JOM TERUA: ROSCH HA SCHANA

Gott befahl seinem Volk, am 1. Tag des siebten biblischen Monats „Ethanim“ (im rabbanitischen Judentum „Tischrei“ genannt, das Fest „Jom Terua“ (hebr.: „Tag des Lärmblasen“) zu feiern. Dieser Tag ist ein RUhetag, ähnlich einem Schabbat, an dem wir nicht arbeiten sollen (siehe 3.Mose 23:23-25 und 4.Mose 29:1-6).

Das besondere an Jom Terua ist, dass die Gott den Israeliten damals in der Tora nicht sagte, was der Zweck dieses Festes ist. Für alle anderen Feste nannte Gott wenigstens einen, für einige sogar zwei Gründe. Das „Pessach“ (hebr.: Passah) erinnert uns an den Auszug aus Ägypten (2.Mose 12 und 4:Mose 9) und das „Chag ha Mazot“ (hebr.: Fest der ungesäuerte Brote) erinnert uns an den Auszug aus Ägypten und ist auch ein Erntedankfest zum Beginn der Gerstenernte (siehe 2.Mose 23:15 und 3.Mose 23:4-14). Das „Schawuot“ (hebr.: Wochenfest) ist ein Erntedankfest der Weizenernte (siehe 2.Mose 23:16, 34:22). Der „Jom Ha-Kippurim“ [hebr. Tag der Versöhnung) diente der Versöhnung mit Gott (siehe 3.Mose 16). Das „Sukkot“ (hebr.: Laubhüttenfest) erinnert an die Wüstenwanderung der Israeliten und ist auch ein Erntedankfest (2.Mose 23,16). Im Gegensatz zu all diesen Festen Gottes hat Jom Terua keinen klaren Zweck, außer dass wir an diesem Tag zur Ruhe und zum Lärmblasen aufgefordert werden.

Der Name „Jom Terua“ gibt den deutlichsten Hinweis auf seinen Zweck. „Terua „bedeutet wörtlich übersetzt „Lärm machen“. Dieses Wort kann den Lärm einer Trompete beschreiben, aber auch den Lärm einer großen Menschenmenge, die gemeinsam schreit (4.Mose 10:5-6). Genau hier wird es spannend.

Und die gerüsteten Krieger schritten vor den Priestern her, die in die Hörner stießen, und die Nachhut folgte der Lade nach, und sie stießen beständig in die Hörner.

Josua 6:9

In diesem Vers kommt das Wort „schreien“ zweimal vor, einmal als Verbform und ein zweites Mal als Substantivform von „Terua“. Obwohl in diesem Vers der Klang des Schofars erwähnt wird, bezieht sich „Terua“ in keinem der zwei Fälle auf das Schofar, sondern auf das Geschrei der Israeliten. Auch wenn Gott den Zweck von Jom Terua nicht ausdrücklich nennt, könnte sein Name nicht nur darauf hinweisen, dass man mit dem Schofar Lärm blasen soll, sondern auch, dass er als Tag des öffentlichen Gebets gedacht ist. Die Verbform von „Terua“ bezieht sich im obigen Fall auf den Lärm, den eine Versammlung von Gläubigen macht, die den Allmächtigen Gott JHWH gemeinsam anrufen (siehe Psalm 47:2, 66:1, 81:2, 100:1).

Jom Terua wird aber auch als „Zikron Terua“ bezeichnet (siehe 3.Mose 23:24). Das Wort Zikron wird manchmal mit „gedenken“ oder „erinnern“ übersetzt, aber dieses hebräische Wort bedeutet auch „erwähnen“, oft in Bezug auf das Aussprechen des Namens JHWHs (siehe 2.Mose 3:15; Jesaja 12:4, 26:13; Psalm 45:17). „Zikron Terua“, der „Erwähnungsruf“, kann sich also auch darauf beziehen, dass die Gläubigen sich zum öffentlichen Gebet versammeln und den Namen JHWH einstimmig anrufen und ausrufen.

Heute erinnern sich nur noch wenige Menschen an den biblischen Namen Jom Terua. Stattdessen ist das Fest weltweit als „Rosch ha Schana“ bekannt, was wörtlich „Kopf des Jahres“ und somit auch „Neujahr“ bedeutet. Die Verwandlung von Jom Terua zu Rosch ha Schana ist das Ergebnis des heidnischen Einflusses auf das jüdische Volk im babylonischen Exil. Der erste Schritt dieses Wandels, war die Übernahme der babylonischen Monatsnamen. In der Tora werden die Monate als Erster Monat, Zweiter Monat, Dritter Monat usw. durchnummeriert (Levitikus 23; Numeri 28), einige wenige bekamen hebräische Namen (z. B. Abib, Ethanim,…). Doch während dem ersten Exil in Babylon begannen die Juden, die babylonischen Monatsnamen zu verwenden, was auch der Talmud ohne weiteres zugibt:

Die Namen der Monate kamen mit ihnen aus Babylon herauf.

