vgl. Mag. f. d. Wissensch. d. Judent. 1883 S. 46—63. — In AN. 1 sind חגי זכריה ומלאכי zwischen נביאים und אנשי כנה״ג hinzugefügt. überliefert. Diese sprachen drei Dinge aus: Seid vorsichtig8הוו wie Gen. 27, 29. מהון langsam, gelassen, davon המתין warten. beim Richtspruche9Nach AN. 1 bei jedem UrTeil., stellet viele Schüler aus, und machet einen Zaun um die Tora10Treffet Maßregeln zum Schutze des Gesetzes, vgl. חכמים עשו סייג לדבריהם Berachot 4b. — Nach AN. 2–3 stand diese Vorschr. an zweiter und העמ׳ תלמי הרבה an
dritter Stelle.
.

Mischna, Pirkei Awot 1:1; Lazarus Goldschmidt, 1929

Grundsätzlich sind diese Worte erst einmal nicht Falsch. Jeschua (hebr.: Jesus) selber handelte nach diesem Beispiel. Er kannte die Tora, die Gott seinen Vorvätern gab und lehrte diese (Matthäus 5:17-20), er war vorsichtig mit Richtsprüchen (Johannes 8:1-11), er machte viele Jünger (Matthäus 10:5-15; Lukas 10:1-12) und er machte in der Hinsicht einen Zaun um die Tora, dass er sie sehr exakt auslegte (Markus 10:1-12). Das Problem ist, dass die Sprüche der Väter aber anderes meinten und dass, was hier als „Tora“ bezeichnet wurde, nicht die „geschriebene Tora“, sonder eigentlich die „mündliche Tora“ meint und diese nicht dem Wort Gottes entspricht.

Da kamen die Schriftgelehrten und Pharisäer von Jerusalem zu Jeschua und sprachen: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten [= Sprüche der Väter]? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Und warum übertretet ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? Denn Gott hat geboten und gesagt: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!« und: »Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben!«. Ihr aber sagt: Wer zum Vater oder zur Mutter spricht: Ich habe zur Weihegabe bestimmt, was dir von mir zugutekommen sollte!, der braucht auch seinen Vater oder seine Mutter nicht mehr zu ehren. Und so habt ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen aufgehoben. Ihr Heuchler! Treffend hat Jesaja von euch geweissagt, wenn er spricht: »Dieses Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.«.

Matthäus 15:1-9

Und so ging es mit vielen Ergänzungen weiter, da die Rabbaniten lehren, dass das mündliche Gesetz immer weiter wächst, da in jeder Generation neue Traditionen entwickelt werden und neue Situationen auftreten, die eine neue Änderung des Gesetzes erfordern. Innerhalb von etwa drei Jahrhunderten vor der Zeit Jeschuas entstanden so neben den Sprüchen der Väter, im hebräischen Pirkei Awot und in den Evangelien als Überlieferung der Alten genannt, auch andere Traktate, die schließlich in den zwei Jahrhunderten nach der Zeit Jeschuas als „Mischna“ kodifiziert wurden. Das Wort Mischna (Strong’s H8138: מִשְׁנָה) kommt von der hebräischen Wortwurzel „schana“ (שָׁנָה) und bedeutet „wiederholen“, bzw. „etwas zum zweiten Mal tun“. Davon abgeleitet ist die Mischna also die Wiederholung des Gesetzes, bzw. Verdoppelung, also das zweite, mündliche Gesetz. Das mündliche Gesetz war also im zweiten Jahrhundert so umfangreich und komplex, dass es aufgeschrieben werden musste, damit es nicht in Vergessenheit geriet. Dieses Werk wurde in den nächsten Jahrhunderten zum so genannten Talmud erweitert. Nach dem rabbanitischen Glauben entwickelten diejenigen, die den Talmud studierten, das mündliche Gesetz weiter und gaben es an jede nachfolgende Generation weiter. Jeder religiöse Jude glaubt von ganzem Herzen, dass es ohne diese mündlichen Traditionen unmöglich ist, die wirkliche, von Gott gegebene Tora zu verstehen oder zu befolgen. Doch wenn die mündliche Überlieferung wirklich vom Sinai stammt, dann wäre es völlig übernatürlich, dass sie über tausend Jahre lang unverändert nur mündlich weitergegeben wurde. Wenn meine Frau mich in den Laden schickt, um fünf Dinge zu kaufen, vergesse ich nicht nur etwas zu kaufen, worum sie mich gebeten hat, sondern komme auch oft mit Dingen nach Hause, um die sie mich nicht gebeten hat! Wenn es also etwas Übernatürliches war, dann wäre es nicht nötig gewesen, die mündliche Tora aufzuschreiben, wie es der Rabbanit Judah Hanasi um das Jahr 200 n.u.Z. tat. Wenn Gott JHWH seit Mosche über sie gewacht hat, hätte er das auch weiterhin tun können.

