PERLEN DER TORA: PARASCHA „WAJIGASCH“


Krija Alef: 1.Mose 44:18-30

In diesem Abschnitt enthüllt Jehuda seinen wahren Charakter endgültig. Die Parascha beginnt mit der Bitte Jehudas, seinen jüngeren Halbbruders Benjamin zu schonen. Josef hatte einen silbernen Becher in Benjamins Tasche versteckt, weshalb die anderen Bruder die Sorge hatten, dass Benjamin ein Sklave in Ägypten werden würde und ihr Vater Jaakow deshalb vor Kummer sterben würde. Jehuda konnte es nicht ertragen, ohne seinen jüngsten Bruder Benjamin zu seinem Vater zurückzukehren. Die Parascha beginnt mit dem Wort „Wajigasch“, was „und [er] kam heran“ bedeutet; die Schlachter 2000 gibt es mit „Da trat [Jehuda] näher [zu ihm] hinzu“. Das Wort, aus dem „Wajigasch“ gebildet wird, ist hauptsächlich „nagasch“ (Strong‘s 5066) und heißt wörtlich „sich nähern“ oder „näher kommen“. Dabei geht es offenaichtlich nicht nur um eine physische, sondern auch um eine emotionale Nähe. Jehuda nähert sich emotional an Josef an, als er ihn bittet, ihn an Stelle von Benjamin zu versklaven.


Krija Bet: 1.Mose 44:31-45:7

Da konnte sich Josef nicht länger bezwingen vor allen, die um ihn herstanden, und er rief: Lasst jedermann von mir hinausgehen! Und es stand kein Mensch bei ihm, als Josef sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Und er weinte laut, sodass die Ägypter und das Haus des Pharao es hörten.

1.Mose 45:1-2

Die Nähe, die Jehuda zu Josef herstellte, berührte Josef sehr tief. Er selber begann zu weinen und offenbarte sich seinen Brüdern und tröstete sie im selben Atemzug, dass sie sich keine weiteren Vorwürfe machen sollten und es Gottes Wille war, dass er nach Ägypten verschleppt wurde. Gottes souveräner Erlösungsplan kann nicht gebrochen werden. Als er Joseph für die Nahrungsmittelversorgung in Ägypten verantwortlich machte, wollte Gott mehr als nur das Leben der Ägypter und den Nachbarvölkern vor dem Hungertod bewahren. Denn durch die Einsetzung Josefs in seine Machtposition, bewahrte Gott die Verheißung, die er Awraham gegeben hatte.

Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!

1.Mose 12:2-3

Dieses Versprechen wurde primär an Jizchak und nicht durch seinen Bruder Jischmael weitergegeben (vgl. 1.Mose 26:3-5). Ebenso ging das Versprechen nur an Jaakow, aber nicht an seinen Bruder Esaw (vgl. 1.Mose 28:14-15). Gott wählte Josef, um sicherzustellen, dass Seine Verheißungen an Awraham, Jizchak und Jaakow erfüllt werden konnte. Diese Verheißung ist weitreichend, denn der Segen, den „alle Geschlechter auf der Erde“ empfangen sollten ist die Erlösung der Menschen durch den Gesalbten Jeschua. Seine Geburt war nur möglich, in dem auch Jehuda und seine Familie der Hungersnot entkamen. So war also Josef dafür verantwortlich, dass Gottes Erlösungsplan in Erfüllung gehen konnte.

Es wird das Zepter nicht von Jehuda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein.

1.Mose 49:10

Erinnern wir uns zurück: Er war es, der die Idee hatte, Josef zu verkaufen. Außerdem war er es, der nicht nur eine kanaanäische Frau heiratete, sondern auch seine Schwiegertochter nicht an seinen letzten Sohn gab, als die anderen gestorben waren. Vielmehr noch ging er sogar zu einer vermeintlichen Prostituierten ein, die sich schließlich als seine Schwiegertochter offenbarte. Warum also hatte Gott Jehuda gewählt? Vielleicht, weil er der einzige Bruder ist, der Mitleid mit Josef zeigte und sein Leben rettete, als seine Brüder ihn töten wollten (vgl. 1.Mose 37:26-27), oder weil er Verantwortung übernahm, indem er anbot, an Benjamins Stelle ein Sklave zu werden. Beide Handlungen Jehudas lassen uns ahnen, was Jeschua für uns alle spirituell tun würde.

Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat; auch wir sind es schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.

1.Johannes 3:16


Krija Gimmel: 45:8-18

Schließlich lässt Josef seinen Vater informieren, dass er noch lebte und lies ihm ausrichten, dass er nach Ägypten kommen möge.

Zieht nun schnell zu meinem Vater hinauf und sagt ihm: So spricht dein Sohn Josef: Gott hat mich zum Herrn über ganz Ägypten gesetzt; komm zu mir herab, zögere nicht! Und du sollst im Land Goschen wohnen und nahe bei mir sein, du und deine Kinder und deine Kindeskinder, deine Schafe und deine Rinder und alles, was dir gehört!

