PERLEN DER TORA: PARASCHA „MIKEZ“


Krija Alef: 1.Mose 41:1-14

Von der letzten zur aktuellen Parascha macht der Bericht einen Sprung von zwei Jahren. Wir erfahren, dass der Pharao zwei eindrückliche Träume hatte, die ihn sehr beunruhigten. Doch keiner seiner Zauberer konnte ihm die Bedeutung der Träume nennen. An dieser Stelle erinnert sich der Mundschenk an Josef und dieser wird schließlich aus der Dunkelheit des ägyptischen Gefängnis gebracht und in den Palast befördert, um die seltsamen Träume des Pharaos zu deuten.

Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen. Und sie entließen ihn schnell aus dem Loch. Er aber ließ sich scheren und wechselte seine Kleider und ging zum Pharao hinein.

1.Mose 41:14


Krija Bet: 1.Mose 41:15-38

Der Pharao wiederholte seine Träume und Josef erhielt tatsächlich von Gott JHWH die Fähigkeit, die zwei Träume auszulegen.

Siehe, es kommen sieben Jahre, da wird großer Überfluss herrschen im ganzen Land Ägypten. Aber nach ihnen werden sieben Hungerjahre eintreten, und all dieser Überfluss wird vergessen sein im Land Ägypten; und die Hungersnot wird das Land aufzehren, sodass man nichts mehr merken wird von dem Überfluss im Land wegen der Hungersnot, die danach kommt; denn sie wird sehr drückend sein. Dass aber der Pharao den Traum zweimal hatte, das bedeutet, dass die Sache bei Gott fest beschlossen ist und dass Gott es rasch ausführen wird.

1.Mose 41:29-32

Spannend ist hier nicht nur, dass Josef die Träume auslegt, sondern auch, dass er sagt, dass es von Gott fest beschlossen sei, da der Pharao zwei Mal von den sieben fetten und den sieben kargen Jahren träumte. Rückblickend bedeutet dies, dass auch die Träume, die Josef viele Jahre vorher hatte und mit seiner Familie teilte, offensichtlich fest beschlossen waren.

Josef aber hatte einen Traum und verkündete ihn seinen Brüdern; da hassten sie ihn noch mehr. Er sprach nämlich zu ihnen: Hört doch, was für einen Traum ich gehabt habe: Siehe, wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, da richtete sich meine Garbe auf und blieb stehen; und siehe, eure Garben stellten sich ringsumher und warfen sich vor meiner Garbe nieder! […] Er hatte aber noch einen anderen Traum, den erzählte er seinen Brüdern auch und sprach: Seht, ich habe wieder geträumt, und siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne beugten sich vor mir nieder!

1.Mose 37:5-9

Diese zwei prophetischen Träume versprachen, dass seine Familie sich vor ihm – dem zweitjüngsten Sohn – verbeugen würde. Zum damaligen Zeitpunkt – Josef war nur ein 17 Jahre alter Hirtenjunge – war dies absolut undenkbar für seine Familie und verursachte großen Hass bei seinen Brüdern. Doch die letzten Jahre in Gefangenschaft hatten Josef verändert, denn wie wir an der Begegnung mit dem Pharao erkennen, hatte Josef eine große Demut gegenüber Gott JHWH entwickelt.

Joseph antwortete dem Pharao und sprach: Das steht nicht bei mir. Gott wird verkündigen, was dem Pharao zum Wohl dient!

1.Mose 41:16

Und nun möge der Pharao nach einem verständigen und weisen Mann sehen und ihn über das Land Ägypten setzen. Der Pharao möge handeln und Aufseher über das Land setzen; und er lasse in den sieben Jahren des Überflusses den fünften Teil des Ertrages erheben vom Land Ägypten.

1.Mose 41:33-34

Josef schlug sich nicht selber als Aufseher vor, doch gab dem Pharao nicht nur eine Deutung der zwei Träume, sondern auch einen weisen Rat wie man mit der Situation umgehen könne.

Diese Rede gefiel dem Pharao und allen seinen Knechten gut. Und der Pharao sprach zu seinen Knechten: Können wir einen Mann finden wie diesen, in dem der Geist Gottes ist?

1.Mose 41:37-38

Josefs Verhalten und Reden war absolut vom heiligen Geist Gottes geführt. Nicht er deutete die Träume und nicht war die Quelle seines Rates, sondern Gott. Josef gab Zeugnis über Gott JHWH ab und der Pharao erkannte Gottes Wirken in Josef. Wir sehen hier im Leben von Josef eine Parallele zu dem, was Jeschua uns lehrte.

Hütet euch aber vor den Menschen! Denn sie werden euch den Gerichten ausliefern, und in ihren Synagogen werden sie euch geißeln; auch vor Fürsten und Könige wird man euch führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. Wenn sie euch aber ausliefern, so sorgt euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters ist’s, der durch euch redet. Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern und ein Vater sein Kind; und Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und werden sie töten helfen. Und ihr werdet von jedermann gehasst sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.

Matthäus 10:17-21

Ihr aber, habt acht auf euch selbst! Denn sie werden euch den Gerichten und den Synagogen ausliefern; ihr werdet geschlagen werden, und man wird euch vor Fürsten und Könige stellen um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis. Und allen Heidenvölkern muss zuvor die frohe Botschaft verkündigt werden. Wenn sie euch aber wegführen und ausliefern werden, so sorgt nicht im Voraus, was ihr reden sollt, und überlegt es nicht vorher, sondern was euch zu jener Stunde gegeben wird, das redet! Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Heilige Geist. Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern und der Vater das Kind, und Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und werden sie töten helfen; und ihr werdet von allen gehasst sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.