Talmud Jeruschalmi, Rosch ha Schana 1:2, 56d

Der heidnische Ursprung der heute genutzten, rabbanitisch-jüdischen Monatsnamen wird durch den vierten Monat deutlich, der „Tammus“ genannt wird. In der babylonischen Religion war Tammus der Götze des Getreides, dessen jährlicher Tod und die darauf folgende Wiederauferstehung anscheinend der Welt neue Fruchtbarkeit brachte. Im Buch Hesekiel beschreibt der Prophet eine Reise nach Jerusalem, bei der er jüdische Frauen im Tempel sitzen sah, „die über Tammus weinten“ (siehe Hesekiel 8:14). Der Grund dafür, dass sie über Tammus weinten, ist, dass Tammus nach der babylonischer Mythologie getötet worden war und noch nicht wieder auferstanden war. Im alten Babylonien wurde im Frühsommer um Tammus geweint. Dies war der Zeitpunkt, wenn es im ganzen Nahen Osten nicht mehr regnete und die grüne Vegetation von der unerbittlichen Sonne verbrannt wurde. Interessanterweise ist der Monat „Tammus“ bis heute noch eine Zeit zum Weinen und Trauern (siehe Sacharjah 8:19).

Einige der babylonischen Monatsnamen fanden ihren Weg in die späteren Bücher des Tanach, aber sie erscheinen immer neben der eigentlichen Zählung (siehe Esther 3:7). Zur Zeit von Esther lebten alle Juden innerhalb der Grenzen des persischen Reiches und die Perser hatten den babylonischen Kalender für die zivile Verwaltung ihres Reiches übernommen. Zunächst benutzten die Juden diese babylonischen Monatsnamen zusammen mit der Monatszählung aus der Tora, aber mit der Zeit gerieten die Monatsnamen aus der Tora in Vergessenheit.

Je mehr sich das jüdische Volk an die babylonischen Monatsnamen gewöhnte, desto offener wurde es auch für andere babylonische Einflüsse. Das ist vergleichbar mit der Art und Weise, wie die amerikanischen Juden Chanukka feiern. Oft ist es bekannt als jüdische Version von Weihnachten. Es gibt Geschenke unter dem „Chanukkia-Leuchter“ oder einem „Chanukka-Busch“ als jüdische Alternative zum Weihnachtsbaum. Dieses Beispiel zeigt, wie leicht es ist, sich von den Praktiken einer fremden Religion beeinflussen zu lassen, vor allem, wenn es zunächst eine gewisse Ähnlichkeit gibt. Die Tatsache, dass Chanukka oft zur gleichen Zeit wie Weihnachten gefeiert wird, machte es für amerikanische Juden ganz natürlich, Elemente von Weihnachten in ihr Chanukka-Fest zu integrieren. Genauso wie die Juden in Amerika von Weihnachten beeinflusst wurden, wurden die Juden in Babylon von der heidnischen Religion beeinflusst. Sie übernahmen falsche Bräuche und Lehren. Obwohl viele Juden nach Judäa zurückkehrten, als das Exil 516 v. Chr. offiziell endete, blieben fast 90% der Juden in Babylonien zurück, wo das rabbanitische Judentum allmählich Gestalt annahm. Viele der frühesten bekannten rabbanitischen Gelehrten wie Hillel I. wurden in Babylonien geboren und ausgebildet. Tatsächlich blieb Babylonien das Kernland des rabbanitischen Judentums bis zum Untergang des so genannten Gaonats im 11. Jahrhundert. Der babylonische Talmud ist reich an Einflüssen des babylonischen Heidentums. Tatsächlich tauchen heidnische Götzen, bspw. aus dem damals vorherschenden Zoroastrismus, aber auch aus der alten babylonischen Religion im Talmud als Engel und Dämonen auf.