1.Mose 45:9-10

Josef versprach seinem Vater Jaakow und der ganzen Familie das fruchtbare Land Goschen. Die genaue geographische Lokalisierung ist in der Forschung umstritten. Meist wird Goschen jedoch als ein Gebiet zwischen dem östlichen Nildelta und dem heutigen Sueskanal angesehen. Das altägyptische Toponym „gsm“ legt eine Identifizierung mit dem Gebiet in der Nähe des heutigen Saft el-Henna nahe. Das entspräche im alten Ägypten in etwa dem 20. unterägyptischen Gau. Die in der LXX (lat.: Septuaginta; griechischsprachiger Tanach) zu findende Bezeichnung „bei der Stadt der Helden, im Land Ramses“ (1.Mose 46:28) deutet auf „Heroonpolis“ (gr.: „Stadt der Helden“), dem griechischen Namen für die Stadt Pitom, hin. Goschen könnte dann das ebenfalls zum östlichen Nildelta zählende Wadi Tumilat bezeichnen. 1928 stieß der Forscher Mahmud Hamza ca. 2km nördlich von Tell el-Dab‘a, am Südrand der Ortschaft Qantir, bei Ausgrabungen auf eine gewaltige Palastanlage aus der Zeit der 19. und 20. Dynastie, die er als Pi-Ramesse identifizierte. Nach Ausgrabungen westlich von Tell el-Dab‘a in den Jahren 1942 bis 1944 identifizierte der Forscher Labib Habachi diesen Fundplatz als Erster als semitische Stadt „Auaris“. Zur selben Zeit untermauerte er die Ansicht, dass es sich beim Fundplatz Qantir um Pi-Ramesse handelte, da er beim nahe gelegenen Didamun-Kanal auf Portale stieß, die aus Häusern von hohen Beamten aus der Ramessidenzeit stammten. Dieser Ort erscheint in ägyptischen und griechischen Quellen als die Hauptstadt der Hyksos, einer Fremdherrscherdynastie semitischer Herkunft in Ägypten. Der Gebrauch des Wortes Pi bzw. Per im Ortsnamen ist wesentlich. Es hatte weitreichende Verwendung in altägyptischen Texten und leitet sich von „pr“ für „Haus“ ab. Der Ausdruck bezeichnete unter anderem den Tempel eines Gottes und in größerem Kontext das Tempel-Areal oder die Domäne eines Gottes. In diesem Sinne umfasste es ein weit größeres Gebiet als der eigentliche Tempel und konnte eine ganze Stadt bezeichnen. Pitom ist hierbei eine Abkürzung für Pi-Atum (ägypt.: „Hau des Atum“). Interessanterweise werden die Seen, die sich auf Pi-Atum beziehen, von den ägyptischen Schreibern nicht mit dem ägyptischen Wort angegeben, sondern mit dem semitischen Lehnwort „b-r-k-w-t“. Der Forscher Manfred Bietak geht davon aus, dass ein ursprünglich ägyptischer Name von diesem idiomatischen Ausdruck verdrängt wurde. Die Region müsse deshalb für längere Zeit von einer semitischsprachigen Bevölkerung besiedelt gewesen sein. Unter den Funden aus Tell el-Maschuta gibt es zwei Objekte, die sich auf Pi-Atum beziehen, alle anderen gebrauchen den Ausdruck „Tjeku“. Diese Ortsbezeichnung Tjeku bezeichnete ursprünglich wohl die ganze Region des Wadi Tumilat. Sie ist aber auch mit dem Fundort Tell el-Maschuta verbunden. So enthält der arabische Name des heutigen Dorfes noch immer das linguistische Element „tkw“ und auch das hebräische Wort „Sukkot“ (vgl. 2.Mose 12:37) ist mit dem ägyptischen „Tjeku“ verwandt. Manfred Bietak identifiziert den Ortsnamen Pitom eindeutig mit Tell er-Retaba. Die Identifikation mit Tell el-Maschuta könne als Verlegung des Tempels des Pi-Atum von Tell er-Retaba nach Tell el-Maschuta gedeutet werden. So erscheine es sicher, dass der Tempel in Tell er-Retaba dem Gott Atum geweiht wurde. Verschiedene Forscher, bspw. Prof. Dr. Lennart Möller, oder der Dokumentator Timothy Mahoney haben viele Jahre damit verbracht, diese Daten zusammeln und in Korrespondenz zum biblischen Bericht zu bringen. Sie verbinden Auaris direkt mit Josef, sowie der weiteren Geschichte des israelischen Volkes. Sehr empfehlenswert ist hierbei das Buch „Die Akte Exodus“ bzw. „The Exodus Case“ von Dr. Lennart Möller, die Dokumentation „Patterns of Evidence: Exodus“ von Timothy Mahoney, sowie die Dokumentation „Der Fall Exodus“ von Fritz Poppenberg.


Krija Dalet: 45:19-27

Stell dir vor, die Person, die du am meisten liebst, stirbt – doch eines Tages sagt dir jemand, dass er genau diese Person lebendig getroffen hat und dass diese Person nun Präsident von einem weit entfernten Land sei. Genau diese schockierende Situation erlebte Jaakow.