Markus 13:9-13

Josef wurde von seinen Brüdern gehasst, sie wollten ihn töten und verkauften ihn schließlich. In Ägypten wurde er dem Gericht ausgeliefert, doch all dies diente dem Zeugnis vor dem ägyptischen König, seinen Fürsten und dem heidnischen Volk. Nicht Josef sprach, sondern Gottes Geist und die frohe Botschaft war die Rettung des Volkes durch den weisen Rat. Vorausschauend auf die Geschichte Israels wissen wir außerdem, dass das Volk Israel viele Jahre später um Gottes Namen willen eine schreckliche Verfolgung durch einen späteren Pharao erleben sollte. Immer wieder müssen wir beim Lesen der Bibel feststellen, dass sich gewisse Themen wiederholen. Dies ist eine unfassbar wichtige prophetische Dimension, die uns auch dazu dient, uns auf das Zukünftige, bspw. die Drangsal, vorzubereiten.


Krija Gimmel: 41:39-52

Diese prophetische Dimension erleben wir nun auch im weiteren Verlauf der Geschichte.

Und der Pharao sprach zu Joseph: Nachdem Gott dir dies alles mitgeteilt hat, ist keiner so verständig und weise wie du. Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk gehorchen; nur um den Thron will ich höher sein als du! Und der Pharao sprach zu Josef: Siehe, ich setze dich über das ganze Land Ägypten! Und der Pharao nahm den Siegelring von seiner Hand und steckte ihn an die Hand Josephs, und er bekleidete ihn mit weißer Leinwand und legte eine goldene Kette um seinen Hals; und er ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren; und man rief vor ihm aus: »Beugt eure Knie!« Und so wurde er über das ganze Land Ägypten gesetzt. Und der Pharao sprach zu Josef: Ich bin der Pharao, aber ohne dich soll niemand im ganzen Land Ägypten die Hand oder den Fuß erheben!

1.Mose 41:39-44

Diese Worte des Pharao sind eine Parallele zu dem, was wir über Jeschua lesen. Jeschua bekam die Vollmacht seines Vaters JHWH.

Und Jeschua trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.

Matthäus 28:18, Schlachter 2000

Wichtig ist hier der Unterschied zwischen „Allmacht“ und „alle Macht“. Viele lesen diesen Vers und missbrauchen ihn als Beweis, dass Jeschua allmächtig sei und somit mit dem allmächtigen Gott JHWH gleichzusetzen sei. Dies ist aber grundlegend falsch. Die Worte, die in diesem Vers genutzt werden, lauten „pasa exousia“ (Strong‘s G3956 + 1849). Das entscheidende Wort „exousia“, dass mit Macht wiedergegeben wird, bedeutet „Autorität“ oder besser „Handlungsbefugnis“. Gott gab also Jeschua „alle Handlungsbefugnis“, genau wie sie Josef auch vom Pharao erhielt.

Und Jeschua ist dazu gekommen, sprach zu ihnen und sagte: Es wurde mir gegeben alle Handlungsbefugnis im Himmel und auf der Erde.

Matthäus 28:18, B.Wahl

Im Gegensatz dazu steht das Wort, dass den allmächtigen Gott beschreibt. Dieses lautet im Griechischen „pantokrator“ (Strong‘s G3841 ) und wurde so auch in der LXX (abk.: Septuaginta; lat.: Siebzig), der altgriechischen Übersetzung des Tanach als Übersetzung für das hebräische Wort „Schaddai“ (Strong‘s H7706 ) verwendet, welches „Allmächtiger“ bedeutet. Auch im neuen Testament, wird der Vater – Gott JHWH – als „der Allmächtige“ bezeichnet (vgl. 2.Korinther 6:18; Offenbarung 1:8, 4:8, 19:6, 21:22). Im Gegenzug zu „El Schaddai“ (hebr.: „allmächtiger Machthaber“, als „Gott der Allmächtige“ wiedergegeben), wird Jeschua als „El Gibbor“ prophezeit. Die Schlachter 2000 übersetzt wie folgt.

Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Ratgeber, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst.

Jesaja 9:5, Schlachter 2000

Doch eigentlich müsste die korrekte Übersetzung wörtlich wie folgt lauten.

Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und es wird die Herrschaft auf seiner Schulter sein, und wird genannt beim Namen: Wunderbarer, Ratgeber, mächtiger Machthaber, mein Vater ist ewig, Friedefürst.

Jesaja 9:5, B.Wahl

Das Wort „gibbor“ (Strong‘s H1368) bedeutet „mächtig“ oder „stark“, was im Gegensatz zu „schaddai“ steht. Kontextuell kann es auch mit „bevollmächtigt“ verstanden werden. Das Wort „El“ (Strong‘s H410) ist kein Eigenname oder alleiniger Titel Gottes, sondern bedeutet neben „Gott“ je nach Kontext auch „Machthaber“, „Mächtiger“, „Richter“, „Kraftvoller“ oder „Starker“. Auch der Prophet Mosche wurde als „El“, also als Gott – von Gott JHWH selber – bezeichnet (vgl. 2.Mose 7:1). Wir erkennen also, dass der Vater der allmächtige Machthaber ist, während Jeschua ein mächtiger bzw. bevollmächtiger Machthaber ist. Diese Macht, die Jeschua von seinem Vater erhielt, wird von Paulus in den Brief an die Korinther näher beschrieben.

Nun aber ist der Gesalbte aus den Toten auferweckt; er ist der Erstling der Entschlafenen geworden. Denn weil der Tod durch einen Menschen kam, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen; denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch im Gesalbten alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: Als Erstling der Gesalbte; danach die, welche dem Gesalbten angehören, bei seiner Wiederkunft; danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, wenn er jede Herrschaft, Gewalt und Macht beseitigt hat. Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod beseitigt. Denn »alles hat er seinen Füßen unterworfen«. Wenn es aber heißt, dass ihm alles unterworfen ist, so ist offenbar, dass derjenige ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allen sei.

