DAS GESETZ – TEIL 5: PAULUS UND DAS GESETZ

Apostelgeschichte 21 – War Paulus gesetzestreu?

Nachdem wir nun Apostelgeschichte 15 ausführlich behandelt haben, müssen wir auch Apostelgeschichte 21 behandeln, weil sie miteinander zusammenhängen.

Bevor wir uns genauer mit Apostelgeschichte 21:25 befassen, sollten wir einen kurzen Blick auf den Kontext werfen, um zu verstehen, worum es geht.

Und nachdem er sie begrüßt hatte, erzählte er alles bis ins Einzelne, was Gott unter den Heiden durch seinen Dienst getan hatte. Sie aber priesen den Herrn, als sie dies hörten; und sie sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, welch große Zahl von Juden gläubig geworden ist, und alle sind Eiferer für das Gesetz. Es ist ihnen aber über dich berichtet worden, du würdest alle Juden, die unter den Heiden sind, den Abfall von Mose lehren und sagen, sie sollten ihre Kinder nicht beschneiden und nicht nach den Gebräuchen wandeln. Was ist nun zu tun? Auf jeden Fall muss die Menge zusammenkommen; denn sie werden hören, dass du gekommen bist. So tue nun das, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben; diese nimm zu dir, lass dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, dass sie das Haupt scheren lassen; so können alle erkennen, dass nichts ist an dem, was über dich berichtet worden ist, sondern dass auch du ordentlich wandelst und das Gesetz hältst. Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir ja geschrieben und angeordnet, dass sie von alledem nichts zu befolgen haben, sondern sich nur hüten sollen vor dem Götzenopfer und dem Blut und vor Ersticktem und Unzucht. Da nahm Paulus die Männer zu sich und ging am folgenden Tag, nachdem er sich hatte reinigen lassen, mit ihnen in den Tempel und kündigte die Erfüllung der Tage der Reinigung an, bis für jeden von ihnen das Opfer dargebracht werden sollte.

Apostelgeschichte 21:19-26

Pauklus kommt von einer Resie zurück nach Jerusalem. Dort wird Paulus schließlich beschuldigt, nicht das ganze Gesetz Gottes zu lehren, wie es von Mose geboten wurde. Jakobus sagt, dass er weiß, dass solche Anschuldigungen gegen Paulus nicht wahr sind, und fordert ihn auf zu beweisen, dass er das Gesetz Gottes hält, indem er Opfergaben im Tempel. Interessanterweise erklärt und definiert Jakobus den geordneten Wandel im Glauben als jemanden, der das Gesetz Gottes hält Gottes hält, wie es von Mose geschrieben wurde.

Im Zuge der Anweisung an Paulus, seine Treue gegenüber der Tora zu bestätigen, wie Apostelgeschichte 21:23-24 bezeugt, versuchen nun viele AUsleger, ihre falsche Interpretation des Apostelkonzils mit Apostelgeschichte 21:25 zu stützen.

So tue nun das, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben; diese nimm zu dir, lass dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, dass sie das Haupt scheren lassen; so können alle erkennen, dass nichts ist an dem, was über dich berichtet worden ist, sondern dass auch du ordentlich wandelst und das Gesetz hältst. Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir ja geschrieben und angeordnet, dass sie von alledem nichts zu befolgen haben, sondern sich nur hüten sollen vor dem Götzenopfer und dem Blut und vor Ersticktem und Unzucht.

Apostelgeschichte 21:23-25; Schlachter 2000 (SLT)

Viele Christen behauptet, dass eine gesetzestreue Auslegung von Apostelgeschichte 15 falsch sei, weil Apostelgeschichte 21:25 diesen Beschluss wiederholen würde, in dem es heißt, dass die Heiden von alledem nichts zu befolgen haben. Mit diesem Versteil wird argumentiert, dass die Heiden, also die „Nichtjuden“, nicht mehr an die Tora gebunden seien und die Auslegung, Gottes Gebote zu beachten, daher als Irrlehre betrachtet werden sollte.

Es ist also klar, dass Paulus das ganze Gesetz Gottes praktiziert und lehrt, wie es hier belegt wird. Aber warum werden die vier Anweisungen an die Heiden aus Apostelgeschichte 15 hier zitiert? Wir müssen erkennen, dass es einen Unterschied zwischen Juden und Griechen gibt. Aber, es ist wichtig zu verstehen was der Unterschied ist. Juden sind in Kenntnis des Gesetzes Gottes aufgewachsen. Griechen kommen zum Glauben und wissen nichts über das Gesetz Gottes.