So reisten sie von Ägypten hinauf und kamen in das Land Kanaan zu ihrem Vater Jaakow; und sie berichteten ihm und sprachen: Josef lebt noch und ist Herrscher über das ganze Land Ägypten! Aber sein Herz blieb kalt, denn er glaubte ihnen nicht.

1.Mose 45:26

Dies erinnert vielleicht viele von uns an den Schock, den die Jünger Jeschuas erlebten, als ihnen gesagt wurde, dass Jeschua nicht tot, sondern lebend sei. Sie hatten gesehen, wie er starb und waren Zeugen seiner Beerdigung; doch plötzlich lebte er und es ging ihm gut, weil der Tod ihn nicht halten konnte.

Als er aber früh am ersten Tag der Woche auferstanden war, erschien er zuerst der Miriam ha Magdil, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Diese ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren, die trauerten und weinten. Und als diese hörten, dass er lebe und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie es nicht.

Markus 16:9-11

Da erinnerten sie sich an seine Worte, und sie kehrten vom Grab zurück und verkündigten das alles den Elfen und allen Übrigen. Es waren aber Miriam ha Magdil und Jochana und Miriam, die Mutter des Jaakow, die dies den Aposteln sagten, sie und die Übrigen mit ihnen. Und ihre Worte kamen ihnen vor wie ein Märchen, und sie glaubten ihnen nicht. Kefa aber stand auf und lief zum Grab, bückte sich und sah nur die leinenen Tücher daliegen; und er ging nach Hause, voll Staunen über das, was geschehen war.

Lukas 24:8-12

Teoma aber, einer von den Zwölfen, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jeschua kam. Da sagten ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht an seinen Händen das Nägelmal sehe und meinen Finger in das Nägelmal lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich es niemals glauben! Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum drinnen, und Teoma war bei ihnen. Da kommt Jeschua, als die Türen verschlossen waren, und tritt in ihre Mitte und spricht: Friede sei mit euch! Dann spricht er zu Teoma: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

Johannes 20:24-27

Wie auch bei Teoma (hebr.: Thomas), musste Jaakow erst einen Beweis sehen, dass Josef noch am Leben war.

Da sagten sie ihm alle Worte, die Joseph zu ihnen geredet hatte. Und als er die Wagen sah, die Josef gesandt hatte, um ihn abzuholen, da wurde der Geist ihres Vaters Jaakow lebendig,

1.Mose 45:27


Krija He: 45:28-46:27

Josef lud seinen Vater und alle seine Brüder nach Ägypten ein, um sie vor der Hungersnot in Israel zu retten und Gott bestätigte dies.

Ich bin der starke Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn dort will ich dich zu einem großen Volk machen!

1.Mose 46:3

Während einer anderen Hungersnot in Kanaan, befahl Gott dem Jizchak, im Land zu bleiben, doch diesmal sollte Jaakow das Land verlassen. Dies zeigt uns, wie wichtig es ist, auf Gottes Stimme zu hören und zu gehorchen, anstatt einfach nur Entscheidungen zu treffen, die für uns richtig erscheinen, oder sich auf eine Lösung zu verlassen, die in der Vergangenheit funktioniert hat.

Vertraue auf JHWH von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen.

Sprüche 3:5-6

Schließlich zog Josefs gesamte Familie hinab nach Ägypten.

Alle Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen, die aus seinen Lenden hervorgegangen waren, ausgenommen die Frauen der Söhne Jaakows, sind zusammen 66 Seelen. Und die Söhne Josefs, die ihm in Ägypten geboren sind, waren zwei Seelen, sodass alle Seelen des Hauses Jaakows, die nach Ägypten kamen, 70 waren.

1.Mose 46:26-27

Aufmerksame Bibelleser stellen in dieser Passage fest, das eine Differenz zum Bericht dieser Ereignisse in der Apostelgeschichte bei der Rede von Stephanos besteht.

Da sandte Josef hin und berief seinen Vater Jaakow zu sich und seine ganze Verwandtschaft von 75 Seelen.

Apostelgeschichte 7:14

Man kann annehmen, dass Lukas, der Autor der Apostelgeschichte hier mit dem Wissen aus der LXX (lat.: Septuaginta) seinen Text verfasste. Doch schauen wir uns die Texte mal im Vergleich an. Der komplette Vers aus lautet im hebräischen Text:

Und die Söhne Josefs, die ihm in Ägypten geboren sind, waren zwei Seelen, sodass alle Personen des Hauses Jakobs, die nach Ägypten kamen, 70 waren.

1.Mose 46:27, Schlachter 2000

In der Septuaginta sieht der Vers wie folgt aus:

Die Söhne des Josef aber, die ihm im Land Ägypten geboren wurden, waren neun Seelen. Alle Personen von Jaakows Haus, die nach Ägypten einzogen, waren 75.

1.Mose 46:27, LXX

Also hat nicht nur Jakobs Familie in der Septuaginta fünf zusätzliche Mitglieder, sondern Josefs Familie auch. Schauen wir uns zusätzlich die Aufzählung an, wo Josefs Nachkommen aufgelistet werden. Im Hebräischen lautet er:

Und Josef wurden im Land Ägypten Menasche und Efraim geboren, die ihm Asenat gebar, die Tochter Potiferas, des Priesters von On.