1.Korinther 15:20-28

Es ist fantastisch, wie Josef hier von Gott als Beispiel gebraucht wurde, um prophetisch auf den Gesalbten Jeschua hinzuweisen und uns zu zeigen, welches Wesen und welche Position Jeschua bei Gott haben würde. Eine weitere Parallele ist, dass Josef nun seinen Dienst mit 30 beginnen durfte (vgl. 1.Mose 41:46), wie es auch bei Jeschua der Fall war.

Und Jeschua war ungefähr 30 Jahre alt, als er begann; […]

Lukas 3:23

Josef erhielt jedoch nicht nur einen neuen, über alle anderen erhöhten Status, sondern auch einen ägyptischen Namen, der „Zafnat Paneach“. Es war damals in Ägypten üblich, mit einem neuen Status auch einen sogenannten Titularnamen zu verwenden. Beispielsweise erhielten die Pharaonen einen Geburtsnamen, später oft noch einen weiteren Namen als Prinz, später auch als König und Priester. Er wird unterschiedlich gedeutet, u.a. als „Gott spricht: Er möge leben!“ und „Offenbarer der Geheimnisse“. Die genaue Bedeutung ist umstritten, da der Name nur ein einziges Mal in der Bibel erwähnt, aber nicht erklärt wird. Hieronymus liefert die vermutete Bedeutung „salvator mundi“ (lat.: „Heiland der Welt“). Der Targum Onkelos aus dem 1.Jahrhundert gibt die Namensbedeutung als „der Mann, dem Geheimnisse offenbart werden“ wieder, der Targum Pseudo-Jonathan als „Offenbarer von Geheimnissen“, Flavius Josephus „als Ergründer von Geheimnissen“ (cgl. Jüdische Altertümer, Kap.2, Abs.6, V.1). Der Ägyptologe und Koptologe Georg Steindorff hat „es spricht der Gott, und er lebt“ vorgeschlagen. Zusätzlich zu dem neuen Status und Titularnamen, erhielt Josef eine Frau. Diese hieß „Asnat“ und bedeutet aus dem Ägyptischen übersetzt etwa „Sie gehört der Neit“. Die spätere rabbanitische Tradition hat verschiedene Erklärungsansätze, wer Asnat war, aber in allen rabbanitischen Auslegungen werden Potifar und Potifera miteinander gleichgesetzt. Die gängigste rabbanitische Meinung macht Asnat zur leiblichen Tochter von Dina und Schechem, die von Potifera lediglich adoptiert wurde. Diese Adoption erklärt sich in der Auslegung damit, dass Potifar scheinbar ein Kastrat gewesen sei. Damit versuchten die Rabbaniten, das exegetische Problem zu lösen, dass Josef mit einer Heidin, gar der Tochter eines heidnischen Priesters verheiratet gewesen sei. Andere Auslegungen erzählen, dass Asnat die leibliche Tochter von Potifera bzw. Potifar war, doch vor der Hochzeit sich von den ägyptischen Götzen abkehrte und nur noch Gott JHWH anbetete. Weiter erfahren wir, dass Josef mit Asnat zwei Söhne zeugte.

Und Josef gab dem Erstgeborenen den Namen Manasse; denn er sprach: Gott hat mich alle meine Mühsal vergessen lassen und das ganze Haus meines Vaters. Dem zweiten aber gab er den Namen Ephraim; denn er sprach: Gott hat mich fruchtbar gemacht im Land meines Elends.

1.Mose 41:51-52


Krija Dalet: 41:53-42:18

Schließlich enden die sieben fruchtbaren Jahre. Spannend sind die archäologischen Hinweise für diese sieben Jahre. Im heutigen Ägypten gibt es einen See, der Faijum genannt wird. Dieser Name leitet sich aus dem altägyptischen ab und bedeutet einfach nur „See“. Ursrünglich nannten die Ägypter diesen See jedoch Schedet, unter den Griechen später Crocodilopolis (altgr.: Krokodil-Stadt), da an dem See das wichtigste Zentrum für die Verehrung des Krokodil-Götzen „Sebek“ war. Manche Wissenschaftler nehmen aber stattdessen an, dass diese Stadt ursprünglich dem ägyptischen Götzen „Sched“ gewidmet war. Sched war ein Götze der altägyptischen Religion und wurde im Volksmund auch „der Retter“ genannt. Er repräsentierte das Konzept der Erlösung, wurde aber nicht in einem Tempel oder als offizieller Kult verehrt, sondern scheint ein Götze gewesen zu sein, den die einfachen Ägypter als Retter vor Krankheit, Unglück oder Gefahr anriefen. Auf der Metternich-Stele ist er unter anderen in Form eines Krokodils dargestellt, das die Gefahr besiegt. Sched wurde aber auch als junger Prinz dargestellt, der wilde Tiere bezwang. Laut der Ägyptologie wurde Sched als eine Art Retter angesehen, der denjenigen half, die in Not waren, wenn die staatliche Autorität oder die Hilfe des Königs ausblieb. Im Neuen Reich wurde Sched – „der Retter“ – auf unzähligen Stelen von Menschen angesprochen, die ihn um Hilfe baten und lobpreisten. Diese Information ist dahingehend spannend, da es in der Antike üblich war, Menschen zu Götzen zu erheben (z.B. Nimrod). Gerade in Ägypten, wurden Pharaonen, aber Prinzen und wichtige Beamte spätestens im Tod als Götzen angebetet (z.B. der Beamte „Imhotep“). In Anbetracht dessen, dass die Anbetung von Sched in dem Zeitraum begann, in den man das Wirken von Josef, aber auch den israelitischen Auszug aus Ägypten datiert, könnte man annehmen, dass hier die Erinnerung an Josef zum Götzendienst mit dem rettenden Götzen „Sched“ in Krokodilsgestalt und später mit dem Krokodil-Götzen „Sebek“ verklärt wurde.