Es geht nicht darum, ob die rabbanitischen Gelehrten willentliche Betrüger und somit böse Menschen waren oder sind. Die meisten Rabbaniten sind eifrig in ihrem Glauben, versuchen, ein gutes Leben zu führen und Gott JHWH zu gefallen. Dennoch sehen wir erhebliche Widersprüche zwischen der rabbanitischen Praxis und der biblischen Wahrheit. Keines der folgenden Beispiele ist in irgendeiner Weise aus dem Zusammenhang gerissen. Als erstes sollten wir prüfen, was das zeitgenößische, rabbanitische Judentum über sich selbst sagt. Laut dem Rabbanit H. Chaim Schimmel folgt das jüdische Volk „[…] nicht dem buchstäblichen Wort der Bibel, noch hat es das jemals getan. Es wurde durch die verbale Auslegung des geschriebenen Wortes geformt und beherrscht […]“11H. Chaim Schimmel, The Oral Law: A Study of the Rabbinic Contribution to Torah She-Be-Al-Peh (revidiert und editiert,
Jerusalem/New York: Feldheim, 1987)
. Der Rabbanit Z. H. Chajes sagte, dass die von Gott „mündlich überlieferten“ Worte im Talmud „wertvoller“ seien, als als die Worte, die schriftlich überliefert wurden. Chajes geht sogar so weit zu sagen, dass „[…] die Treue gegenüber der Autorität der besagten rabbinischen Tradition […] für alle Söhne Israels verbindlich [ist …] und wer sich nicht an das ungeschriebene Gesetz und die rabbinische Tradition hält, […] kein Recht [hat], das Erbe Israels zu teilen[…]“12Z.H. Chajes, The Student’s Guide Through the Talmud, übersetzt und revidiert von Jacob Schacter (New York: Feldheim, 1960). Die Rabbaniten behaupten, dass es die Bibel selbst ist, die ihnen die alleinige Autorität gibt, die Tora auszulegen und neue Gesetze zu entwickeln. Der wichtigsten Text der Bibel für das rabbinische Judentum, um diese Aussage zu begründen lauten:

Wenn es dir zu schwer wird, ein Urteil zu fällen in Sachen eines Mordes oder eines Streites oder einer Körperverletzung, bei irgendeiner Streitsache, die innerhalb deiner Tore vorkommt, dann mache dich auf und geh hinauf an den Ort, den JHWH, dein Gott, erwählen wird. Und du sollst zu den Priestern, den Leviten, und zu dem Richter kommen, der zu jener Zeit im Amt sein wird, und fragen; sie sollen dir das Urteil sprechen. Und du sollst nach dem Urteilsspruch handeln, den sie dir von jenem Ort aus verkünden, den JHWH erwählen wird, und sollst darauf achten, dass du tust nach allem, was sie dich lehren werden. Nach dem Gesetz, das sie dich lehren, und nach dem Urteil, das sie dir fällen, sollst du handeln; du sollst von dem Urteilsspruch, den sie dir verkünden, weder zur Rechten noch zur Linken abweichen. Der Mann aber, der so vermessen wäre, dass er dem Priester, der dort steht, um JHWH, deinem Gott, zu dienen, oder dem Richter nicht gehorcht, jener Mann soll sterben! So sollst du das Böse aus Israel ausrotten.