1.Mose 46:20, Schlachter 2000

Dieser Vers ist im griechischen Text deutlich länger:

Söhne Josefs aber im Land Äypten waren die, die ihm Asnet, die Tochter des Potifar, Priester von Heliopolis, geboren hatte: Menasche und Efraim. Söhne des Menasche aber waren die, die ihm die syrische Nebenfrau geboren hatte: Machir. Machir aber zeugte Gilead. Die Söhne des Efraim aber, Menasches Bruder: Sutalaam und Taam. Die Söhne des Sutalaam aber: Edem.

1.Mose 46:20, LXX

In den Kulturen des Vorderen Orient zählen Enkel und Urenkel mit zu den Söhnen. Daher sind alle neun Nachkommen Josefs seine Söhne. Man könnte an dieser Stelle also davon ausgehen, dass das hebräische Original (z.B. Tempeltext oder proto-masoretischer Text) länger und so wie in der Septuaginta war, und dass die zweite Hälfte des Verses irgendwann einmal verloren oder entfernt wurde. Doch zählen wir die Personen in 1.Mose 46 nach, kommen wir tatsächlich auch nicht auf 70 Personen. Man könnte das jetzt als Eigenheit der Tora abtun, aber so einfach ist es nicht. Denn in der vierten Höhle von Qumran wurden auch noch zwei Handschriften gefunden, die den hebräischen Text mit der Lesart 75 bietet: 4QGen-Exoda und 4QExodb. Komplizierter wird die Lage dadurch, dass die Zahl der von Jakob abstammenden und nach Ägypten gegangenen Personen insgesamt dreimal in der Tora genannt wird, und die unterschiedlichen Traditionen folgende Anzahl bieten:

Tradition1.Mose 46:272.Mose 1:55.Mose 10:22
4QGen-Exa
75
4QExodb
75
4QPaleoGen-Exod¹
70
LXX (Septuaginta)757570
Codex Alexandrinus757575
MT (Masoretischer Text)707070

Es ist nicht zu entscheiden, welche Zahlenangabe ursprünglich ist, denn die ältesten Textzeugen die wir haben, stammen vom Toten Meer und bezeugen beide Lesarten: Neben der schon erwähnten Handschrift 4QGen-Exoda, die die Zahl 75 bietet, wird die Angabe 70 durch die Handschrift 4QPaleoGen-Exod¹ belegt: der entsprechende Text ist zwar nicht enthalten, aber die Lesart „Siebzig“ (שבעים) hat in dem Fragment Platz, während „Fünfundsiebzig“ (חמש ושבעים) keinen Platz fände. Und damit kommen wir zum Kern des Problems: die ausführliche Aufstellung der Nachfahren – inklusive Zwischensummen – in 1.Mose 46 werfen eine Reihe Fragen auf:

Nachfahren vonVersMTLXXZusatz LXX
Jaakow und Lea46:153333In Syrien geboren
Jaakow und Silpa46:181616
Jaakow und Rachel46:221418Bringt Söhne des Menasche und des Ephraim
Jaakow und Bilha46:2577
Zwischensumme46:266666aus den Hüften Jaakows
Söhne Josefs in Ägypten46:2729
Gesamtsumme46:277075

Zwei Probleme springen sofort ins Auge:

  1. Die Probleme bei der Fassung des masoretischen Textes sind: die Zwischensumme in 1.Mose 46:26 müsste 70 ergeben – und nicht 66. Dazu kommt: 66+2 macht ebenfalls nicht 70, wie 1.Mose 46:27 aussagt.
  1. Die Probleme bei der Fassung des Textes der LXX sind: die Zwischensumme in 1.Mose 46:26 müsste 74 ergeben – und nicht 66. Im Abschnitt zu den Söhnen Rachels listet sie in 1.Mose 46:20 namentlich fünf Nachkommen von Menasche und Efraim auf, die im MT fehlen – und kommt auf insgesamt achtzehn Nachfahren aus der Linie von Rachel, statt 14 im masoretischen Text (vgl. 1.Mose 46:22). 14+5 ergibt eigentlich neunzehn. Das verschärft sich nochmals in 1.Mose 46:27: Statt zwei Nachkommen, wie im MT, werden dem Josef in Ägypten neun Nachkommen geboren – aber weiter oben wurden nur sieben aufgezählt. Man gewinnt den Eindruck, dass diese Fassung unbedingt auf die Zahl 75 kommen wollte.

Diese verwirrende Ausgangslage schreit geradezu gelöst zu werden. Der älteste nicht-biblische Lösungsversuch zu dieser Frage stammt aus dem Buch der Jubiläen. Darin hatte der Autor berichtet, dass von den Söhnen Dans fünf in dem Jahr starben, in dem sie in Ägypten ankamen. Damit kann das Jubiläenbuch mit beiden Zahlen umgehen.

So hießen ihre Söhne, die mit ihnen nach Ägypten zogen, und zwar die Söhne Dans Husim, Samon, Asudi, Jaka und Salomon – sechs. Sie starben noch im gleichen Jahre, wo sie nach Ägypten kamen, und dem Dan blieb nur Husim.