Doch zurück zu dem See – dieser wird mit Wasser gespeist, dass aus dem Nil abgeleitet wird und der dafür verwendete Kanal heißt „Bahr Jussef“, was Arabisch ist und „die Wasserstraße von Josef“ bedeutet. Dieser Kanal wurde archäologisch erwiesen genau in dem Zeitraum erbaut, als Josef vermutlich in Ägypten lebte. Diese Eckdaten geben uns also starke, historische Hinweise auf das reale Wirken von Josef in Ägypten.

Nach dem nun also die sieben Jahre endeten, begannen die sieben mageren Jahre – die prophezeite Hungersnot begann!

Und als die Hungersnot im ganzen Land herrschte, öffnete Joseph alle Speicher und verkaufte den Ägyptern Getreide; denn die Hungersnot nahm überhand im Land Ägypten. Und alle Welt kam nach Ägypten, um bei Joseph Korn zu kaufen; denn es herrschte große Hungersnot auf der ganzen Erde.

1.Mose 41:56-57

Genau für den Zeitraum, in dem der Bau von „Bahr Jussef“ datiert wird und in dem Josef in Ägypten gewesen sein muss, gibt es außerdem paleo-klimatologische und archäologische Beweise für eine Dürre in sehr starken Ausmaß, die wenigstens den gesamten mediterranen Raum, die Lewante und Mesopotamien betroffen haben muss. Solch eine Dürre kann selbstverständlich auch Grund für eine siebenjährige Hungersnot sein und würde erklären, weshalb anliegende Völker Hilfe in Ägypten suchten. Es gibt heute schon viele Beweise für das biblische Geschehen – es füllt ganze Bücher – weshalb ich an dieser Stelle das Buch „Die Akte Exodus“, bzw. „The Exodus Case“ von Dr. Lennard Möller oder alternativ auch die Videoreihe „Patterns of Evidence – Exodus“ von Timothy Mahony empfehle, die man bspw. HIER auch kostenlos im findet.

Auch Jaakow litt mit seiner Familie durch die dürren Jahre und so schickte Jaakow seine Söhne, außer Benjamin, nach Ägypten, um Getreide zu kaufen.

Josef aber war Regent über das Land; er allein verkaufte dem ganzen Volk des Landes Korn. Darum kamen die Brüder Josefs und beugten sich vor ihm nieder, das Angesicht zur Erde gewandt.

1.Mose 42:6

Diese Verse sind im Kontext der sogenannten „Christologie“ enorm wichtig. Auch Jeschua ist der von Gott JHWH eingesetzte Regent, wie schon an anderer Stelle in dieser Parascha erwähnt. Regent zu sein, bedeutet nicht automatisch, auch König zu sein – ebenso wie es nicht bedeutet, dass Jeschua automatisch der allmächtige Gott sei, nur weil er von Gott JHWH mit seiner Autorität ausgestattet wurde. Viele Christen beten Jeschua an – die meisten als „Jesus Christus“ -, als sei er der allmächtige Gott JHWH. Begründet wird dies mit Bibelversen, in denen Jeschua angeblich angebetet wurde.

Als sie nun den Stern sahen, wurden sie sehr hocherfreut; und sie gingen in das Haus hinein und fanden das Kind samt Maria, seiner Mutter. Da fielen sie nieder und beteten es an; und sie öffneten ihre Schatzkästchen und brachten ihm Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Matthäus 2:10-11, Schlachter 2000

Und sie warfen sich anbetend vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; und sie waren allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott. Amen.

Lukas 24:52, Schlachter 2000

Doch diese Übersetzung ist falsch, was fatale Folgen hat, denn die Bibel lehrt uns, nur Gott JHWH anzubeten und selbst Jeschua lehrte genau dies.

Deshalb sollt ihr auf diese Weise beten: Unser Vater, der du bist im Himmel! Geheiligt werde dein Name.

Matthäus 6:9

Da sprach er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme! Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden.

Lukas 11:2

Jeschua lehrte explizit, dass „unser Vater“ angebetet werden solle und er lehrte, dass Gott einen eigenen Namen hat. Er lehrte nicht, dass er selber angebetet werden solle und er lehrte nicht „geheiligt werde unser Name“. Das ist ein entscheidender Fakt, denn wenn man jemand anderes außer Gott JHWH anbetet, ist dies Götzendienst und laut der Bibel, hat dies fatale Folgen für denjenigen, der Götzendienst betreibt.

Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin JHWH, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! […] Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! […] Du sollst den Namen JHWHs, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn JHWH wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

2.Mose 20:1-7

Die meisten Christen beten Jeschua an, als wäre er der allmächtige Gott JHWH – alles wegen einem dogmatischen Übersetzungsfehler. Was steht tatsächlich in den Beispielen aus Matthäus 2 und Lukas 23? Das Wort, dass die meisten Übersetzer mit „anbeten“ übersetzen, lautet im Griechischen „proskyneo“ (Strong‘s G4352). Als Jeschua uns lehrte wie wir „Vater unser“ beten sollen, benutzt er aber das Wort „proseuchomai“ (Strong‘s G4336). Das hebräische Äquivalent lautet „bitefilatecha“, was sich vom Wort „tefilla“ (Strong‘s H8605) ableitet. Laut der hebräischen und griechischen Sprache sind dies die Worte, die für Gebet verwendet werden. Das Wort „proskyneo“ ist ein Akt, der im Gebet oder auch wenn man einem Menschen Ehre erweist, vollzogen wird. Das sehen wir auch im Tanach.