5.Mose 17:8-12

Was Mosche damit sagt, ist, dass die levitischen Priester und eingesetzten Richter in Jerusalem in jeder Generation als ein Oberster Gerichtshof fungiert, wie wir es heute bspw. In Deutschland als Bundesverfassungsgericht kennen. Dieses Gericht war für die Beilegung von schwierigen Streitigkeiten in verschiedenen Rechtsangelegenheiten wie z.B. Mord zuständig, in denen das örtliche Gericht keine Einigung fand. Der Text gibt weder den nachfolgenden Generationen von Rabbaniten irgendeine Autorität, sie werden nicht einmal erwähnt und die meisten Rabbaniten sind keine Leviten, noch gibt er irgendjemandem die Autorität, allen Juden zu sagen, wann und was sie beten müssen, ob man am Schabbat schreiben darf oder nicht, wie man eine Laubhütte bauen muss, welche Farbe der blaue Faden an den Quasten haben muss, dass man sich vor dem Essen von bestimmten Speisen die Hände waschen muss, wie oft man Geschlechtsverkehr haben darf, wie man richtig aufs Klo geht und so weiter. Gott lies hier einen Pluralismus zu, der übrigens in den verschiedenen jüdischen Kulturen (Aschkenasim, Sefardim, Romanim, Misrachim, Teimanim, Bucharim, Kavkasim, usw.) immer noch deutlich erkennbar ist, da es immense Unterschiede in der Praxis von Kaschrut und Halacha gibt (z.B. die Umsetzung der Speisegebote, die Praxis von Polygynie, oder die Anfertigung von Quasten). Nirgendwo finden wir in der Bibel eine Notwendigkeit einer einzigen, einheitlichen Auslegung und dennoch haben die Rabbaniten aus diesem kleinen Text so viel geschöpft, um letztendlich Gottes Wort zu negieren. In Vers 11 heißt es: „Nach dem Gesetz, das sie dich lehren, und nach dem Urteil, das sie dir fällen, sollst du handeln; du sollst von dem Urteilsspruch, den sie dir verkünden, weder zur Rechten noch zur Linken abweichen.“, und der Rabbanit Nachmanides aus dem dreizehnten Jahrhundert interpretierte dies mit:

„Auch wenn es dir so vorkommt, als würden sie ‚rechts‘ in ‚links‘ verwandeln […] ist es deine Pflicht, das, was sie sagen, für ‚richtig‘ zu halten. Warum? Weil der Geist Gottes auf ihnen ist und der Herr sie vor Irrtum und Stolpern bewahren wird.“

Nachmanides zu 5.Mose 17:11

Wenn die Rabbaniten also sagen, dass links die richtige Richtung ist, soll man ihnen folgen, selbst wenn man nach rechts gehen müsste. Innerhalb der Rabbanitischen Diskussion um dieses Thema gibt es einen spannenden Diskurs, in dem Es darum geht, wem man folgen muss. In diesem Diskurs wird gefragt, ob man 1.000 Propheten, die einem Elijah gleich kämen, und Tora lehren, oder aber 1.001 Rabbaniten die etwas gegensätzliches lehren, gehorchen muss. Maimonides, der einflussreichste jüdische Gelehrte des Mittelalters, sagt mit Nachdruck:

„Die endgültige Entscheidung steht im Einklang mit den 1.001 Weisen.“

Maimonides’ Einführung zu seinem Mischna-Kommentar

Hierbei berufen sich Nachmanides und Maimonides auf den Talmud:

R. Evdämi aus Hajpha sagte: Seit dem Tage, an dem der Tempel zerstört worden ist, ist die Prophetie den Propheten genommen und den Weisen gegeben worden. – Kann denn ein Weiser nicht auch Prophet sein!? – Er meint es wie folgt: Wenn sie auch den Propheten genommen worden ist, den Weisen aber ist sie nicht genommen worden. Amemar sagte: Ein Weiser ist bedeutender als ein Prophet, denn es heißt: dem Propheten 13Ps. 90,12. ein Herz der Weisheit14So nach der Auslegung des T.; wer beruft sich auf wen? Doch wohl der kleinere auf den größeren.

Talmud Bavli, Baba Batra 12a:13-14; Lazarus Goldschmidt, 1929

Gott hat zu diesem rabbanitischen Gedanken mehr als deutliche Worte durch seinen Propheten Jesaja gesprochen:

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen! Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug! Weh denen, die Helden sind, Wein zu saufen, und wackere Männer, starkes Getränk zu mischen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind! Darum, wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt und Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub. Denn sie haben verachtet die Weisung JHWHs Zebaoth und gelästert die Rede des Heiligen Israels.

Jesaja 5:20-24

Der Talmud lehrt sogar, dass man einem Propheten wir Elijah nicht folgen sollte, wenn er von einer rabbanitischen Traditionen oder einem vorherrschenden Brauch der Juden abwich15Maimonides’ Einführung zu seinem Mischna-Kommentar.