Jubiläen 44:28-29

Zu den oben gestellten Fragen hat das Jubiläenbuch somit folgende Rechnung anzubieten: Beide Zahlen, nämlich siebzig und fündundsiebzig sind richtig, allerdings müssen die Verstorbenen mit eingerechnet werden:

Und alle Seelen Jakobs, die nach Ägypten kamen, waren siebzig. Dies sind seine Kinder und Enkel, alle zusammen siebzig; alle fünf starben in Ägypten vor Joseph kinderlos.

Jubiläen 44:33

In diesem Kontext wird dann auch das Lied des Mosche wirksam, in dem es heißt, dass es ebenso viele Völker gibt, wie Kinder Israels. Laut 1.Mose 10 sind es 70 Völker.

Denke an die Tage der Vorzeit; achte auf die Jahre der vorhergehenden Geschlechter! Frage deinen Vater, der wird dir’s verkünden; deine Alten, die werden dir’s sagen: Als der Allerhöchste den Heiden ihr Erbe austeilte, als er die Menschenkinder voneinander schied, da setzte er die Grenzen der Völker fest nach der Zahl der Kinder Israels. Denn das Teil JHWHs ist sein Volk; Jaakow ist das Los seines Erbteils.

5.Mose 32:7-9

Das zweite Problem des Hebräischen Textes, das Jubiläen lösen will, ist die Frage, wie die Zwischensumme aus 1.Mose 46:26 – 66 Personen – plus die zwei Söhne Josephs in Ägypten 70 Personen ergeben soll. Die Antwort ist denkbar einfach: Jaakow und Josef müssen zur Gesamtzahl hinzugerechnet werden:

Dies sind die Söhne Jaakows mit ihren Söhnen, die Lea dem Jaakow in Mesopotamien geboren hatte, – sechs, und eine Tochter Dina, ihre Schwester. Alle Seelen der Söhne Leas und ihrer Söhne, die mit ihrem Vater Jaakow nach Ägypten zogen, waren neunundzwanzig und ihr Vater Jaakow dazu, so waren es dreißig.

Jubiläen 44:18

Dem Josef wurden in Ägypten, bevor sein Vater nach Ägypten kam, Söhne geboren, die ihm Asnat, die Tochter Potifars, des Priesters von Heliopolis, schenkte, Menasche und Efraim – drei.

Jubiläen 44:24

Auf die Zahl drei kommt das Jubiläenbuch hier, weil zu Menasche und Efraim ihr Vater Josef gerechnet werden muss. Alles in allem haben wir es hier mit einem sorgfältigen Lösungsversuch zu tun. Allerdings entspricht sein Text im Endeffekt weder dem MT, noch der LXX. Philo von Alexandrien kannte das Problem mit den beiden Zahlenangaben von siebzig und fünfundsiebzig ebenfalls. In seiner griechischen Fassung der Tora war er mit den unterschiedlichen Angaben in 2.Mose 1:5 und 5.Mose 10:22 konfrontiert. Er wählte einen allegorischen Zugang, um das Problem zu lösen. Die Zahl fünf steht für die fünf Sinne, die Israel erst im Lauf seiner Entwicklung zu Gunsten eines asketischen Zugangs hinter sich lassen konnte (vgl. Philo, Abrahams Aufbruch, S.199-201). Philo ist ein starkes Argument dafür, dass die Lesart fünfundsiebzig in 5.Mose 10:22, die der Codex Alexandrinus bietet, für die LXX sekundär sein dürfte. Auch Josephus kommt in seinen Jüdischen Altertümern auf diese Frage zu sprechen und paraphrasiert die Angaben von 1.Mose 46 folgendermaßen:

Durch diesen Traum wurde Jakob mit Vertrauen erfüllt und zog nun um so williger mit seinen Kindern und Kindeskindern nach Aegypten, die im ganzen siebzig an der Zahl waren. Ihre Namen wollte ich zuerst nicht anführen, da sie schwierig auszusprechen sind; indes glaubte ich dies doch thun zu müssen, um diejenigen zu widerlegen, die behaupten, wir stammten nicht aus Mesopotamien, sondern aus Aegypten. Jakob also hatte zwölf Söhne, von denen Joseph ausgeschieden werden kann, da er schon erwähnt ist. […] Diese sechzehn den genannten vierundfünfzig zugezählt ergeben die oben angegebene Zahl, bei der Jakob selbst nicht mitgezählt ist.

Flavius Josephus, Ant. II,7,4. Des Flavius Josephus Jüdische Altertümer, Band I. S.103-104

Josephus gelingt es so, auf die Zahl 70 zu kommen, wobei er im Unterschied zur LXX die Nachkommen von Manasse und Ephraim nicht nennt. Er orientierte sich ganz an der proto-masoretischen Tradition und schafft es, durch das Herausrechnen von Jakob und Joseph, die Zahl Siebzig als Ergebnis zu erzielen. So ergibt sich folgende Tabelle:

Nachfahren vonMTLXXJosephus
Jaakow und Lea333333
Jaakow und Silpa161616
Jaakow und Rachel141814
Jaakow und Bilha777
Söhne Josefs in Ägypten29
Gesamtsumme (real)728370

Bemerkenswert ist, dass Josephus von der Zahl 75 nichts wissen will und sie – im Unterschied zu Philo – nicht einmal erwähnt. Die kritische Ausgabe von Niese zeigt allerdings, dass die Zahl nachträglich in die Handschriften eingedrungen ist – den Schreibern war sie einfach zu geläufig. Der Kirchenlehrer Hieronymus geht auf diese Frage ebenfalls ausführlich ein.