Lasst uns diese Aussage überprüfen, indem wir verschiedene Übersetzungen
betrachten:

Über die gläubig gewordenen Heiden aber haben wir ja einen Beschluss gefasst und ihnen geschrieben, sie sollten sich vor Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktem und Unzucht hüten.

Apostelgeschichte 21:25; Einheitsübersetzung (EU)

Was aber die Gläubigen ⟨aus den⟩ Nationen betrifft, so haben wir geschrieben und verfügt, dass sie sich sowohl vor dem Götzenopfer als auch vor Blut und Ersticktem und Unzucht hüten sollen.

Apostelgeschichte 21:25; Elberfelder Bibel (ELB)

Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir beschlossen und ihnen (schriftlich) mitgeteilt, daß sie sich vor Götzenopferfleisch, vor (dem Genuß von) Blut, vor dem Fleisch erstickter Tiere und vor Unzucht zu hüten haben.

Apostelgeschichte 21:25; Menge Bibel (MENG)

Und was die Nichtjuden betrifft, die zum Glauben gekommen sind, haben wir ja bereits entschieden und ihnen schriftlich mitgeteilt, kein Fleisch von Götzenopfern zu essen, kein Blut zu genießen und kein Fleisch, das nicht richtig ausgeblutet ist. Hüten sollten sie sich vor jeder sexuellen Unmoral.

Apostelgeschichte 21:25; Neue Evangelistische Übersetzung (NeÜ)

Schnell fällt auf, dass diese Übersetzungen den Versteil „dass sie von alledem nichts zu befolgen haben“ nicht enthalten. Aber warum ist das so?

Das ergibt sich aus der Tatsache, dass verschiedene Bibelübersetzungen oft auf
unterschiedlichen Textgrundlagen basieren. Ein Beispiel hierfür ist der aktuelle
wissenschaftliche Text, bekannt als der „Nestle-Aland-Text“, der alle paar Jahre an den
neuesten Stand der Forschung angepasst wird und derzeit in seiner 28. Auflage vorliegt. Der Nestle-Aland-Text enthält die Formulierung „dass sie von alledem nichts zu befolgen haben“ nicht. Zeugen dafür sind der Codex Vaticanus (325-349 n.Chr.), der Codex Sinaiticus (325-360 n. Chr.) und der Codex Alexandrinus (375-499 n.Chr.). Dadurch wird eindeutig belegt, dass die ältesten Manuskripte diesen Einschub nicht enthalten.

Es ist aber erwähnenswert, dass im Textus Receptus ein solcher Einschub enthalten ist. Der älteste Zeuge für diese Lesart ist der Text des Ephraemi Rescriptus (375-499 n.Chr.). Doch die Vetus Latina (200 n.Chr) kann als Beleg für die Lesart von Nestle-Aland in Bezug auf Apostelgeschichte 21:25 dienen.

Wir haben nicht die Absicht, hier eine Diskussion, geschweige denn ein Dogma
darüber anzuführen, dass der Nestle-Aland-Text der einzige wahre Text ist. Dies ist auch nicht erforderlich, denn die Vetus Latina bezeugt wie bereits erwähnt unsere Meinung über Apostelgeschichte 21:25. Dort heißt es:

De his autem qui crediderunt ex gentibus, nos scripsimus judicantes ut abstineant se ab idolis immolato, et sanguine, et suffocato, et fornicatione.

Acta apostolorum 21:25; Vetus Latina

Übersetzt steht dort:

Was jedoch diejenigen betrifft, die aus den Nationen gläubig geworden sind, haben wir geschrieben und entschieden, dass sie sich von Götzenopfern, Blut, Ersticktem und Unzucht fernhalten sollen.

Acta apostolorum 21:25; Vetus Latina (Deutsch)

Der Zusatz „dass sie von alledem nichts zu befolgen haben“ fehlt genauso wie bei
Nestle-Aland.

