PERLEN DER TORA: PARASCHA „TASRIA“

Da es mir diese Woche aus privaten Gründen nicht möglich war, eine ausführliche Auslegung zur Parascha zu verfassen, teile ich heute die Zusammenfassung von www.torah4all.de, die ich nur korrigiert und ergänzt habe.

In der Parascha Tasria gibt Gott JHWH seinem Propheten Mosche die Gesetze der Reinigung der Frau nach der Geburt und die Gesetze über Aussatz. Der Name der Parascha, steht im Zusammenhang mit dem hebräischen Wurzelwort „sara“ (Strong‘s H2232), was wörtlich „Samen“ oder „sähen“ bedeutet. Daher ist eine alternative Übersetzung von Tasria statt „Sie empängt“ auch „Sie trägt Samen“.

Und JHWH redete zu Mosche und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sprich: Wenn eine Frau schwanger ist und einen Knaben gebiert, so soll sie sieben Tage lang unrein sein; sie soll unrein sein wie in den Tagen, an denen sie unrein ist wegen ihres Unwohlseins. 3.Mose 12:1–2

Bei der Betrachtung der Reinigungsrituale, die Gott den Müttern nach der Geburt gab, ergeben sich natürlich viele Fragen. Vier wichtige davon lauten wie folgt:

  1. Warum ist eine Frau bei der Geburt rituell unrein?
  2. Warum ist eine Opfergabe nötig?

Und wenn die Tage ihrer Reinigung erfüllt sind für den Sohn oder für die Tochter, so soll sie zu dem Priester am Eingang der Stiftshütte ein einjähriges Lamm als Brandopfer bringen und eine junge Taube oder eine Turteltaube als Sündopfer. Und er soll es vor JHWH darbringen und für sie Sühnung erwirken, so wird sie rein von ihrem Blutfluss. Das ist das Gesetz für die Frau, die einen Knaben oder ein Mädchen gebiert. 3.Mose 12:6–7

  1. Warum gibt es nach der Geburt eines Jungen 7 Tage Isolation, gepaart mit 33 Tagen ritueller Unreinheit?
  2. Warum gibt es nach der Geburt eines Mädchens 14 Tage Isolation, gepaart mit 66 Tagen ritueller Unreinheit?

Gebiert sie aber ein Mädchen, so soll sie zwei Wochen lang unrein sein wie bei ihrer Unreinheit des Unwohlseins, und sie soll 66 Tage lang daheim bleiben im Blut ihrer Reinigung. 3.Mose 12:5

Diese Fragen in Bezug auf die Geburt eines Kindes, verwirrt sogar rabbanitische Gelehrte, da Fruchtbarkeit und Vermehrung das erste aller Gebote an die Menschheit sind, und eine Frau, die ein Kind zur Welt bringt, dieses von Gott gegebene Gebot erfüllt. Das Neugeborene zum ersten Mal in den Armen zu halten, gehört zu den aufregendsten Momenten, die Eltern erleben. Es verändert einen Menschen, Mutter oder Vater zu werden. So viele Aspekte des Lebens, insbesondere für die Mutter, können und werden sich nach der Geburt eines Kindes, insbesondere nach dem Erstgeborenen, ändern.

Die rabbanitischen Erklärungsversuche zu obigen Fragen erscheinen mir persönlich als relativ nachvollziehbar. Unreinheit existiert immer dann, wenn Leben den Körper verlässt. Ein toter Mensch und auch Aas von Tieren ist unrein, ebenso eine Frau die ihre Menstruation hat und die Eizelle abstößt. Wenn eine Frau also gebiert, verlässt das Leben des Kindes die Mutter und danach geschieht ein Reinigungsprozess, bei dem die Frau blutet. Aus diesem Grund gilt demnach die Frau nach der Geburt als unrein und muss dementsprechend, gemäß der Tora auch Ihre Reinigung vornehmen. Die Rabbaniten Erklären den Unterschied von 40 Tagen Unreinheit beim Jungen zu 80 Tagen Unreinheit beim Mädchen sehr ähnlich. Ein Mädchen wird eines Tages Mutter und im Gegensatz zum Jungen, dessen Sperma sich kontinuierlich erneuert, sind alle Eizellen beim Mädchen schon angelegt. Während beim Jungen nur der Junge die Mutter verlässt, verlässt mit dem Mädchen sozusagen ein doppeltes Leben die Mutter.


In den Schriften des erneuerten Bund sehen wir, dass Mirjam (hebr.: Maria) dieses Gesetz nach der Geburt von Jeschua (hebr.: Jesus) eingehalten hat.

Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Mosches vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben steht: »Alle männliche Erstgeburt soll JHWH geheiligt heißen«, Lukas 2:22–23

Das Brandopfer und das Sündopfer, die nach der Geburt gegeben werden, werden als Mittel zum Übergang von einer Zeit der Isolation in die Gemeinschaft betrachtet, indem man sich zuerst Gott nähert. Es ist ein besonderer Moment des Dankes, dass sowohl das Kind als auch die Mutter die Schmerzen und das Risiko einer Geburt überstanden haben. Dieser wichtige Moment erinnert uns daran, dass Übergänge wichtig sind. Wenn wir in unserem Leben von einer Phase zur nächsten übergehen, sollten wir uns zuerst mit Danksagung zu Gott zuwenden.

In dieser Woche stellt die Parascha auch die Gesetze bei Aussatz vor.

Der Aussätzige, an dem die Plage ist, soll aber in zerrissenen Kleidern einhergehen, mit entblößtem Haupt, und seine Lippen soll er verhüllen, und er soll ausrufen: Unrein, unrein! Solange die Plage an ihm ist, soll er völlig unrein bleiben, er ist unrein; er soll abgesondert wohnen und außerhalb des Lagers seine Wohnung haben. 3.Mose 13:45-46

Sowohl Tasria als auch die nachfolgende Parascha Mezora konzentrieren sich auf die Gesetze des Aussatz („Tsa-arat“). So wird erklärt, wie Aussatz erkannt wird, wie man Reinheit erkennt und wie der Mensch nach der Heilung gereinigt werden kann. Oft wird Aussatz mit Lepra gleichgesetzt, doch stellen wir fest, dass es einerseits verschiedene Arten des Aussatzes beschrieben gibt und dass der Aussatz offensichtlich eine physische Manifestation von Sünden geistlicher Natur ist.

Der Zustand des Aussatz wird von einem Priester und nicht von einem Arzt oder einer Privatperson festgestellt, weshalb es heute faktisch keinen diagnostizierten Aussatz mehr gibt. Tatsächlich kann Aussatz aber nicht nur eine Person, sondern auch ein Haus oder ein Kleidungsstück befallen. Sobald durch eine Reihe von Tests bestätigt wurde, dass der Zustand tatsächlich Aussatz ist, wurde der Aussätzige als unrein bzw. verunreinigt bezeichnet. Der Betroffene wurde dann von der Gemeinschaft isoliert, um zu verhindern, dass andere durch Kontakt beschmutzt oder sogar infiziert werden könnten. Der Aussätzige musste alleine außerhalb des Lagers wohnen, bis er vollständig geheilt und gereinigt war.

Das rabbanitische Judentum betrachtet Tratsch und Verleumdung als eine Art „moralischen Aussatz“, und die Rabbaniten betrachten Aussatz als eine Strafe Gottes für destruktive Kommunikation. Stolz und Selbstbezogenheit sind hier das Herzstück dieser Sünde.

Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht betrügen; weiche vom Bösen und tue Gutes, suche den Frieden und jage ihm nach! Psalm 34:14-15


Tratsch und Verleumdung können durch den grundlosen Hass des Sprechers verursacht werden. Im Hebräischen nennt man dies „Sinat Chinam“, was buchstäblich „Hass auf Anmut“ oder „Hass auf Schönheit“ heißt.

Der Unglaube Mosches am Berg Sinai, als er vor dem Dornbusch stand, und der Bericht über Miriams Aussatz ist ein starkes Indiz für die Verbindung zwischen falschen Stolz, bzw. auch bösen Gerede und dem Aussatz. Nachdem Mirjam und ihr Bruder Aharon es gewagt hatten, böse über ihren Bruder Mosche und seine kuschitische Frau zu sprechen, wurde sie mit Aussatz bestraft. Auch

Mirjam aber und Aharon redeten gegen Mosche wegen der kuschitischen Frau, die er genommen hatte; denn er hatte eine Kuschitin zur Frau genommen. Und sie sprachen: Redet denn JHWH allein zu Mosche? Redet er nicht auch zu uns? Und JHWH hörte es. 4.Mose 12:1-2

Mit ihm rede ich von Mund zu Mund, von Angesicht zu Angesicht und nicht rätselhaft, und er schaut die Gestalt JHWHs. Warum habt ihr euch denn nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht Mosche zu reden? Und der Zorn JHWHs entbrannte über sie, und er ging. Und die Wolke wich von der Stiftshütte; und siehe, da war Mirjam aussätzig wie Schnee. Und Aharon wandte sich zu Mirjam, und siehe, sie war aussätzig. 4.Mose 12:8-10

Dies sollte ausreichen, um jedem von uns eine gesunde Furcht zu geben, über jemanden schändlich zu Schwätzen oder ihn zu verleumden – insbesondere über diejenigen, die von JHWH gesalbt wurden, um ihm zu dienen.