Daran, dass mit Ausnahme von Josef und seinen Söhnen sechsundsechzig Personen, die aus den Hüften Jaakows entsprungen waren, Ägypten betraten, besteht kein Zweifel. Denn so, und durch einzelne (Personen) zusammengerechnet, ergibt sich nach und nach die Zahl und wird in den Hebräischen Büchern vorgefunden. Aber das ist es, was wir in der Septuaginta lesen: Die Söhne Josephs aber, die ihm in Ägypten geboren wurden, (waren) neun Personen [1.Mose 46:27; Vetus Latina]. Wir sollten wissen, dass im Hebräischen für neun (die Zahl) zwei steht. Denn Efraim und Menasche wurden von Asnet, der Tochter Potifars in Ägypten geboren, bevor Jaakow Ägypten betreten konnte und die Zeit des Hungers ausbrechen sollte. Doch auch das, was wir weiter oben lesen: Aber die Söhne Menasches, die ihm die syrische Nebenfrau gebar, waren Machir, und Machir zeugte Galaad; aber die Söhne Efraims, des Bruders von Menasche, (waren) Suthalaam und Thaam; die Söhne Sulthalaams aber: Edem [1.Mose 46:20; Vetus Latina] wurde hinzugefügt: weil ja das, was wir später lesen, gleichsam als durch Vorwegnahme geschehen beschrieben wird. Denn zu jener Zeit, als Jaakow Ägypten betrat, waren Efraim und Menasche nicht einmal in einem Alter, dass sie Söhne hätten zeugen können. Daraus wird offensichtlich, dass alle Personen, die aus den Hüften Jaakows Ägypten betreten haben, Siebzig waren: als sechsundechzig (das Land) später betraten, fanden sie in Ägypten drei Personen vor, nämlich Josef mit seinen beiden Söhnen – Jakob selbst aber war der Siebzigste. Damit wir in dieser Sache nicht gegen die Autorität der Schrift zu sprechen scheinen, übertrugen auch die Siebzig Übersetzer im 5.Mose [10:22], dass Jaakow mit Siebzig Personen nach Ägypten hineingegangen sei. Wenn daher jemand gegen unsere Meinung stimmt, bewirkt er, dass die Schrift sich selbst entgegengesetzt ist. Denn die Siebzig Übersetzer selbst, die hier durch Vorwegnahme gesagt haben, dass mit Josef und seinen Nachkommen fünfundsiebzig Personen Ägypten betraten, haben im 5.Mose berichtet, dass nur Siebzig hineinkamen. Wenn uns also hingegen folgendes eingewendet wird, wie in der Apostelgeschichte [7:14], in der Rede des Stephanos an das Volk gesagt wird, dass fünfundsiebzig Personen Ägypten betreten haben, ist die Ausrede leicht. Denn der Heilige Lukas, der der Verfasser dieses Geschichtswerkes ist, ist nicht verpflichtet gewesen, als er unter den Völkern den Band der Taten der Apostel herausgibt, etwas im Widerspruch gegen die Schrift zu schreiben, die sich schon unter den Völkern verbreitet hatte. Zumal auch natürlich in jener Zeit die Siebzig Übersetzer die Autorität eines größeren Ruhms besaßen als Lukas, der unbekannt und gering geschätzt (war) und unter den Nationen nicht für besonders glaubwürdig gehalten wurde. Auch ist dies generell zu beobachten, dass wo immer die heiligen Apostel oder die apostolischen Männer zu den Leuten sprechen, sie sehr oft diese (Schriften) zum Zeugnis nützten, die sich schon unter den Völkern verbreitet hatten: obgleich die Meisten überliefern, dass der Evangelist Lukas als Proselyt die Hebräischen Buchstaben nicht kannte.

Hieronymus, Buch der Hebräischen Untersuchungen über die Genesis, Kapitel 46

Auch andere, mittelalterliche Kommentatoren, wie z.B. die zwei rabbanitischen Gelehrten Schlomo ben Jizchak aka. Raschi, oder Abraham ben Meir ibn Esra aka. Raba, versuchten die Diskrepanz zu lösen, doch kamen zu anderen Ergebnissen. Eine befriedigende Lösung der Frage konnte ich daher nicht finden. Sollte doch noch jemand eine abschließende Lösung finden, freue ich mich diesbezüglich um eine Benachrichtigung.