Ursprünglich entstanden die Übersetzungen der Vetus Latina wahrscheinlich im 2. bis 4.Jhd. n.Chr., als das Christentum im Römischen Reich Fuß fasste. Da Latein zu
dieser Zeit die gebräuchliche Sprache in den westlichen Regionen des Reiches war, wurde das neue Testament in diese Sprache übersetzt, um die Botschaft des Evangeliums einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Relevanz der Vetus Latina liegt in ihrer Rolle als Quelle für die Textforschung des neuen Testaments. Da die Übersetzung der Vetus Latina früher geschah, als die spätere Vulgata. So bietet die Vetus Latine im Gegensatz zur ebenfalls lateinischen Vulgata oder dem griechischen Textus Receptus uns Einblicke in frühe Lesarten und Varianten des Textes, da sie auf unterschiedlichen Textgrundlagen basieren. In vielen Fällen können sie als Zeugen für ältere Textformen dienen, die in späteren Versionen möglicherweise verändert oderbearbeitet wurden. Die Vetus Latina bildete die Grundlage für die Vulgata, die von dem christlichen Gelehrten Hieronymus im späten 4.Jhd. erstellt wurde. Die Vulgata war vor der Reformation die maßgeblichste Bibelübersetzung und wurde als Grundlage des christlichen Glaubens angesehen
Auf Basis dieser Untersuchung sollte klar sein, dass Apostelgeschichte 21:25 mit dem
Zusatz „dass sie von alledem nichts zu befolgen haben“ nicht als eindeutiger Beweis
einer gesetzlosen Auslegung herhalten kann, da die ältesten Manuskripte des Nestle-Aland (ab 325 n.Chr) die Vetuslatina (ab 200 n. Chr) und selbst die Vulgata (ab 400
n.Chr) diesen Zusatz noch nicht enthalten.

Gottes Wort ist zuverlässig und authentisch. Wenn wir viele verschiedene Manuskripte von verschiedenen Büchern der Bibel vergleichen, stellen wir fest, dass die Abweichungen marginal und eigentlich nicht erwähnenswert sind. Doch diese kleine Abweichung in Apostelgeschichte 21:25 macht einen großen Unterschied, wenn es um die Einhaltung von Gottes Gesetz geht.

Hat Gott zugelassen, dass dieser Vers über einen Zeitraum von mehr als 1.300 Jahren
unvollständig im Umlauf war? Wurde dieser Vers erst durch den Text der Reformation, also den Textus Receptus geändert?

Die Textforschung vertritt nicht diese Ansicht, und wir schließen uns dieser Auffassung an. Zudem sollte beachtet werden, dass diese Stellen sonst im Widerspruch zu 4. Mose 15:15, Sacharja 14 und 19 , Jesaja 65, Jeremia 31:31 usw. stehen. Wie wir bereits im vorherigen Kapitel dargelegt haben, stellen die vier Gebote aus Apostelgeschichte 15:19-21 und Apostelgeschichte 21:25 den Einstieg in das Gesetz Gottes dar, denn wie Jakobus in APostelgeschichte 15 sagte, hat Mose von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird. Bei der Betrachtung von Apostelgeschichte 21:25 ist es daher zwingend erforderlich, den Kontext aus Apostelgeschichte 15 zu berücksichtigen.

Aber schauen wir uns Apostelgeschichte 21:25 der Vollständigkeit dennoch noch einmal genauer an. Als Paulus in Apostelgeschichte 21 erneut angefochten wurde, dass er nicht das ganze Wort Gottes lehre und praktiziere, zeigte Jakobus, dass dies falsche Anschuldigungen waren und Paulus bewies es, indem er die Opfergaben bezahlte.

Hast du das verstanden? – Das ist sehr interessant. Das bedeutet, dass Jakobus ordnungsgemäßes Handeln als jemanden definiert, der das ganze Gesetz Gottes hält, einschließlich der Beschneidung als Jude. Er ließ ja sogar einen seiner Begleiter beschneiden. Eigentlich doch ein Widerspruch zu der Lehre, die Christen vertreten, dass Paulus pauschal gegen die Beschneidung gepredigt und sogar in Galater 5 scheinbar mit Heilsverlust gedroht habe.

Er kam aber nach Derbe und Lystra. Und siehe, dort war ein Jünger namens Timotheus, der Sohn einer gläubigen jüdischen Frau, aber eines griechischen Vaters; der hatte ein gutes Zeugnis von den Brüdern in Lystra und Ikonium. Diesen wollte Paulus mit sich ziehen lassen. Und er nahm ihn und ließ ihn beschneiden um der Juden willen, die in jener Gegend waren; denn sie wussten alle, dass sein Vater ein Grieche war.

Apostelgeschichte 16:1-3

Der ursprüngliche Vorwurf an Paulus in Apostelgeschichte 21 bezog sich auf die Beziehung zwischen Paulus und den Juden, aber in Apostelgeschichte 21 erwähnt auch die gleiche Schlussfolgerung wie in Apostelgeschichte 15, um ihnen mitzuteilen, dass die gleichen Anweisungen, das ganze Gesetz Gottes zu halten, auch an die Heiden ergehen, wie es in Apostelgeschichte 15 beschrieben wird.

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