Danach machte sich auch David auf und verließ die Höhle und rief Schaul nach und sprach: Mein Herr und König! Da sah Schaul hinter sich. Und David neigte sein Angesicht zur Erde und verbeugte sich.

1.Samuel 24:9

In diesem Vers steht „wajischtachu“, was sich von „schachach“ (Strong‘s H7812) ableitet und schlichtweg „sich verbeugen“ bedeutet. Zur Gegenprüfung schauen wir in die LXX.

Kai opisō autou ek tou spēlaiou kai opisō Saul, legōn kyrie basileu kai eis tou opisō kai epi prosōpon autou epi tou gēn kai prosekynēsen autō.

1.Samuel 24:8, LXX

Das hier verwendete Wort für Davids Verbeugung lautet „prosekynesen“, was sich aus „proskyneo“ ableitet. Wurde nun König Schaul von David angebetet? Nein, natürlich nicht! Er wurde von David durch eine Verbeugung geehrt. Fazit ist, dass „proskyneo nicht mit „Anbetung“ übersetzt werden darf. Zum Vergleich kann man noch das hebräische und griechische Wort für „Anbetung“ näher betrachten.

JHWH ist fern von den Gottlosen, aber das Gebet der Gerechten erhört er.

Sprüche 15:29, Schlachter 2000

Rachok Jehowah, mereschaim, utefillat zaddikim jishma.

Sprüche 15:29, MT

Makran apechei ho JHWH apo aseuon, euchais de dikaion epakouei.

Sprüche 15:29, LXX

Das Wort, dass im Deutschen Text mit „das Gebet“ wiedergegeben wird, lautet im Hebräischen „utefillat“, abgeleitet aus dem Wort „tefilla“, und wird im griechischen Text mit „euchais“ wiedergegeben, was mit „proseuchomai“ verwandt ist. Und dieses Wort alleine definiert „Anbetung“ im Altgriechischen. Fazit ist, dass Jeschua nicht angebetet wurde und nicht angebetet werden möchte, sondern einzig sein Vater JHWH anbetungswürdig ist, während wir jedoch Jeschua die selbe Ehre geben, wie sie Gott bekommt.

Da antwortete Jeschua und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm noch größere Werke zeigen als diese, sodass ihr euch verwundern werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

Johannes 5:19-23

Wie schon gesagt, ist Josef hier ein hervorragendes Zeugnis darüber, welche Position Jeschua im Himmel einnimmt – Josef wurde geehrt, aber nicht angebetet und so ist es auch mit Gottes Sohn. Die Existenz von Josef ist ein prophetisches Bild auf den Gesalbten Jeschua, und so wie Josef der Mittler zwischen dem Pharao und dem ägyptischen Volk war, so ist Jeschua heute der Mittler zwischen Gott und den Menschen.

Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch der Gesalbte Jeschua, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. Das ist das Zeugnis zur rechten Zeit,

1.Timotheus 2:5-6

Ebenso, wie Josefs Brüder ihren Bruder Josef nicht erkannten, so erkennen die meisten Juden, aber auch die meisten Christen heute Jeschua nicht als den, der er ist.

Und Josef erkannte seine Brüder, sie aber erkannten ihn nicht.

1.Mose 42:8

Die meisten Anhänger der drei awrahamitischen Religionen haben eine Decke vor den Augen – Juden verleugnen Jeschua als Gesalbten Sohn Gottes und verfluchen ihn, statt ihn zu ehren; Moslems machen Jeschua zu einem normalen Menschen und leugnen sowohl seine Gottessohnschaft, als auch Tod am Holz und Auferstehung; und Christen verleugnen Jeschua als Gesalbten Sohn Gottes und beten ihn an, statt ihn zu ehren. In allen Fällen wird damit Jeschuas Vater JHWH entehrt! Schon der Prophet Jesaja schrieb zu diesem Thema wichtige Worte.

Bringe hervor das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben! Alle Heidenvölker mögen zusammenkommen und die Nationen sich vereinigen! Wer unter ihnen kann dies verkündigen und uns Früheres hören lassen? Lass sie ihre Zeugen stellen und sich rechtfertigen; dann wird man es hören und sagen: Es ist wahr! Ihr seid meine Zeugen, spricht JHWH, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich es bin; vor mir ist kein Gott gebildet worden, und nach mir wird es keinen geben. Ich, ich bin JHWH, und außer mir gibt es keinen Retter. Ich habe verkündigt, gerettet und von mir hören lassen und bin nicht fremd unter euch; und ihr seid meine Zeugen, spricht JHWH, dass ich Gott bin. Ja, von jeher bin ich derselbe, und niemand kann aus meiner Hand erretten. Ich wirke — wer will es abwenden?

Jesaja 43:8-13

Einige mögen nun sagen, dass doch Jeschua unser Retter ist, doch möchte ich daran erinnern, dass Jeschua selber sagte, und Paulus bezeugte, dass alle Macht, die Jeschua hat, von seinem Vater, Gott JHWH gegeben wurde. Jeschua handelt, wie Josef auch, als Beauftragter von JHWH. Jeschua selber warnte vor der Blindheit, mit der damals schon viele Juden, heute aber auch viele Christen geschlagen sind.

Lasst sie; sie sind blinde Blindenleiter! Wenn aber ein Blinder den anderen leitet, werden beide in die Grube fallen.

Matthäus 15:14

Diese Blindheit verhindert, dass Juden und Christen heute Jeschua als Bruder anerkennen und es ist die selbe Blindheit, die Josefs Brüder hatten, als sie ihren Bruder Josef nicht erkannten. Diese Bindheit führt dazu, dass ein falscher Messias gelehrt wird – ein „Antichrist“ an Stelle des einzig wahren Gesalbten Jeschua.