Raba 16Ebenso in Handschriften; in der Parallelstelle (Men. Fol. 32a) Rabba, mit den kursierenden Ausgaben übereinstimmend; vgl. jed. Bq. Fol. 61b. sagte im Namen R. Kahanas im Namen Rabhs: Wenn Elijahu kommen und sagen sollte, man vollziehe die Ḥaliça mit einem Schuh, so höre man auf ihn, wenn aber, man vollziehe sie nicht mit einer Sandale, so höre man auf ihn nicht, weil es längst beim Volke Brauch ist, dies mit einer Sandale zu tun. R. Joseph aber sagte im Namen R. Kahanas im Namen Rabhs: Wenn Elijahu kommen und sagen sollte, man vollziehe die Ḥaliça nicht mit einem Schuh, so höre man auf ihn, wenn aber, man vollziehe sie nicht mit einer Sandale, so höre man auf ihn nicht, weil es längst beim Volke Brauch ist, dies mit einer Sandale zu tun.

Talmud Bavli, Jebamot 102a:3-4; Lazarus Goldschmidt, 1929

Selbst ein bewährter Prophet, der sich auf die Macht Gottes stützt und dem klaren Sinn der Bibel folgt, hat also weniger Gewicht als die rabbinische Tradition. Und die Rabbaniten haben mit einer Mehrheit von nur einer Stimme mehr Gewicht als Elijah. Aber das ist noch nicht alles: Eine rechtliche Entscheidung, die von der Mehrheit der Weisen getroffen wurde, hat mehr Gewicht als die Stimme Gottes und das ist Inhalt des Talmud:

„Es wird gelehrt: An jenem Tage machte R. Elie͑zer alle Einwendungen17Zur Verteidigung der von ihm vertretenen Ansicht. der Welt, man nahm sie aber von ihm nicht an. Hierauf sprach er: Wenn die Halakha wie ich ist, so mag dies dieser Johannisbrotbaum beweisen! Da rückte der Johannisbrotbaum hundert Ellen von seinem Orte fort; manche sagen: vierhundert Ellen. Sie aber erwiderten: Man bringt keinen Beweis von einem Johannisbrotbaume. Hierauf sprach er: Wenn die Halakha wie ich ist, so mag dies dieser Wasserarm beweisen! Da trat der Wasserarm zurück, Sie aber erwiderten: Man bringt keinen Beweis von einem Wasserarme. Hierauf sprach er: Wenn die Halakha wie ich ist, so mögen dies die Wände des Lehrhauses beweisen! Da neigten sich die Wände des Lehrhauses [und drohten] einzustürzen. Da schrie sie R. Jehošua͑ an und sprach zu ihnen: Wenn die Gelehrten einander in der Halakha bekämpfen, was geht dies euch an! Sie stürzten hierauf nicht ein, wegen der Ehre R. Jehošua͑s, und richteten sich auch nicht gerade auf, wegen der Ehre R. Elie͑zers; sie stehen jetzt noch geneigt. Hierauf sprach er: Wenn die Halakha wie ich ist, so mögen sie dies aus dem Himmel beweisen! Da erscholl eine Hallstimme und sprach: Was habt ihr gegen R. Elie͑zer; die Halakha ist stets wie er. Da stand R. Jehošua͑ (auf seine Füße) auf und sprach: Sie ist nicht im Himmel.18Dt. 30,12. – Was heißt: sie ist nicht im Himmel? R. Jirmeja erwiderte: Die Tora ist bereits vom Berge Sinaj her verliehen19Und befindet sich nicht mehr im Himmel. worden. Wir achten nicht auf die Hallstimme, denn bereits hast du am Berge Sinaj in die Tora geschrieben: nach der Mehrheit zu entscheiden.20Ex. 23,2.: R. Nathan traf Elijahu und fragte ihn, was der Heilige, gepriesen sei er, in dieser Stunde tat. Dieser erwiderte: Er schmunzelte und sprach: meine Kinder haben mich besiegt, meine Kinder haben mich besiegt. Man erzählt, daß sie an jenem Tage alles holten, was R. Elie͑zer als rein erklärt21Diesem Streite war wahrscheinl. eine praktisch getroffene Entscheidung vorangegangen, durch die die ganze Kontroverse hervorgerufen worden war. hatte, und im Feuer verbrannten. Alsdann stimmten sie über ihn ab und taten ihn in den Bann.[…]“