Die traditionellen Kommentatoren wenden eine Interpretations-Akrobatik an, um die Aufzählung zu einem Ergebnis von genau Siebzig kommen zu lassen – indem sie debattieren, obJaakowselbst in die Aufzählung eingeschlossen werden muss, obJosefund seine Söhne ein Teil der Gesamtsumme sind usw. In Wahrheit illustriert das Beharren auf die Siebzig am Ende der Liste anschaulich die biblische Verwendung von Zahlen als symbolische Annäherungen an Stelle von arithmetisch präzisen Messungen. Siebzig bedeutet Fülle, eine große runde Zahl, zehnmal die heilige Sieben, und ihre Verwendung hier verdeutlicht, das Jakob, der einst ein vereinsamter Flüchtling war, zu einer großen Familie herangewachsen ist, dem Zellkern einer Nation.

Robert Alter. The five Books of Moses. S.269


Krija Waw: 46:28-47:10

Da spannte Josef seinen Wagen an und fuhr seinem Vater Israel nach Gosen entgegen. Und als er ihn sah, fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seinem Hals.

1.Mose 26:29

Dieses beschriebene Szenario erinnert uns an ein Gleichnis, von dem Jeschua spricht. Darin lesen wir, wie ein Sohn seine Familie verlässt und als verloren gilt, doch schließlich wieder in die Arme seines Vaters fällt.

Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen; und er lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

Lukas 15:20


Krija Sajin: 47:11-27

Nach dem innigen Wiedersehen sorgt Josef dafür, dass seine Familie auch vom Pharao das Land Goschen als Siedlungsgebiet bestätigt bekommt. Josef war ein ausgezeichneter Versorger – er kümmerte sich um alle, als sei nie etwas schlimmes geschehen.

Und Josef versorgte seinen Vater und seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters mit Brot nach der Zahl der Kinder.

1.Mose 47:12

Josef hatte seinen Brüdern vergeben und hat ihre Schuld in seinem Leben getragen, um schließlich als Mittler zwischen ihnen und dem Pharao zu dienen. Dies ist ein starkes Bild auf Jeschua!

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.

Johannes 3:16

Denn dazu seid ihr berufen, weil auch der Gesalbte für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt. »Er hat keine Sünde getan, es ist auch kein Betrug in seinem Mund gefunden worden«; als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder, als er litt, drohte er nicht, sondern übergab es dem, der gerecht richtet. Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie Schafe, die in die Irre gehen; jetzt aber habt ihr euch bekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Leben.

1.Petrus 2:21-25

Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jeschua, der Gesalbte, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als Zeugnis zur rechten Zeit.

1.Timotheus 2:5-6

Und auch im Kontext der Verpflegung mit Brot können wir eine Parallele von Josef zu Jeschua ziehen: Jeschua ist „Lechem Chajim“ – das lebendige Brot -, und ist in „Beit Lechem“ – dem Haus des Brotes -, geboren worden. Das Brot, dass Josef seinen Brüdern gab, hielt sie auf dieser Erde am Leben, doch das Brot, dass uns Jeschua schenkt, gibt uns ewiges Leben.

Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.

Johannes 6:51

Jeder, der glaubt, dass Jeschua der Gesalbte ist, der ist aus Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus Ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. […] Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Zeugnis in sich selbst; wer Gott nicht glaubt, der hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, das Gott von seinem Sohn abgelegt hat. Und darin besteht das Zeugnis, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Dies habe ich euch geschrieben, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, und damit ihr auch weiterhin an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.

1.Johannes 5:1-13

Wer ist der Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, dass Jeschua der Gesalbte ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. Was ihr nun von Anfang an gehört habt, das bleibe in euch! Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben. Und das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben.

1.Johannes 2:22-25

Das Thema von Versöhnung und Wiederherstellung mit Brüdern setzt sich auch in der Haftara mit der Wiedervereinigung der nördlichen und südlichen Stämme Israels nach ihrer Rückkehr aus dem Exil fort. Doch viele Gläubige wissen gar nichts von dieser Spaltung zwischen den Stämmen Israels, und wie es dazu kam. Nach der Regierungszeit von König Salomo spaltete sich die Nation Israel in das Südreich – vertreten durch den Stamm Jehuda und Benjamin, als „Haus Jehuda“ bezeichnet – und in das Nordreich – vertreten durch die zehn anderen Stämme, die gemeinsam „Haus Josef“, „Haus Efraim“ oder einfach „Haus Israel“ genannt werden. Während beide Königreiche sündigten, kehrte Das Haus Jehuda aus dem Exil zurück und und heute ist das Volk als „Juden“ bekannt. Doch die zehn nördlichen Stämme gingen „verloren“, da sie unter alle Nationen zerstreut wurden – wobei einige Mitglieder dieser Stämme zurückgekehrt sind und sich dem Haus Jehuda anschloßen. Wegen ihres Götzendienstes hat Gott die Bande der Brüderlichkeit zwischen dem Haus Jehuda und dem Haus Israel gebrochen.

Darauf zerbrach ich auch meinen zweiten Stab »Verbindung«, um die Bruderschaft aufzulösen zwischen Jehuda und dem Haus Israel.

Sacharja 11:14

Nach rabbanitischen Verständnis lässt die Feindseligkeit zwischen Josef und seinen Brüdern diese Spaltung zwischen dem Haus Jehuda mit dem Haus Israel erahnen. In einer erstaunlichen Prophezeiung verspricht Gott jedoch, dass eines Tages wieder Einheit zwischen ihnen sein wird.