Ein Teil des babylonischen Einflusses ist bis heute das Feiern von Jom Terua als Neujahrsfest. Schon sehr früh hatten die Babylonier einen Luni-Solar-Kalender, der dem biblischen Kalender sehr ähnlich war. Das führte dazu, dass Jom Terua oft auf denselben Tag wie eines der babylonischen Neujahrsfeste „Akitu“ (Gerstenaussaat) am 1. Taschritu (hebr. Tischri) fiel. Als die Juden begannen, den „Siebten Monat“ mit dem babylonischen Namen „Tischri“ zu bezeichnen, ebnete dies den Weg dafür, dass Jom Terua zu einem jüdischen „Akitu“ wurde. Gleichzeitig wollten die rabbanitischen Schriftgelehrten das babylonische „Akitu“ nicht ganz übernehmen und erfanden hierfür einen neuen, hebräischen Namen: Rosch ha Schana. Die Tatsache, dass Gott keinen Grund für Jom Terua nannte, machte es den rabbanitischen Gelehrten noch leichter, ihr erfundenes Neujahrsfest zu legitimieren.

Biblisch erscheint es absolut sinnlos, am ersten Tag des siebten Monats das neue Jahr zu feiern. Im Kontext der babylonischen Kultur war dies jedoch ganz natürlich, denn die Babylonier feierten Akitu sogar zweimal im Jahr, einmal am ersten Tag von Tischri und ein weiteres Mal sechs Monate später am ersten Tag von Nissan. Das erste babylonische Akitu-Fest fiel mit Jom Terua zusammen und das zweite Akitu fiel mit dem eigentlichen Neujahrsfest in der Tora am ersten Tag des ersten Monats zusammen. Die rabbanitischen Gelehrten erklärten nun zwar Jom Terua zum Neujahrsfest, erkannten aber dennoch an, dass der erste Tag des „ersten Monats“ in der Tora, wie der Name schon sagt, auch ein Neujahrsfest war. Das konnten sie auch nicht leugnen, da Gott diesbezüglich sehr deutlich war:

Dieser Monat soll euch der Anfang der Monate sein, er soll für euch der erste Monat des Jahres sein.

2.Mose 12:2

Der Kontext dieses Verses spricht von der Feier von Pessach und Chag ha Mazot, welche in den ersten Monat fallen. Angesichts dieses Verses konnten die rabbanitischen Gelehrten nicht leugnen, dass der erste Tag des ersten Monats ein biblisches Neujahrsfest ist. Aber im kulturellen Kontext von Babylonien, wo Akitu zweimal im Jahr als Neujahr gefeiert wurde, machte es durchaus Sinn, dass Jom Terua ein zweites Neujahr sein könnte, auch wenn es im siebten Monat liegt.

Im Gegensatz zum babylonischen Heidentum wird in der Tora nicht gesagt oder angedeutet, dass Jom Terua etwas mit Neujahr zu tun hat. Im Gegenteil: Sukkot, das genau zwei Wochen nach Jom Terua stattfindet, wird in einem Vers als „Ausgang des Jahres“ bezeichnet (siehe 2.Mose 23:16). Das wäre so, als würde man den 15.Januar im modernen westlichen Kalender als „Ausgang des Jahres“ bezeichnen. Die Tora würde Sukkot nicht auf diese Weise beschreiben, wenn Gott beabsichtigen würde, dass Jom Terua als Neujahr gefeiert wird.

Einige moderne Rabbaniten haben argumentiert, dass Jom Terua von Hesekiel in einer Vision des Propheten tatsächlich als Rosch ha Schana bezeichnet wird:

Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Wegführung, am Anfang des Jahres, am zehnten Tag des Monats, im vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt geschlagen worden war, […]

Hesekiel 40:1

Tatsächlich beweist dieser Vers aber, dass der Ausdruck „Rosch ha Schana“ nicht „Neujahr“ bedeutet. Stattdessen bedeutet er wörtlich „das Haupt des Jahres“ und bezieht sich auf den ersten Monat im biblischen Kalender. Der 10. Tag von Rosch ha Schana in Hesekiel bezieht sich auf den 10. Tag des ersten Monats.

Einige rabbanitische Gelehrte lehren, dass Jom Terua als Neujahrstag betrachtet werden sollte, weil es der Beginn des Schabbatjahres ist. Die Tora sagt jedoch nicht, dass Jom Terua der Beginn des Schabbatjahres ist und alles deutet darauf hin, dass das Schabbatjahr entweder am 10. Tag des siebten Monats, also an Jom ha Kippurim, oder alternativ erst am ersten Tag des ersten Monats beginnt.