Talmud Bavli, Baba Mezia 59b:1-6; Lazarus Goldschmidt, 1929

Obwohl Elieser jedes ihrer Argumente beantworte, er sich auf eine Reihe von Wundern berief, und schließlich Gott selbst seine Position bestätigte, weigerten sich die Rabbaniten, seine Entscheidung zu akzeptieren. Der Rabbanit Jehoschua rief laut dieser Geschichte, dass die Tora auf dem Berg Sinai gegeben wurde und daher nicht mehr im Himmel ist. Damit begründen Rabbaniten, dass rechtliche Entscheidungen ausschließlich auf der Grundlage menschlicher Vernunft und logischer Schlussfolgerungen getroffen werden. Wenn Gott also spricht – wie in diesem Fall – können die Weisen ihn überstimmen, wenn sie mit seiner Auslegung nicht einverstanden sind. Als Begründung für diese Vorgehensweise zitiert der Talmud die letzten drei Worte von 2.Mose 23:2 und legt sie so aus, dass sie bedeuten: „Folge der Mehrheit!“. Aber der Bibeltext sagt genau das Gegenteil – Lies einfach den ganzen Vers! Die Bedeutung ist eindeutig: „Folgt nicht der Mehrheit.“!

Du sollst nicht der Menge folgen zum Bösen und sollst vor Gericht deine Aussagen nicht nach der Menge richten, um das Recht zu beugen.

2.Mose 23:2

Nun stellt sich womöglich die Frage, mit welchem Bibelvers die Rabbaniten heute begründen, dass das mündliche Gesetz schon in der Bibel erwähnt wird. Dabei ist folgender Vers besonders wichtig:

Und JHWH sprach zu Mosche: Schreibe dir diese Worte auf! Denn aufgrund dieser Worte habe ich mit dir und mit Israel einen Bund gemacht.

2.Mose 34:7

Doch tatsächlich hat dieser Vers absolut keinen Bezug zu einem mündlichen Gesetz, sondern spricht ausschließlich von Gesetzen, die aufgeschrieben werden sollen. Um hier ein scheinbar mündliches Gesetz legitimieren zu können, haben die Rabbaniten den Anfang des Verses nicht zitiert („Schreibe diese Worte auf“). Dann nutzen sie die Tatsache, dass der hebräische Ausdruck „aufgrund“ (‚al pî) dem hebräischen Ausdruck für „mündlich“ (‚al peh) sehr ähnlich ist. Der Vers wurde also so verstanden, als ob er lautete: „Denn mündliche Worte habe ich mit dir, und mit Israel einen Bund gemacht.“. Raschi, der größte aller rabbanitischen Bibelkommentatoren interpretierte den Vers sogar so, dass es nicht erlaubt ist, die Worte des mündlichen Gesetzes aufzuschreiben22siehe Talmud Bavli, Gittin 60b. Gott schließt seinen Bund mit Israel auf der Grundlage dessen, was schriftlich überliefert wurde; der Talmud sagt, dass das wahre Wesen des Bundes auf dem beruhte, was mündlich überliefert wurde. Das völlige Fehlen jeglicher Erwähnung eines mündlichen Gesetzes in der hebräischen Bibel steht in direktem Gegensatz zu den häufigen Hinweisen auf die Verbindlichkeit des schriftlichen Gesetzes, die sich durch die ganze Bibel ziehen:

Als nun Mosche damit fertig war, die Worte dieses Gesetzes vollständig in ein Buch zu schreiben, da gebot er den Leviten, welche die Bundeslade JHWHs trugen, und sprach: Nehmt das Buch dieses Gesetzes und legt es neben die Bundeslade JHWHs, eures Gottes, damit es dort ein Zeuge gegen dich sei. Denn ich kenne deinen Ungehorsam und deine Halsstarrigkeit. Siehe, noch bis heute, während ich noch unter euch lebe, seid ihr ungehorsam gegen JHWH gewesen; wie viel mehr nach meinem Tod! So versammelt nun vor mir alle Ältesten eurer Stämme und eure Vorsteher, und ich will diese Worte vor ihren Ohren reden und Himmel und Erde gegen sie als Zeugen bestellen. Denn ich weiß, dass ihr nach meinem Tod gewiss verderblich handeln und von dem Weg abweichen werdet, den ich euch geboten habe; so wird euch am Ende der Tage dieses Unheil treffen, weil ihr tun werdet, was böse ist in den Augen JHWHs, indem ihr ihn durch die Werke eurer Hände erzürnen werdet.