Mich wundert, dass ihr euch so schnell abwenden lasst von dem, der euch durch die Gnade des Gesalbtenberufen hat, zu einer anderen frohen Botschaft, während es doch keine andere gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und die frohe Botschaft vom Gesalbten verdrehen wollen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als frohe Botschaft verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als frohe Botschaft verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!

Galater 1:6-9

Jeder, der abweicht und nicht in der Lehre des Gesalbten bleibt, der hat Gott nicht; wer in der Lehre des Gesalbten bleibt, der hat den Vater und den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, den nehmt nicht auf ins Haus und grüßt ihn nicht! Denn wer ihn grüßt, macht sich seiner bösen Werke teilhaftig.

2.Johannes 1:9


Krija He: 42:19-43:15

Josef lies seine Brüder im Unwissen und forderte sie auf, einen der ihren als Geisel in Ägypten zu lassen, während sie Benjamin holen sollten. Dieser Moment ist für sie ein Moment der Erkenntnis und Trauer.

Sie sagten aber zueinander: Wahrlich, wir sind schuldig wegen unseres Bruders! Denn wir sahen die Drangsal seiner Seele, als er uns um Erbarmen anflehte; wir aber hörten nicht auf ihn. Darum ist diese Drangsal über uns gekommen! Und Ruben antwortete und sprach zu ihnen: Habe ich euch nicht zugeredet und gesagt: Versündigt euch nicht an dem Knaben? Aber ihr wolltet ja nicht hören! Und seht, nun wird sein Blut gefordert!

1.Mose 42:21-22

Schließlich wurde Schimeon (hebr.: Simeon) in Geiselhaft genommen und die Gefäße der Brüder wurden mit Getreide gefüllt. Dabei lässt Josef heimlich das Silber, dass die Brüder zahlten auch wieder einpacken. Zu Hause beim Vater Jaakow, erschrecken deshalb alle sehr und sorgen sich, um das weitere Geschehen. Besonders Jaakow ist voller Kummer.

Und ihr Vater Jaakow sprach zu ihnen: Ihr habt mich meiner Kinder beraubt! Josef ist nicht mehr, Schimeon ist nicht mehr, und Benjamin wollt ihr mir nehmen; dies alles ist über mich gekommen! Da sprach Reuben zu seinem Vater: Du kannst meine beiden Söhne töten, wenn ich ihn dir nicht wiederbringe! Übergib ihn nur meiner Hand, ich will ihn dir wiederbringen!

1.Mose 42:36-37

Wie schon damals, als die Brüder Josef töten wollten, versucht Reuben auch hier wieder, Verantwortung zu übernehmen, doch Jaakow möchte Benjamin nicht ziehen lassen. Erst als die Last der Hungersnot erdrückender wird, beschließt Jaakow, seine Söhne erneut nach Ägypten zu senden. Doch auch dieses Mal bedarf es seiner Überzeugung, Benjamin mitziehen zu lassen. Dieses Mal übernimmt Jehuda die Verantwortung.

Und Juda sprach zu seinem Vater Israel: Gib mir den Knaben mit, so wollen wir uns auf den Weg machen, damit wir leben und nicht sterben, wir und du und unsere Kinder! Ich will für ihn bürgen, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und ihn vor dein Angesicht stelle, so will ich die Schuld tragen vor dir mein ganzes Leben lang.

1.Mose 43:9

Erneut beweist er, dass er einen ganz eigenartigen Charakter hat. Er war derjenige, der vorschlug, Josef zu verkaufen und danach verließ er seine Familie, um eine Kanaanäerin zu heiraten, zeugte mit ihr Kinder, um schließlich mit einer vermeintlichen Hure zu schlafen, die sich als seine Schwiegertochter offenbarte. Offensichtlich ist Jehuda von seinem bösen Weg umgekehrt.


Krija Waw: 43:16-29

Josefs Brüder erreichten das Haus Josefs und warteten auf ihn. Als Josef nach Hause kam, brachten sie ihr Geschenk und verneigten sich vor ihm. Josef fragte sie nach dem Wohlergehen ihres Vaters. Sie sagten, dass es dem Knecht Josefs, ihrem Vater, gut gehe, und verneigten sich. Der rabbanitische Midrasch setzt sich mit dieser Begebenheit auseinander und erzählt, dass der Gelehrte Rab Chija der Ältere im Land Israel einen Babylonier traf und diesen nach dem Wohlergehen seines eigenen Vater in Babylon fragte. Der Babylonier antwortete, dass die Mutter von Rab Chija in Babylon nach ihrem Sohn gefragt habe. Rab Chija rief daraufhin aus, dass er nach einer Sache gefragt habe und der Babylonier ihm von einer anderen sprach. Der Babylonier entgegnete ihm daraufhin, dass die Menschen nach den Lebenden fragen, aber nicht nach den Toten. Dies dient als eine Anspielung darauf, dass Rab Chija Vater gestorben war. Der Midrasch deutet daher Josefs Frage nach dem Wohlergehen seines Vaters als Anspielung auf Jaakow und Josefs Hinweis „den alten Mann“ (Vers 27), als Anspielung auf Jizchak. Wenn es in 28 heißt, dass es dem Vater gut gehe, interpretiert der Midrasch diese Antwort so, dass sie damit andeuten, dass Jizchak gestorben sei (vgl. Midrasch Bereschit Rabba 92:5).


Krija Sajin: 43:30-44:17

Und als er sein Angesicht gewaschen hatte, ging er heraus und hielt an sich und sprach: Legt die Speisen auf! Und man trug ihm besonders auf und jenen auch besonders und den Ägyptern, die mit ihm aßen, auch besonders. Denn die Ägypter dürfen nicht essen mit den Hebräern; denn es ist ein Gräuel für sie. Und man setzte sie ihm gegenüber, den Erstgeborenen nach seiner Erstgeburt und den Jüngsten nach seiner Jugend. Darüber verwunderten sie sich untereinander. Und man trug ihnen Essen auf von seinem Tisch, aber Benjamin bekam fünfmal mehr als die andern. Und sie tranken und wurden trunken mit ihm.