Wenn dann die Kinder deines Volkes zu dir sagen: »Willst du uns nicht erklären, was du damit meinst?«, so gib ihnen zur Antwort: So spricht JHWH, der Herr: Siehe, ich will den Holzstab Josefs nehmen, der in der Hand Efraims und der Stämme Israels, seiner Mitverbundenen, ist, und will ihn zu dem Holzstab Judas hinzufügen und sie zu einem einzigen Holzstab machen, und sie sollen eins werden in meiner Hand!

Hesekiel 37:18-19

Um sicherzustellen, dass es kein Missverständnis gibt, erklärt Gott diesen prophetischen Symbolismus.

Und sage zu ihnen: So spricht JHWH, der Herr: Siehe, ich werde die Kinder Israels aus den Heidenvölkern zurückholen, unter die sie gekommen sind, und sie von ringsumher sammeln und sie in ihr Land führen. Und ich werde sie im Land, auf den Bergen Israels, zu einem einzigen Volk machen; sie sollen alle nur einen einzigen König haben, sie sollen auch künftig nicht mehr zwei Völker bilden, noch in zwei Reiche zerteilt werden.

Hesekiel 37:21–22

Dieses Versprechen der Einigung ist ein Versprechen, dass für Israel gilt – somit auch für die Gemeinde Gottes: Die Braut des Lammes! Wir dürfen uns sicher sein, dass der Gesalbte bei seiner Wiederkehr alle falsche Lehre und alle Irrlehre – Götzendienst, Unzucht und jede Gesetzlosigkeit – aus den Kirchen nehmen wird. Vermutlich kann man es sich ähnlich gewaltig vorstellen, wie als Jeschua die Händler und Wechsler aus dem Tempel mit einer Peitsche raus trieb, denn Jeschua wird den geistlichen Tempel ebenso rigoros reinigen müssen.

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.

1.Korinther 3:16-17

Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt der Gesalbte mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht JHWH, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der JHWH, der Allmächtige.

2.Korinther 6:14-18

[…] Jeschua zog hinauf nach Jeruschalajim. Und er fand im Tempel die Verkäufer von Rindern und Schafen und Tauben und die Wechsler, die dasaßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Rindern, und den Wechslern verschüttete er das Geld und stieß die Tische um; und zu den Taubenverkäufern sprach er: Schafft das weg von hier! Macht nicht das Haus meines Vaters zu einer Räuberhöhle!

Johannes 2:13-15

Und nach eben dieser Reinigung, wird die lang erwartete, endgültige Versöhnung geschehen. Natürlich gibt es eine andere Versöhnung mit Gott, als die, die Josef und seine Brüder erlebten. Durch Jeschuas Opfertod wurde nicht nur die Trennwand zwischen Juden und Heiden abgerissen, was zu einem „neuen Mann“ führte. Primär besteht Gottes Absicht darin, uns mit uns selbst, miteinander und vor allem mit ihm selber zu versöhnen.

Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat, indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das [menschliche] Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften, und um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte. Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen, und den Nahen; denn durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist. So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jeschua der Gesalbte selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Epheser 2:14–22

Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt zur Folge hatte, was wird ihre Annahme anderes zur Folge haben als Leben aus den Toten?

Römer 11:15

Es ist aufregend, in der Zeit zu leben, an dem wir die Prophezeiung vor unseren Augen erfüllt sehen können, wenn das israelitische Volk aus allen Himmelsrichtungen der Erde nach Hause kommt.

Doch kommen wir noch einmal zurück zu Josef. Im biblischen Bericht erfahren wir, dass Josef alles Geld des Land Ägypten und Kanaan zusammenbrachte, in dem er den Menschen das Getreide verkaufte. Tatsächlich ist es geschichtlich so, dass Ägypten damals bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht autokratisch von einem einzigen Pharao regiert wurde. Ägypten wurde damals in Ober- und Unterägypten aufgeteilt und diese wurden in Gaue eingeteilt, die von selbstständigen Fürsten regiert wurden. Tatsächlich gibt es einen Moment in der ägyptischen Geschichte, in dem diese Gaufürsten plötzlich verschwanden und durch Staatsbeamte des Pharao ersetzt wurden. Archäologisch ist nicht geklärt, wie dies geschah, doch fällt dieses Ereignis genau in den Zeitraum, in dem Josef in Ägypten gewirkt haben muss. Die Bibel hat eine deutliche Erklärung dazu.

So kaufte Joseph alles Ackerland der Ägypter für den Pharao auf, denn die Ägypter verkauften jeder sein Feld, weil die Hungersnot schwer auf ihnen lastete; und so wurde das Land zum Eigentum des Pharao. Das Volk aber ließ er in die verschiedenen Städte bringen, von einem Ende Ägyptens bis zum anderen. Nur die Äcker der Priester kaufte er nicht; denn die Priester bezogen ein festes Einkommen vom Pharao und ernährten sich von ihrem festen Einkommen, das ihnen der Pharao gab; darum brauchten sie ihre Äcker nicht zu verkaufen.

1.Mose 47:20-22


Marana tha – unser Herr kommt! Hallelujah – gelobt sei Jah!

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