5.Mose 31:24-29

Gott hat Mose auf dem Berg Sinai kein mündliches Gesetz gegeben. Die erste Erwähnung des Konzepts einer solchen verbindlichen, mündlichen Überlieferung findet sich mehr als 1.600 Jahre nach Mosche. Außerdem glaubten viele der jüdischen Gruppen, die es zur Zeit Jesu gab, wie die Sadduzäer und die Essener, nicht an eine solche Tradition. Das war eine eindeutige Lehre der Pharisäer, die die Idee einer ununterbrochenen Kette von verbindlichen, mündlichen Überlieferungen kurz bevor Jeschua auf die Welt kam erfunden haben. Und als sie ihre einzigartigen Traditionen an ihre Nachfolger weitergaben, begannen die neuen Generationen zu sagen: „Wir haben diese Lehren nicht erfunden, wir haben sie von Mosche geerbt.“. Tatsächlich vergaßen die Israeliten manchmal sogar das geschriebene Gesetz (siehe 2.Könige 22). Ein mündliches Gesetz hätte keine Überlebenschance gehabt und es gibt kein einziges Beispiel in der Bibel, in dem jemand bestraft, zurechtgewiesen oder zur Rechenschaft gezogen wurde, weil er eine sogenannte verbindliche Tradition gebrochen hat. Das liegt daran, dass es keine solche Tradition zu brechen gab. Nur Verstöße gegen das geschriebene Wort Gottes galten als Sünde. Schauen wir uns das Geschehen zur Zeit der Könige dafür näher an.

Und Hilkija, der Hohepriester, sprach zu Schaphan, dem Schreiber: Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus JHWHs gefunden! Und Hilkija übergab Schaphan das Buch, und er las es.

2.Könige 22:8

Der König rief das ganze Volk zusammen und sie lasen aus dem Buch des Bundes. Gemeinsam erneuerten sie den Bund mit JHWH. König Joschia ordnete an, dass das Pessachfest wieder gefeiert werden sollte.

Dann gebot der König dem ganzen Volk und sprach: Feiert JHWH, eurem Gott, das Pessach, wie es in diesem Buch des Bundes geschrieben steht! Fürwahr, kein solches Pessach war gehalten worden seit der Zeit der Richter, die Israel gerichtet hatten, und während der ganzen Zeit der Könige von Israel und der Könige von Juda; doch im achtzehnten Jahr des Königs Joschia ist dieses Pessach JHWH in Jerusalem gefeiert worden.

2.Könige 23:21-23

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Tora verloren gegangen war, als der Tempel in Trümmern lag. Der König von Israel und die Priester wussten nicht einmal, was Pessach war – oder zumindest, wie man das Pessachfest richtig feiert. Da die Mischna ausführlich über das Pessachfest spricht – es gibt sogar ein ganzes Traktat mit dem Namen Pessachim (hebr.: die Pessache), das sehr detailliert beschreibt, wie man das Pessachfest „richtig“ feiert – muss dieses Traktat definitiv nach der Zeit von Joschia entstanden sein. Wenn also die geschriebene Tora vergessen wurde, wie sollte dann eine mündliche Überlieferung in dieser Detailliertheit überleben? Im Gegensatz zu einer schriftlichen Tora, die in den Ruinen des Tempels gefunden werden konnte, wäre es unmöglich, eine mündliche Tora wiederzufinden. Doch wir finden weitere interessante Bibelverse in der Tora, die die Idee einer nicht geschriebenen Tora widerlegen:

Und Mosche kam und verkündigte dem Volk alle Worte JHWH und alle Verordnungen. Da antwortete das Volk einstimmig und sprach: Alle Worte, die JHWH geredet hat, wollen wir tun! Da schrieb Mosche alle Worte JHWHs nieder. […] Darauf nahm er das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Und sie sprachen: Alles, was der HERR gesagt hat, das wollen wir tun und darauf hören![…]

2.Mose 24:3-8

Im Hebräischen heißt es „Kol Diwre Jehowah“: also „alle Worte JHWHs“. Es gab keine geheime mündliche Überlieferung – alles wurde aufgeschrieben. Es gibt viele andere Verse, die dasselbe sagen, was wir bisher in diesem Artikel gelesen haben, zum Beispiel in 5.Mose 17:14-20, 5.Mose 28:58-59, 5.Mose 30:9-10, Josua 1:8, Josua 23:6, 1.Könige 2:13, 2.Könige 22:13, 2.Könige 23:3-21, 1.Chronik 16:39-40, 2.Chronik 30:5, 2.Chronik 31:3, 2.Chronik 35:26-27, Esra 3:24, Esra 6:18, Nehemia 10:28-29, Nehemia 13:1 und Daniel 9:13. Nirgendwo finden wir ein mündliches Gesetz!