1.Mose 43:31-34

Dieser Abschnitt enthält die merkwürdige Bemerkung, dass Ägypter mit Hebräern nicht an einem Tisch gegessen haben, denn für Ägypter ist es ein Gräuel mit Hebräern zu essen. Im hebräischen Text steht hier „toeba“ (Strong‘s H8441). Vorab ist festzuhalten, dass es keine Unklarheiten hinsichtlich der Bedeutung von „toeba“ gibt, dass das Substantiv in der Bibel 116 Mal und verschiedene Verb-Formen 23 Mal in der Bibel vorkommt. Dabei ergibt sich aus den biblischen Parallelen die Bedeutung „hassen“ „untergraben“ und „verachten“. Offenbar wurde das Wort verwendet, um Unannehmlichkeiten mit etwas auszudrücken, das nicht den akzeptierten Normen und Erwartungen entsprach. In älteren biblischen Büchern bezieht sich das Wort auf Unannehmlichkeiten mit den Praktiken anderer Menschen (vgl. 1.Mose 43:32, 46:34; 2.Mose 8:22; 3.Mose 18:22) und mit fremden Göttern oder verfälschten Ritualen (vgl. 5.Mose 7:25, 12:31, 18:12, 22:5, 23:19, 27:16, 32:16; 2.Könige 16:13). In der biblischen Weisheitsliteratur wurde das Wort hauptsächlich im moralischen Bereich verwendet (vgl. Sprüche 11:1, 20, 12, 22), aber in Hesekiel, wie auch im Deuteronomium, sind die meisten Verweise – insgesamt 43 Verweise – im rituellen Bereich angesiedelt. Es ist interessant, dass Flavius Josephus in seiner Nacherzählung von Josefs Geschichte das Detail auslässt, dass die Ägypter nicht mit den Hebräern essen konnten (vgl. Jüdische Altertümer 2:123). Der jüdische Gelehrte Philo hingegen sieht in der Trennung der Gäste beim Abendessen einen Hinweis auf Josefs Anmut als Gastgeber (vgl. Über Josef 202). Was bedeuten würde, dass die Ägypter die hebräischen Essgewohnheiten für abscheulich hielten. Raschi übersetzte das Wort „toeba“ als „hasserfüllt“ und verweist zur Begründung auf den Targum Onkelos, der aussagt, dass das Vieh, dass die Ägypter anbeten, von den Hebräern gegessen wurde. Der Targum Jonathan wiederholt diese Erklärung. Die Gelehrte Kimchi, Ibn Esra und Abarbanel behaupteten, dass die Ägypter Vegetarier waren und folglich nicht an dem für die Hebräer zubereiteten Fleischmahl teilnehmen konnten. Ibn Esra macht die Ägypter sogar zu Veganern, wie es seiner Meinung nach die Hindus in Indien waren (vgl. Ibn Esra zu 1.Mose 46:34). Diese Kommentatoren können aber nicht richtig liegen, denn Ägyptologen haben schon vor langer Zeit festgestellt, dass die Ägypter Rinder, Vögel und Fische als Teil ihrer täglichen Nahrung aßen – auch Tiere, die ihnen als heilig galten. Der durchschnittliche Ägypter war kein Vegetarier (vgl. Herodot, Histories, 2.37.2-5). Die Gelehrten Raschbam und Hizkuni meinten, dass die Ägypter unhöflich waren und es als schändlich ansahen, mit einem Fremden zu essen. Doch obwohl die Asiaten von den Ägyptern als Feinde angesehen und oft als elend oder feige bezeichnet wurden, ist es schwer vorstellbar, dass dies sie daran hinderte, gemeinsam an einem Tisch zu essen. Bei den von Josef eingeladenen Ägyptern handelte es sich zweifellos um Beamte, und sie müssen ein Interesse daran gehabt haben, so viel wie möglich über die Nachbarländer zu erfahren, vor denen sie Angst hatten. Die Behauptung von Raschbam und Hizkuni, es handele sich um schlechte Manieren und eine Abneigung gegen Fremde, ist also wohl nicht richtig. Man hat den starken Eindruck, dass die klassischen jüdischen Kommentatoren nicht in der Lage waren, den spezifischen Grund für die ägyptische Abscheulichkeit, mit den Hebräern zu speisen, zu erklären. Der modernen Wissenschaft geht es nicht besser. Ironischerweise waren die Ägypter nicht die einzige Gruppe im Altertum, die dafür bekannt war, nicht mit Fremden zu essen. Die Weigerung, mit Fremden zusammen zu essen, ist eine der Kritiken, die an den Juden geübt wurde.

Sie [ = Juden] betrachten den Rest der Menschheit mit dem ganzen Hass von Feinden. Sie sitzen bei den Mahlzeiten getrennt, sie schlafen getrennt, und obwohl sie als Volk besonders zur Lust neigen, enthalten sie sich des Verkehrs mit fremden Frauen.

Publius Cornelius Tacitus 5.1.5

Die Behauptung, dass sie bei den Mahlzeiten getrennt sitzen, wird nicht nur von Nicht-Juden über Juden aufgestellt, sondern auch von Juden selbst erwähnt. Schaul (hebr.: Paulus) zum Beispiel richtete diese Kritik gegen Kephas (hebr.: Petrus).