Da sollst du Hörnerschall ertönen lassen im siebten Monat, am zehnten [Tag] des siebten Monats; am Tag der Versöhnung sollt ihr ein Schopharhorn durch euer ganzes Land erschallen lassen.

3.Mose 25:9

Dieser Vers besagt, dass ein Schofar benutzt werden soll, um die Ankunft des Jubeljahres, des 50.Jahres im Schabbatjahrzyklus, anzukündigen. Eine Möglichkeit ist, davon auszugehen, dass mit dieser Ankündigung das Schabbatjahr auch tatsächlich beginnt. Jedoch sagt der Vers auch nicht deutlich aus, dass das Jubeljahr am Versöhnungstag beginnt, sondern nur, dass die bevorstehende Ankunft des Jubeljahres am Versöhnungstag angekündigt wird. Es wäre möglich, dass das Schofar an Jom ha Kippurim des 49. Jahres, sechs Monate vor Beginn des kommenden Jubeljahres, im ganzen Land geblasen werden soll. Diese Auslegung wird durch den unmittelbaren Kontext in Levitikus 25 gestützt. In Vers 8 steht, dass 49 Jahre gezählt werden sollen, in Vers 9, dass das Schofar im ganzen Land erklingen soll, und in Vers 10, dass das 50. Jahr als Jubeljahr verkündet werden soll. Das zeigt, dass das Schofar, das in Vers 9 das kommende Jubeljahr ankündigt, durch das Land getragen wird, bevor das Jubeljahr in Vers 10 tatsächlich verkündet wird.

Manche sagen, der siebte Monat sei der Beginn des landwirtschaftlichen Zyklus. Aber in der Tora ist die Mitte des siebten Monats das Ende des landwirtschaftlichen Zyklus, insbesondere des Getreidezyklus. Im Land Israel wird das Getreide im Herbst gepflanzt und im Frühling geerntet. Der neue landwirtschaftliche Zyklus beginnt eigentlich erst mit dem Pflügen der Felder. Dies würde erst mit den ersten leichten Regenfällen geschehen, die den Boden so befeuchten, dass er von eisernen und hölzernen Pflügen durchbrochen werden kann. Im Land Israel könnte dies bereits in der Mitte des siebten Monats der Fall sein, normalerweise aber erst im achten Monat oder später. Nach der obigen Logik sollte der achte Monat als Jahresanfang gelten, nicht der siebte Monat.

Zu guter letzt gibt es noch die rabbanitische Tradition an Jom Terua Äpfel mit Honig zu essen. Diese Tradition hängt direkt mit dem Neujahrswunsch „Schana towa umetuka“ (hebr.: „ein gutes und süßes Jahr“) zusammen. Im Grunde hat diese Tradition also keinerlei Relevanz, wenn an Jom Terua gar nicht das Neujahr beginnt. Traditionell wird dieser Brauch biblisch mit einem Vers aus dem Hohelied begründet:

Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen! In seinem Schatten saß ich so gern, und seine Frucht war meinem Gaumen süß.

Hoheslied 2:3

Im Mittelalter, galten Äpfel als so besonders, dass die rabbanitischen Judenmit einem scharfen Gegenstand oder ihren Nägeln ihre persönlichen Hoffnungen und Gebete in die Apfelschale ritzten, bevor sie sie aßen. Und im Zohar, einem kabbalistischen Schriftwerk, heißt es, dass sich die Schönheit, die von Gott repräsentiert wird, „wie ein Apfel in der Welt verbreitet“. Auf eben dieser kabbalistischen Grundlage baut jede weitere Argumentation auf, die die Verwendung von Apfel und Honig begründet.

Gerade für uns Herausgerufene, die Jeschua nachfolgen hat dieses Thema große Brisanz. Wir, die wir nicht nur die Tora haben und nicht mehr den durch Menschen gemachten, heidnischen, kirchlichen oder rabbanitischen Traditionen folgen, sondern auch das Zeugnis des Messias und der Apostel haben wissen, wie wichtig es ist, sich an die gesunde Lehre zu halten.

Wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, der sich nährt mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre, der du nachgefolgt bist. Die unheiligen Altweiberlegenden aber weise ab; dagegen übe dich in der Gottesfurcht!

1.Timotheus 4:6-7

Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben und nicht auf jüdische Legenden achten und auf Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden.

Titus 1:13-14

In diesem Sinne wünsche ich jedem eine erfolgreiche Vorbereitung auf das Wesentliche von Jom Terua. Das Lärm machen durch Schofarblasen und gemeinsames Gebet.

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