Es ist möglich, dass Rabbaniten auf Nehemia 8:8 verweisen, in dem erwähnt wird, dass die Leviten das Gesetz erklärten, während es vorgelesen wurde.

Und sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich vor und erklärten den Sinn, sodass man das Gelesene verstand.

Nehemia 8:8

Das bedeutet entweder, dass sie es in eine verständlichere Sprache übersetzten (im babylonischen Exil vermutlich auf Aramäisch, zur makkabäischen Zeit vielleicht auch auf Griechisch), oder sie erklärten seine Bedeutung. Das war natürlich die Aufgabe der Priester und Leviten: das Volk in der Tora zu unterrichten (siehe 3.Mose 10:10-11). Genau das, wovon Nehemia im achten Kapitel schreibt, bestätigte auch Jeschua selber in seinen Worten:

Da redete Jeschua zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern und sprach: Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen, dass ihr halten sollt, das haltet und tut; aber nach ihren Werken tut nicht, denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht. Sie binden nämlich schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; sie aber wollen sie nicht mit einem Finger anrühren. Alle ihre Werke tun sie aber, um von den Leuten gesehen zu werden. Sie machen nämlich ihre Gebetsriemen breit und die Säume an ihren Gewändern groß, und sie lieben den obersten Platz bei den Mahlzeiten und die ersten Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten, und wenn sie von den Leuten »Rabbi, Rabbi« genannt werden. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi [= mein Meister] nennen lassen, denn einer ist euer Meister, der Gesalbte; ihr aber seid alle Brüder. Nennt auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Auch sollt ihr euch nicht Meister nennen lassen; denn einer ist euer Meister, der Gesalbte. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die lasst ihr nicht hinein.

Matthäus 23:1-13

Oft missbrauchen rabbanitische Juden, insbesondere auch messianische Juden, die die rabbanitische Doktrin befürworten diese Verse. Viele lesen den ersten Teil: „[…]Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen, dass ihr halten sollt, das haltet und tut[…]“, und hören dann auf. Doch was ist der Stuhl des Mosche? Heute findet man ihn nicht mehr in den Synagogen, doch damals, in der Antike stand er dort, wo man heute den Aron Ha-Kodesch (hebr. Toraschrein) oder die Bimah (hebr.: Bühne) vermuten würde. Der Stuhl des Mosche symbolisiert hier nicht die Legitimation, das Wort Gottes nach Gutdünken zu ändern, sondern derjenige, der darauf saß hatte die Autorität, aus der Tora vorzulesen. Das, was der Schriftgelehrte sagte, während er auf diesem Stuhl saß, war Gottes Wort, da er Tora laß. Alles weitere wurde am eigenen Platz sitzend diskutiert. Und eben diese zusätzlichen Lehren erwähnt Jeschua im selben Abschnitt. Wir sollen leben, wie es die Gelehrten aus der Tora vorlasen, doch wir sollen nicht ihren eigenen Werken folgen, die auf der Grundlage von unbiblischen Traditionen basieren. EInige Beispiele dieser falschen Werke bzw. Lehren sind folgende:

  • Sukkah: Die Sukkah bietet nach rabbanitischer Tradition keinen Schutz vor den Gezeiten und verfehlt somit ihren ursprünglichen Zweck (mehr dazu HIER).
  • Ha luach ha Iwri: Die Rabbaniten sichten nicht den Neumond, sondern haben einen kalkulierten Kalender, der auf traditionelle Dogmen basiert (mehr dazu HIER).
  • Kaschrut: Viele Nahrungsmittel sind für Rabbaniten nicht „unkoscher“, da sie biblisch unrein sind, sondern da sie nicht von Juden hergestellt wurden (mehr dazu HIER).
  • Kol Nidrei: An Jom Kippur werden beim Kol Nidrei die Gelübde aufgelöst, die man nicht sagen wollte oder sollte. Dies verstößt gegen 3.Mose 19:12, 5.Mose 6:13, 5.Mose 10:20 und Matthäus 5:33-37 (mehr dazu HIER).