Jeschua (hebr.: „Jesus“), der gesalbte Sohn Gottes, heilte während seines Dienstes auf Erden viele Menschen, die von diesem schrecklichen Zustand betroffen waren.

Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, dass er durch das Grenzgebiet zwischen Samaria und Galiläa zog. Und bei seiner Ankunft in einem Dorf begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von ferne stehen blieben. Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen: Jeschua, Meister, erbarme dich über uns! Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein. Lukas 17:11-14

Jeschua bestätigte den in dieser Parascha gefundenen Reinigungsprozess, als er Aussätzige heilte und sie zum Priester sandte. So wie diese Aussätzigen dem israelischen Priestern Bericht erstatten mussten, brauchen auch diejenigen, die durch grobe Sünde befleckt wurden, ein System der Rechenschaftspflicht gegenüber denen in Positionen spiritueller Führung. Es muss einen Prozess im Leib des Messias geben, um diejenigen wiederherzustellen, die in Unmoral verfallen sind und durch Umkehr und dem Wirken von Gottes heiligen Geist geheilt werden.

Laut der rabbanitischen Tradition (Talmud bawli, Sanhedrin 98b) wird der Messias „Chivara“ – der Aussätzige“ – genannt. Eine andere jüdische Interpretation des Messias erwartet jedoch, dass er hoch, mächtig und erhöht ist, nicht niedrig, geplagt oder mit Sündern oder Aussätzigen in Verbindung gebracht wird. Diese letztere Idee basiert auf Jesajas Prophetie über den Gottesknecht:

Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben sein, erhöht werden und sehr erhaben sein. (Jesaja 52:13)

Wie können wir diese beiden Bilder des Messias in Einklang bringen? Bei seinem ersten Kommen kam Jeschua als niedriger Diener und betrat Jerusalem mit dem Fohlen eines Esels. Er hat mit Sündern gegessen und war mit Zöllner zusammen – ein Verhalten, für das er missverstanden und verachtet wurde. Er starb, als das bescheidene Lamm was man zum Schlachten führte, um Sühne für unsere Sünden zu leisten.

Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Jesaja 53:5

Jeschua kam nicht für die Stolzen und Gerechten, sondern für die Aussätzigen der Gesellschaft – diejenigen, die arm, demütig, krank und verstoßen sind. Er kam nicht, um sich mit den Reichen und Berühmten zu verkehren, sondern um diejenigen zu reinigen, die durch die Sünde befleckt worden waren. Um diese Wahrheit zu veranschaulichen, erzählte Jeschua einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und auf alle anderen herabblickten, ein Gleichnis:

Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme! Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. Lukas 18:10-14

Nach rabbanitischen Denken leidet der Messias als Erlöser unter den Qualen des Aussatz, indem er diesen auf sich selbst aufnimmt und persönlich den Schmerz seines Volkes im Exil Galut erleidet. Es wird traditionell angenommen, dass sich der Tag der Reinigung in dieser Tora-Lesung auf den Tag der Erlösung bezieht, an dem der Messias kommt. Als Gläubige verstehen wir, dass Jeschua dies erfüllt hat.

Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden. 1.Petrus 2:24

Auch der Messias wird wiederkommen, um allen Aussatz in unserer Welt zu heilen. An diesem Tag wird er erhöht sein, um für immer auf dem Thron Davids zu herrschen und zu regieren. Das israelische Exil wird der Vergangenheit angehören, und sein Volk wird sicher in seinem eigenen Land wohnen.

Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, dass er es gründe und festige mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer JHWHs der Heerscharen wird dies tun! Jesaja 9:6

Wenn dieser Tag kommt, ‚Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und Wahrheit der Gurt seiner Hüften. Da wird der Wolf bei dem Lämmlein wohnen und der Leopard sich bei dem Böcklein niederlegen. Das Kalb, der junge Löwe und das Mastvieh werden beieinander sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben. Jesaja 11:5-6

Die Zeit ist kurz – Jeschua kehrt bald zurück.

Denn der Sohn des Menschen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen, und dann wird er jedem Einzelnen vergelten nach seinem Tun. Matthäus 16:27


Marana tha – unser Herr kommt! Hallelujah – gelobt sei Jah!

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