Als aber Kefa nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn er war im Unrecht. Bevor nämlich etliche von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus der Beschneidung fürchtete. Und auch die übrigen Juden heuchelten mit ihm, sodass selbst Barnabas von ihrer Heuchelei mit fortgerissen wurde. Als ich aber sah, dass sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kefa vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, was zwingst du die Heiden, jüdisch zu leben?

Galater 2:11-14

Josef weist später seine Familie an, dem Pharao zu sagen, dass sie Hirten sind, damit sie sich in Goschen niederlassen können, denn jeder Hirte ist „toeba“ (Strong’s H8441) (vgl. 1.Mose 46:34). Natürlich hatte der Pharao eigene Hirten, und der Text bestätigt dies sogar (vgl. 1.Mose 47:6), aber um die Wahrheit dieser Aussage geht es nicht. Wichtig ist, wie Josef dies mit seinem Plan verbindet. Nach der vierten Plage erklärt sich der Pharao im Rahmen der Verhandlungen mit Mosche bereit, die Hebräer ihrem Gott im Land opfern zu lassen. Aber Mosche entgegnet, dass das eine schlechte Idee ist, denn was die Hebräer opfern, ist den Ägyptern „toeba“, und wenn die Ägypter sehen, dass die Hebräer ein solches Opfer darbringen, werden die Hebräer zu Tode gesteinigt. Zumindest scheint das der Text zu sagen. Doch eine andere Möglichkeit ist, dass nicht das, was die Hebräer opfern, für die Ägypter „toeba“ ist, sondern die Tatsache, dass die Hebräer opferten. Josefs Tischordnung, die Hirten und die Opfer der Hebräer haben also zwei Dinge gemeinsam. Das erste ist offensichtlich. Alle drei werden als „toeba“ bezeichnet, also als etwas, das auf irgendeine Weise unerwünscht bzw. ein „Gräuel“ ist. Die zweite, weniger offensichtliche Gemeinsamkeit ist ein Hinweis darauf, was „toeba“ genau bedeutet: Sie sind alle „toeba“ für die Ägypter. Da diese Ereignisse in Ägypten fast 4.000 Jahre zurückliegen, werden wir heute also nach aktuellen Wissensstand keine endgültige Antwort darauf erhalten, weshalb die Ägypter getrennt von den Hebräern saßen und aßen. Doch eine genaue Lektüre des Textes zeigt uns wenigstens ein Detail. Denn es heißt eigentlich nicht: „Die Ägypter wollten nicht mit den Hebräern essen“, sondern dass sie nicht essen „konnten“. Dies deutet darauf hin, dass etwas Rituelles oder Physisches das Hindernis war. Ungewöhnlich ist auch, dass Benjamin neben Josef sitzen durfte und außerdem eine fünffache Portion bekam. Dies sorgte in der Antike bei den Rabbaniten fast zu genau so viel Diskussion wie das vorherige Thema. Ein Erklärungsversuch, der weitgehend im rabbanitischen Judentum anerkannt ist, kommt von Rab Nachman ben Jizchak.

Er arrangierte ein Festmahl für sie und beschloss, Benjamin an seiner Seite sitzen zu lassen, aber er wusste zunächst nicht, wie er das anstellen sollte. Daraufhin nahm er den Kelch, schlug ihn an und sagte zu ihnen: „Ich war der Meinung, dass Jehuda der Erstgeborene ist, weil er als erster gesprochen hat, aber jetzt stelle ich fest, dass Reuben der Erstgeborene ist und Juda einfach ein geschwätziger Mensch.“, Und er setzte Reuben an das Kopfende des Tisches. […] Am Ende blieb nur Benjamin sitzen. „Ich sehe, dass dieser einen Bruder hatte, von dem er getrennt ist, und dass er eine Waise ist. Auch ich hatte einen Bruder, von dem ich getrennt bin. Er ist ein Waisenkind, und auch ich bin ein Waisenkind. Lass ihn kommen und neben mir sitzen.“ Und er setzte ihn an seine Seite, wie es in der Schrift heißt: „Und sie saßen vor ihm, der Erstgeborene nach seinem Erstgeburtsrecht und der Jüngste nach seiner Jugend“. Und man nahm ihnen Teile ab, die vor ihm waren; aber auch Benjamin gab er seinen Teil. Zuerst gab Josef jedem von ihnen, auch Benjamin, eine einzige Portion zu essen. Dann gab er ihm seinen eigenen Anteil, und Asnat nahm ihre Anteil und gab ihn Benjamin, und auch Ephraim und Menasche nahmen ihre Anteile und gaben sie Benjamin. So erhielt Benjamin insgesamt fünf Anteile, wie es heißt: „Aber Benjamins Anteil war fünfmal so groß wie der von allen anderen“.

Midrasch Tanchuma, Wajigasch 4:8-9

Zu guter Letzt lesen wir, dass sie tranken und trunken wurden. Die Rabbaniten erklären dies damit, dass die Brüder und Josef seit dem Tage, da die Brüder Josef verkauft hatten, keinen Wein getrunken hatten; an jenem Tage aber wieder tranken (Midrasch Bereschit Rabba 92:5). Nun wurden die Lastentiere der Brüder wieder mit Korn beladen und Josef ließ erneut seinen Besitz unter dem Korn verstecken. Als Josef danach suchen lässt und dies gefunden wird, sind die Brüder zutiefst erschüttert, zerrissen ihre Gewänder und legten sich vor Josefs Füße, um Gnade zu erbeten. Gerade Jehuda sticht erneut hervor und führt das Wort, doch Josef scheint gnadenlos.

Er aber sprach: Das sei ferne von mir, solches zu tun! Der, bei dem der Becher gefunden ist, soll mein Sklave sein; ihr aber zieht hinauf mit Frieden zu eurem Vater.

1.Mose 44:17

Marana tha – unser Herr kommt! Hallelujah – gelobt sei Jah!

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