Diese Verse aus Nehemia und Matthäus nun mit einer angeblich ununterbrochenen, mündlich überlieferten Kette verbindlicher Traditionen in Verbindung zu bringen, bedeutet, aus einem nicht existierenden Maulwurfshügel einen Berg zu formen. Wenn es eine solche verbindliche Auslegungskette gäbe, scheint es doch verwunderlich, dass auf fast jeder Seite des Talmuds so viele Unstimmigkeiten über das Gesetz herrscht. Man könnte fast sagen, dass der Talmud aus Unstimmigkeiten und Diskussionen über die Auslegung und Anwendung des Gesetzes besteht – in meinen Augen ist es eine Sammlung von Kommentaren! An dieser Stelle möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass ich den Talmud als Buchausgabe besitze und selber darin lese – nicht nur um zu beweisen, dass der Talmud gegen die Tora lehrt, sondern auch als historischen Zeitzeugen. Besonders die Mischna hat hier historische Relevanz, da sie zur Zeit Jeschuas schon teilweise bestand und Einsicht in die damalige Umwelt gibt, in der Jeschua lebte und lehrte. Dennoch ist es eine große Sünde, zu behaupten, dass Gott dies oder das geboten habe, wenn dies nicht stimmt und der Talmud darf deshalb auf keinen Fall als von Gott gegeben bezeichnet werden – nichts darf hinzugefügt oder weggenommen werden.

Und nun, Israel, höre auf die Satzungen und auf die Rechtsbestimmungen, die ich euch zu tun lehre, damit ihr lebt und hineinkommt und das Land in Besitz nehmt, das euch JHWH, der Gott eurer Väter, gibt. Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote JHWHs, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete.

5.Mose 4:1-2

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!

Matthäus 5:17-20

Die Idee eines mündlichen Gesetzes gibt es übrigens nicht nur im Judentum. Praktisch jede Religion hat eine mündliche Tradition. Die Briefe der ersten Apostelschüler, apostolischen Väter genannt, die Briefe ihrer Schüler, Kirchenväter genannt, oder die Urteile der Päpste werden zum mündlichen Gesetz der katholischen Kirche. Die Katholiken behaupten, der heilige Geist leite ihr Lehramt, d.h. die offizielle Lehre der katholischen Kirche ist direkt von Gott inspiriert. Auch der Islam besteht nicht nur aus dem Koran, sondern auch aus den Hadithen, den Sammlungen von Berichten über die Lehren, Taten und Aussprüche des islamischen Propheten Mohammed, die in manchen Fällen sogar dem Koran widersprechen. Und auch der Hinduismus basiert auf einer sich ständig weiterentwickelnden mündlichen Tradition. Die Aussage, dass die mündliche Tradition also Gottes mündliche Tora sei, reiht sich in eine Reihe heidnischer Traditionen ein. Das Problem ist, dass wenn wir viele der einzelnen Traditionen des rabbanitischen Judentums prüfen, feststellen müssen, dass sie nicht einmal von den Rabbaniten erfunden, sondern große Teile sogar aus den heidnischen Kulturen übernommen wurden. Das Kerzenzünden vor dem Schabbat und den Festtagen, sowie der Ablauf der Hawdala nach dem Schabbat und den Festtagen entspringt bspw. letztlich aus dem Zoroastrismus, Brahmanismus und Hindusismus und hat mit Reinkarnation, Seelenwanderung und dämonischer Besetzung zu tun hat. Oder die Dienerkerze „Schamasch“ beim Chanukka-Leuchter, der Chanukkia, die nach dem akkadischen und babylonischen Götze der Sonne, Gerechtigkeit und Wahrsagerei benannt ist. Es gibt noch viel mehr zu diesem Thema, aber ich möchte an dieser Stelle mit den Worten von Paulus abschließen:

Die Weissagung verachtet nicht! Prüft alles, das Gute behaltet! Haltet euch fern von dem Bösen in jeglicher Gestalt!

1.Thessalonicher 5:20-22

Ich habe dich ja bei meiner Abreise nach Mazedonien ermahnt, in Ephesus zu bleiben, dass du gewissen Leuten gebietest, keine fremden Lehren zu verbreiten und sich auch nicht mit Legenden und endlosen Geschlechtsregistern zu beschäftigen, die mehr Streitfragen hervorbringen als göttliche Erbauung im Glauben;

1.Timotheus 1:3-4

Die unheiligen Altweiberlegenden aber weise ab; dagegen übe dich in der Gottesfurcht!

1.Timotheus 4:7

Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden. Du aber bleibe nüchtern in allen Dingen, erdulde die Widrigkeiten, tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus!

2.Timotheus 4:3-5

Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben und nicht auf jüdische Legenden achten und auf Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden.

Titus 1:13-14

Lasst uns dem allmächtigen Gott JHWH und seinem wahren Wort folgen! Schalom.

2 Gedanken zu “DIE MÜNDLICHE TORA”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert